Warum reden alle plötzlich über Osmium?

09.06.2020

Ingo Wolf / Foto: © Osmium

finanzwelt: Was sind denn die Fragen, die den Instituten gestellt werden? Wolf: Nun die Hauptfrage ist immer die Unfälschbarkeit. Wie kann ein Metall unfälschbar sein. Aber die Antwort ist einfach, denn das Metall mit der höchsten Dichte kann im Inneren eines Barrens keinen gleichschweren Kern enthalten. Und die Kristallstruktur ist schon bei Flächen von unter 5 mm² um ein Zehntausendfaches sicherer als ein Fingerabdruck.

finanzwelt: Wie garantieren Sie diese Sicherheit und wie wird sie dem Osmium-Eigentümer verfügbar gemacht? Wolf: Die Osmium-Institute halten eine Datenbank vor, die die 3D-Oberflächenscans jedes Stückes Osmium beinhaltet. Damit kann ein Kunde unter Eingabe des Osmium-Identification-Codes im Internet die Oberfläche abrufen und vergleichen, bevor er das Osmium kauft oder verkauft. Denn so wird der Handel zwischen privaten Personen plötzlich sicher und einfach.

finanzwelt: Warum wurde diese Datenbank aufgebaut? Kann man sie mit einem Schweizer Nummernkonto oder einem Grundbucheintrag vergleichen? Wolf: Wenn man die Möglichkeit besitzt, eine absolut sichere Eigenschaft eines Metalls zu dessen Echtheitsprüfung zu nutzen, dann muss man dies tun. Denn wir wissen alle, welche Mengen gefälschten Goldes in der Hand von nichtsahnenden Händlern und Goldeigentümern ist. In der Zusammenarbeit mit den Behörden der USA und Australiens wurde damals die Idee geboren, die Osmium-Stücke auf der Basis des 3D-Scans zu zertifizieren, damit beim Grenzübertritt der Eigentümer die Echtheit und das Eigentum nachweisen kann. Die Datenbank ist eine Unterstützung für die Zollbehörden und Privatpersonen. Den Vergleich mit einem Grundbuchauseintrag mag ich, denn auch hier wird ein Eigentum verbrieft und für den Kunden sicher gemacht. Beim Weiterverkauf kann man mit Hilfe des Owner-Change-Code das Eigentum auf eine andere Person übertragen

finanzwelt: Sie haben uns im Vorgespräch mitgeteilt, dass Osmium weniger als andere Metalle ein Ziel von Dieben ist. Worauf führen Sie das zurück? Wolf: Auch Diebe sind klug, wenngleich in der Regel kriminell. Aber erwischt werden wollen sie sicher nicht. Deshalb wird eher Gold gefälscht oder gestohlen. Sie können Gold sehr einfach einschmelzen und damit die Herkunft verschleiern. Bei Osmium verhält es sich anders, denn Osmium kann man nicht einschmelzen, um es zu verändern. Man würde die Kristallstruktur vernichten und dann würde das Osmium seinen Wert verlieren, da es ja dann wieder giftig ist und auch nicht mehr zertifiziert. Rohosmium kostet nur einen Bruchteil des kristallinen Osmiums. Wenn Osmium aus einem Diebstahl auf den Markt kommt und jemand dieses Osmium nichtsahnend erwirbt, dann wird er spätestens bei seinem eigenen Wiederverkauf die Herkunft über den Osmium-Identification-Code nachweisen müssen, denn der Käufer wird sich hoffentlich informieren, wie die Datenbank funktioniert und nicht blind etwas ungeprüft kaufen. Auch wenn Sie ein Auto kaufen, lassen Sie das ja auch checken. Diese Aufgabe haben aber eben die Osmium-Institute. Damit wird dann das Stück identifiziert und der Dieb wird überführt. Aus diesem Grund werden Diebe wohl eher das Osmium als einziges im Safe lassen. Versicherungen haben anklingen lassen, dass dies ein Grund ist, um Osmium trotz des mehrfachen Wertes zu Gold gegebenenfalls günstiger zu versichern.

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