Was kommt nach Corona? Jetzt die Chancen als Unternehmen ergreifen

03.03.2021

Jens-Uwe Meyer / Foto: © Jens-Uwe Meyer

„Nach Corona wird nichts mehr so sein wie vorher.“ Davon ist der Innovationsexperte, Digitalunternehmer und Buchautor Dr. Jens-Uwe Meyer überzeugt. Und: „Mehr denn je brauchen wir jetzt einen kreativen Unternehmergeist.“

Aktuell hat das Corona-Virus Politik und Gesellschaft noch fest im Griff. Es gilt, die Pandemie bis zur flächendeckenden Impfung der Bevölkerung so gut wie möglich in den Griff zu bekommen. Doch viele Unternehmen sind bereits einen Schritt weiter. Sie haben schon im Blick, was nach Corona kommt. Sicher ist bislang nur eines: Nichts wird mehr so wie vorher sein. Diese radikale Veränderung beinhaltet auch Chancen. Wie können Unternehmen diese nutzen? Ein Interview dazu mit Dr. Jens-Uwe Meyer. Der Buchautor, Digitalunternehmer und Experte für Innovation und Digitalisierung ist überzeugt: Mehr denn je braucht es nun einen kreativen Unternehmergeist statt einer Verwaltung des Bestehenden. Corona hat uns in die Zukunft geschleudert.

Herr Meyer, Sie betonen „Nach Corona wird nichts mehr so sein wie vorher“. Warum?

Dr. Jens-Uwe Meyer: Corona hat im zurückliegenden Jahr wie ein Turbo für die bestehenden Zukunftstrends gewirkt. Die Pandemie hat die Wirtschaft und Gesellschaft zum Beispiel bei der Digitalisierung um mindestens fünf Jahre nach vorne geschleudert – binnen weniger Monate. Wir sprechen heute über Digitalisierung in Bereichen, die wir ansonsten erst 2025 oder gar 2030 angegangen wären. Diese Entwicklung können wir nach Corona nicht mehr zurückdrehen.

Sie sehen die Corona-Krise also eher positiv?

Meyer: Mittel- bis langfristig – bezogen auf die Wirtschaft und technologische Entwicklung – auf jeden Fall. Wir werden aktuell geradezu zur Innovation gezwungen. Schauen Sie sich einmal die heutige Dominanz amerikanischer Cloud-Anbieter wie Amazon Webservices, Microsoft, IBM und Google oder solcher Streamingdienste und Social-Media-Anbieter wie Netflix und Facebook an. Sie entstand, weil wir in diesem Bereich über Jahre hinweg keinen wirklichen Innovationsdruck spürten. Wir haben die eigene Entwicklung solcher Dienste sozusagen verschlafen. Stattdessen haben wir auf Wachstum durch Bewährtes gesetzt: höher, größer, schneller, weiter. Das wäre langfristig nicht gut gegangen. Deshalb war Corona ein wichtiger Weckruf.

Wenn Sie von „höher, größer, schneller, weiter“ sprechen, was meinen Sie damit?

Meyer: Wir haben uns in den letzten Jahren darauf spezialisiert, bestehende Technologien immer weiter zu verfeinern und effektiver zu nutzen. Ein Symbol hierfür ist aus meiner Sicht der Airbus A380: ein Meisterwerk der Ingenieurskunst! Nur eben entwickelt für eine Wirtschaft, in der man das Bestehende einfach nur vergrößert und optimiert. Schon vor Corona hat sich gezeigt: Diese Zeit ist vorbei. Die Krise hat den Niedergang dieses alten Business-Konzepts massiv beschleunigt.

Welche Folgen sich für Unternehmen damit ergeben, lesen Sie auf Seite 2