Zehn nach zwölf

12.10.2022

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Die Babyboomer-Generation verabschiedet sich bald in die Rente – mit enormen Folgen für Arbeitsmarkt und Rentensystem sowie die ganze deutsche Wirtschaft. Denn die Jahrgänge von circa 1957 bis 1969 – je nach Quelle findet man ganz unterschiedliche Zeiträume, dieser stammt aus dem Mikrozensus 2021 – gehören zu den geburtenstärksten Jahren des letzten Jahrhunderts. Die „Boomer“ machen heute etwa ein Drittel der Erwerbstätigen aus. Doch gerade die Frauen dieser Generation blicken ihrer Rente jetzt wohl eher mit einem flauen Magen entgegen.

Rückblick: Die Frauen der Babyboomer-Generation profitierten wie keine andere Frauengeneration vorher vom Aufschwung der Wirtschaft, Gesellschaft und Bildung nach dem zweiten Weltkrieg. Viele von ihnen erreichten hohe Schul- und Berufsabschlüsse, hatten gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Doch mobiles Arbeiten, Homeoffice oder das Thema Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf existierten noch nicht. Für die berufliche Laufbahn der Boomer-Frauen bedeutete das oftmals ein abruptes Ende der Karriere, sobald sie eine Familie gründeten. Dieser Umstand brachte für viele auch eine erhebliche Lücke in der gesetzlichen Altersvorsorge mit sich.

Boomern droht Armut im Alter

Das Demografie-Portal von Bund und Ländern zeigte 2021 in einer Untersuchung, dass viele Menschen der Altersgruppe 55 bis 64 heutzutage erwerbstätig sind. 2020 waren in Deutschland 75 % der Männer und 68 % der Frauen in diesem Alter berufstätig. Diese Menschen, die 2020 zwischen 55 und 64 Jahre alt waren, gehören unter anderem auch zur Babyboomer-Generation. Viele der gut ausgebildeten Boomer-Frauen haben mit zunehmendem Alter also einen Weg zurück in die Erwerbstätigkeit gefunden. Obwohl das ihrer gesetzlichen Rente wohl zugutekam, werden viele von ihnen dennoch mit einer knappen gesetzlichen Rente konfrontiert werden. Eine Studie des Deutschen Zentrums für Altersfragen, dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und der Deutschen Rentenversicherung Bund prognostizierte bereits vor zehn Jahren, dass den Babyboomern Altersarmut droht. Die Studienautoren berechneten 2012 eine gesetzliche Brutto-Rente von ca. 660 bis 800 Euro im Monat für Frauen der Babyboomer-Generation.

Auf den letzten Drücker

Haben Betroffene jetzt aber überhaupt noch eine Chance, kurzfristig – je nach Alter bleiben rund 15 bis kein ganzes Jahr mehr – noch etwas für ihre finanzielle Situation im Alter zu tun? Regina Vossen, Mitglied im Vorstand von Die FinanzFachFrauen e. V., erklärt, was viele  Beraterinnen und Berater bereits wissen: „Um es klar zu sagen: Es ist nahezu unmöglich, kurz vor Rentenbeginn noch eine auskömmliche Rente aufzubauen. Wer nur noch wenig Zeit hat, braucht Rendite und muss bereit sein, dafür Wertschwankungen während der  Ansparphase zu akzeptieren. Zusätzlich sollten die Kosten des Ansparvorgangs minimiert werden. Die effektivste Option ist ein Fondssparplan in Investmentfonds. Auf keinen Fall sollte ein Versicherungsvertrag mit Beitragsgarantie gewählt werden. Wegen der immer noch niedrigen Zinsen geht hier die Rendite gegen Null.“ Prof. Michael Hauer, Geschäftsführer des Institut für Vorsorge und Finanzplanung GmbH (IVFP), sieht eine weitere Möglichkeit in der sogenannten Rürup-Rente, der Basisrente. Aufgrund einer hohen steuerlichen Förderung und kurzen Laufzeiten sei diese eine sehr effiziente Lösung für alle, die im Moment noch berufstätig sind und gut bis sehr gut verdienen. Allein in 2022 könnte man als ledige Person noch insgesamt 25.639 Euro einzahlen, Verheiratete sogar 51.278 Euro. Gerade Frauen könnten damit fehlende Versorgungsansprüche aus der gesetzlichen Rente ausgleichen. Viele Möglichkeiten bleiben den Betroffenen insgesamt aber leider nicht.

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