E.R. Schiffahrt fordert wettbewerbsfähige deutsche Flagge

07.02.2013

Die Hamburger Reederei und Schiffsmanagement-Gesellschaft E.R. Schiffahrt hat am 26. April 2011 das 8.200-TEU-Containerschiff "Cosco Germany" umgeflaggt. Es ist das fünfte Schiff in diesem Jahr, das zusätzlich auf Schwarz-Rot-Gold umgeflaggt wurde. „Es ist uns wichtig, die im Rahmen des Maritimen Bündnisses gemachten Zusagen zu erfüllen. Mit den Umflaggungen setzen wir ein Zeichen, dass wir weiter zu dem Bündnis stehen. Wichtig ist jedoch auch, dass die Bedingungen der deutschen Flagge dem internationalen Wettbewerb angepasst werden“, sagt Albert Schumacher, Chief Executive Officer der E.R. Schiffahrt im Rahmen eines aktuellen Pressegesprächs.

(fw/mo) Im Rahmen eines Pressegesprächs zur Zukunft der deutschen Flagge haben Vertreter von ver.di, des VDR Verband Deutscher Reeder, des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und der E.R. Schiffahrt am 26. April 2011 an Bord der "Cosco Germany" unterschiedliche Erwartungen und Anforderungen an die deutsche Flagge und das Maritime Bündnis zwischen der Bundesregierung und den deutschen Reedern erörtert. "Auch wenn wir die Flaggenthematik und das Bündnis aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten, einig sind wir uns über das Ziel: Wir wollen die Erfolgsgeschichte des Maritimen Bündnisses fortsetzen und Deutschland als international wettbewerbsfähigen Schifffahrtsstandort erhalten und stärken. Dazu gehören eine leistungsfähige Handelsflotte am deutschen Standort und das entsprechende Arbeitsplatz- und Ausbildungspotenzial für deutsche Seeleute", fasst Schumacher die gemeinsame Position aller Teilnehmer zusammen.

Die Einflaggung eines Schiffes wie der "Cosco Germany" in das Deutsche Internationale Schiffsregister erfordert heute einen hohen Arbeits- und Kostenaufwand. Rund 15 unterschiedliche Behörden, darunter das Seemannsamt, Finanzamt, Konsulate und Botschaften, die Ausländerbehörde, das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie und die Rentenversicherung müssen kontaktiert und entsprechende Papiere für die Besatzung ausgestellt werden. Die aktuelle Schiffsbesetzungsverordnung fordert von deutsch-geflaggten Schiffen, einen deutschsprachigen Kapitän, drei Offiziere aus Deutschland oder EU-Ländern sowie einen deutschen Schiffsmechaniker. "Aufgrund des Fachkräftemangels in Deutschland ist es so gut wie unmöglich, die Positionen entsprechend zu besetzen. Arbeitslose deutsche Kapitäne oder Offiziere gibt es nicht", sagt Schumacher und fordert eine entsprechende Anpassung der Schiffsbesetzungsverordnung. Damit würden die Personalkosten reduziert und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Flagge gestärkt werden. Durch höhere Gehälter, Lohnnebenkosten sowie alle tariflich vereinbarten Heuerbestandteile fallen für deutsche Reeder unter deutscher Flagge im Vergleich zur liberianischen Flagge rund 500.000 Euro höhere Personalkosten pro Jahr und Schiff an. Der einmalige Aufwand der Umflaggung für technische Maßnahmen und neue Papiere für die Crew schlägt mit weiteren 20.000 bis 35.000 Euro zu Buche, je nachdem, ob die Ausflaggung in Deutschland oder im Ausland stattfindet.

Die Reeder trifft besonders, dass sich die Bundesregierung mitten in der schwersten Schifffahrtskrise seit dem Zweiten Weltkrieg von ihrem Beitrag zum Maritimen Bündnis entfernt hat. Sie hat die Unterstützungsleistung für die Seeschifffahrt unter deutscher Flagge halbiert und droht sie jetzt ganz einzustellen. Diese Unterstützung hat bislang geholfen, die für die Reeder entstehenden erheblichen Wettbewerbsnachteile im Vergleich zu ausländischen Flaggen teilweise auszugleichen. Sie war zugleich ein wesentlicher Bestandteil für die Zusage der deutschen Reedereien, die Zielsetzung im Maritimen Bündnis von 500 Schiffen unter deutscher Flagge zu unterstützen. Die E.R. Schiffahrt wird die Anzahl der Kadetten in diesem Jahr deutlich erhöhen. Derzeit sind 53 technische und nautische Offiziersanwärter als Kadetten in der Ausbildung. In diesem Jahr werden 22 zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen. Ab Juli 2011 stellt die Reederei auf ihren Schiffen zusätzlich zehn Praxissemester-Plätze für Studierende des Fachbereichs Seefahrt der Jade Hochschule in Elsfleth zur Verfügung. "Die Menschen an Bord stehen für die Qualität und Zuverlässigkeit unserer Flotte. Mit der Ausbildung junger Menschen wollen wir sicherstellen, auch in Zukunft leistungsfähige Führungskräfte für den Bordbetrieb im Unternehmen zu haben", so Schumacher.