Börsenhistorie: Ein Crash-Vergleich

27.04.2020

Dr. Marc-Oliver Lux, Geschäftsführer Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München / Foto: © Dr. Lux & Präuner

Börsenboom 2000 und 1929: Die Notenbanken reagierten auf die LTCM-Krise. Sie retteten den Fonds und senkten die Leitzinsen. Das war der Startschuss für die Fortsetzung und das Finale der größten Hausse: des Booms um Internetaktien. In immer kürzeren Zeiträumen verdoppelten sich die Kurse. Wie im Boom 1929 wurden auch diesmal eigens Modelle entwickelt, um die neue Börsenwelt zu rechtfertigen. Unternehmen wurden nicht an Gewinnen, sondern an möglichen Umsätzen gemessen. "Der Konjunkturzyklus ist tot. Es lebe die neue Ära grenzenlosen Wachstums" war ein Slogan von 1929, der 1999 wörtlich wiederkehrte. Der Traum vom grenzenlosen Reichtum platzte 1929 und im Jahr 2000, weil sich immer höhere Erwartungen an die Unternehmen nicht erfüllten und weniger Anlegergeld die Börsen erreichte. Den Crashs von 1929 und 2000 folgte keine rasche Erholung. Beide Male waren Aktien extrem überbewertet. Gemessen am Eigenkapital und an den Konzerngewinnen waren die DAX-Konzerne und ihre Aktien im Jahr 2000 dreimal so teuer, wie es dem langfristigen Durchschnitt entsprach. 1929 waren die Überbewertungen an der Wall Street noch höher.

Immer neue Krisen inmitten des Börsenabschwungs – das World-Trade-Center-Attentat am 11. September 2001, Bilanzfälschungen großer US-Konzerne wie Enron und Worldcom und der Irak-Krieg - schwächten die Wirtschaft, untergruben das Vertrauen in die Börse und mündeten im "irrationalen Abschwung": dem Spiegelbild zum vorangegangenen und von Nobelpreisträger Robert Shiller so bezeichneten "irrationalen Aufschwung". In drei Jahren verlor der DAX 75 Prozent, der Neue Markt mit den Technologieaktien 98 Prozent.

Finanzkrise 2008: Fast so rasant wie im aktuellen Abschwung fielen die Kurse in der Finanzkrise 2008. Weil viele Unternehmen angesichts der Pleite der amerikanischen Großbank Lehman Brothers in eine Schockstarre verfielen, dabei Investitionen verschoben und Aufträge stornierten, stürzte die globale Wirtschaft ab. Ähnliches fürchten Anleger angesichts verhängter Reisebeschränkungen, Einreiseverbote, abgesagter Messen und Veranstaltungen, leerer Stadien und Cafés, gestörter Lieferketten und stillgelegter Produktionsstätten auch diesmal. Und noch etwas gleicht sich: Vor Ausbruch der Finanz- und der Corona Krise 2008 und 2020 waren die Aktienkurse jahrelang stärker gestiegen, als die Unternehmen es schafften, ihre Gewinne zu erhöhen. Setzen sich die Parallelen zwischen diesen beiden Krisen fort, dann wird die Virus-Krise die wirtschaftliche Entwicklung noch länger beeinträchtigen. Immerhin: Bis März 2009 verlor der DAX gegenüber seinem vorangegangenen Hoch 58 Prozent. Davon waren wir im bisherigen Corona-Crash-Tief gar nicht so weit weg.

Kolumne von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München

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