Der Krieg und die Inflation

20.02.2023

Dominik Noizet ist Finanz- und Versicherungsmakler und Regionaldirektionsleiter für Global Finanz - Foto: © Global Finanz

Leider ist den meisten Anlegern in Deutschland nicht einmal bekannt, dass die Nomi-nalrendite eines Kapitalanlageproduktes nicht unbedingt aussagekräftig ist. Hatte eine typische Bundesanleihe anfangs der 90 Jahre noch eine ausgewiesene Rendite von ca. 7 % bis 8 % Rendite, ist diese in den letzten Jahren unter der Gefrierpunkt auf eine negative Rendite gesunken und hat sich erst in den letzten Monaten wieder ins Positive geschoben.

Doch was bedeutet dies für den Anleger?

Wenn Banken, Versicherungen und andere institutionelle Marktteilnehmer hier professionell abwägen, was die Nominalrendite im Marktumfeld genau bedeutet - viele Leser denken direkt an das in letzter Zeit so oft benutzte Wort Inflation - dann weiß Lieschen Müller noch längst nicht zu deuten woher die Bestimmung des ausgelobten Zinssatzes kommt. Bleiben wir zunächst bei der Inflation, das ist für einen Anleger der sich mit der Materie befasst, noch leicht zu verstehen. Inflation bedeutet die Entwertung des Geldwertes. Einfach gesprochen an einem Beispiel, wenn ein Brötchen bisher einen Euro gekostet hat und im nächsten Jahr fünf Cent mehr kostet, dann hat das Brötchen eine Inflation von fünf Prozent erfahren.

In diesem Beispiel also fünf Cent, die Dezimalrechnung macht es uns einfach. Sie können gerne auch mit einem Kinobesuch, dem neuen Handy oder einem Ferrari in der Hofeinfahrt rechnen. Wo zum Beispiel Produktionskosten steigen, werden automatisch auch die Preise im Verkauf steigen. Durch Rohstoffknappheit, dem uns allen bekannten Krieg und vielen weiteren Faktoren sind die Kosten eines Produkts oder einer Dienstleistung im Allgemeinen deutlich angestiegen. Für manche Branchen ein harter Überlebenskampf, andere profitieren aktuell davon, das Thema Marktwirtschaft soll uns heute aber nicht interessieren.

Zurück zur Ausgangslage

Zurück zur Ausgangslage: Eine Kapitalanlage sollte immer nach Inflation betrachtet werden, der angegebene Geldwert hat noch keine Aussage über die tatsächliche Kaufkraft. Auch wenn Anleger und Konsumenten in Deutschland viele Jahre das oft genannte Inflationsgespenst verdrängt und vergessen haben, seit 2022 ist es allgegenwärtig und definitiv nicht mehr zu ignorieren. Stellen wir uns doch der ganz einfachen Frage: Was bringt es, jahrelang auf das wunderschöne Fahrrad zu sparen das zum Sparbeginn 1.000 Euro kostet, wenn es nach Erreichen des Zielbetrags dann 1.300 Euro kostet und doch nicht erschwinglich ist?

Wer im aktuellen Geldwert rechnet, wird immer den eigenen Zielen hinterherrennen. Das gilt für Konsum wie für Finanzthemen wie eigene Immobilie oder Altersvorsorge. Gerade in 2023 wird einem Anleger auch die gestiegene Rendite einer Bundesanleihe nicht helfen, die aktuell nur einen Bruchteil der Inflation auffängt.

Die Renditeerwartung einer längerfristig geplanten Anlagestrategie kann daher weder an die Renditen einer Bundesanleihe noch an das Thema Inflation allein geknüpft sein, diese Fesseln muss ein gewinnorientierter Anleger zwingend ablegen.

Welche Anlageklassen in Frage kommen ist definitiv eine individuelle Betrachtung, hier spielen viele Faktoren eine Rolle. Meine Empfehlung an Sie als Anleger ist daher einfach nur, schlagen Sie die Inflation und versuchen Sie darüber hinaus mit überlegten Entscheidungen einen weiteren Vorteil für sich zu erzielen.

Eine Kolumne von Dominik Noizet, Finanz- und Versicherungsmakler und Regionaldirektionsleiter für Global Finanz in Frickenhausen