US-Nebenwerte – nächstes Jahr ganz vorn dabei

13.10.2025

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Der US-Aktienmarkt hat sich auf Dollar-Basis zuletzt recht robust präsentiert, nun rücken Small Caps zunehmend in den Fokus in den USA. Von weiteren möglichen Zinssenkungen würde das Umfeld für die „Kleinen“ ebenso verbessert werden. Zugegeben, eine Schwalbe macht noch keinen Sommer – doch zumindest sollte man sich darauf einstellen, dass es wärmer wird. So könnte es auch bei den Small Caps in den USA sein, denn der US-Small-Cap-Index konnte im August deutlich performen.

Small Caps gegen Big Techs könnte man gerade sagen: Auf den ersten Blick ein unfairer Kampf, immerhin zählt der Nasdaq 100 zu den langfristigen Top-Performern am US-Aktienmarkt. Auf den zweiten Blick aber eine interessante Chance für Investoren, denn das Umfeld für die Small Caps bessert sich von mal zu mal, auch was die Gewinnwachstumsaussichten für das nächste Jahr angehen.

Dazu trägt unter anderem Jerome Powell bei. Der Chef der US-Notenbank hat auf dem berühmten Jackson-Hole-Symposium, das im August stattfand und jährlich als Versammlungsort der Notenbanker dieser Welt dient, eine Rede gehalten, die unter dem Strich zu dem Ergebnis kommt: Weitere Zinssenkungen in den USA sind zwar nicht zwingend nötig, aber auch nicht ausgeschlossen. Zur Erinnerung, in den USA lag der Leitzins bei einer Spanne zwischen 4,25 und 4,50 Prozent – und das seit Dezember 2024 – nun kam es zur ersten Senkung. Dass man in den USA seit diesem Zeitpunkt die Zinsen nicht weiter gesenkt hat, liegt vor allem an der Inflation und der Entwicklung am Arbeitsmarkt. Mit knapp drei Prozent Inflation und einer recht niedrigen Arbeitslosenquote blieb den Leuten um Powell quasi gar nichts anderes übrig, als die Zinsen unverändert zu lassen.

Doch das hat sich spätestens mit der Meldung der Arbeitslosenzahlen im August zumindest tendenziell verschoben. Diese stiegen nämlich auf den höchsten Stand seit vier Jahren. Nun, auch wenn die USA mit einer Arbeitslosenquote von 4,3 Prozent von einer „Massenarbeitslosigkeit“ und großen Sorgen um die Wirtschaft weit entfernt ist, der Anstieg könnte dennoch bei den Notenbankern die Bereitschaft wachsen lassen, es mit einem erneuten Zinsschritt nach unten zu versuchen, in den kommenden Monaten. Darauf warten auch die Small Caps. Dazu muss man wissen, dass Small Caps, also Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung zwischen 300 Millionen und zwei Milliarden US-Dollar, zur Finanzierung ihrer Geschäfte oft den Weg zur Bank einschlagen, um sich Kredite zu besorgen. Größere Unternehmen neigen hingegen eher dazu, andere alternative Finanzierungsquellen anzuzapfen, in dem sie etwa die Börse wählen, etwa über die Ausgabe von Anleihen oder Aktien. Und nicht selten verfügen diese Unternehmen auch über größere Liquiditätspolster.

Diese Konstellation führt dazu, dass Small Caps unter dem Strich häufig sensibler auf Bewegungen am Zinsmarkt reagieren als die großen Unternehmen. Fallen die Zinsen, können sie sich recht schnell zu günstigeren Konditionen Kredite besorgen oder ältere Kredite umschichten. Das Finanzierungsumfeld bessert sich, was an der Börse mit steigenden Kursen honoriert wird. Dieses Phänomen gibt es auch bei den Big Caps – nicht umsonst sagt man ja, dass fallende Zinsen gut für alle Aktien sind – aber bei den Großen spielt dieser Faktor eher eine untergeordnete Rolle; bei den Small Caps hingegen sind fallende Zinsen unter Umständen ein „Gamechanger“, wie man heute so schön sagt.

Summa summarum spielt die Wirtschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump, bestehend aus Handelszöllen und Stärkung der Binnenwirtschaft, den Small Caps ebenso in die Hände, wie den vielen Big Caps. Natürlich gibt es hier zahlreiche Unterschiede, sowohl bei den Small Caps wie bei den großen AGs – nicht alles, was „klein“ ist, profitiert automatisch, hier kommt es immer auf eine Einzelanalyse an. Zumindest bekommen die Small Caps einen ganz anderen Stellenwert bei der Aktienauswahl.

Schon seit einiger Zeit ist das auch bei den institutionellen Investoren festzustellen, sie erhöhen nach und nach ihre Investitionsquoten bei den Small Caps. Das muss nicht immer zu Lasten der Großen gehen, auch Big Caps und US-Techwerte bieten attraktive Renditechancen; aber schon kleinere Verschiebung können bei den Small Caps große Folgen für den Aktienkurs haben. Das hat man nun im August auch beim Russell 2000 beobachten können. Dies bedeutet auch: Nebenwerte weisen stets ein höheres Risiko auf als die großen Werte. Und daher sollte der Depotanteil der kleinen und mittelgroßen Werte auch nicht allzu groß ausfallen.

Kommentar von Dr. Markus C. Zschaber, Gründer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft in Köln