GDV: CO₂-Fußabdruck der Kapitalanlagen sinkt um 23 Prozent

16.10.2025

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Deutschlands Versicherer kommen bei der Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsziele spürbar voran. Das zeigt der aktuelle Nachhaltigkeitsbericht 2025 des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). „In der Kapitalanlage sank der CO-Fußabdruck 2024 um 23 Prozent auf 47 Tonnen je investierter Million Euro – ein Rückgang von 27 Prozent seit 2021“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

Auch in den eigenen Geschäftsprozessen und im Versicherungsgeschäft zeigt die Branche Fortschritte. „Als Risikoträger und Investoren übernehmen wir Verantwortung und halten auch bei Gegenwind strategisch an diesem Kurs fest. Nur so können Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit gesichert werden.“

Das Volumen von explizit als nachhaltig klassifizierten Kapitalanlagen stieg 2024 auf 184 Milliarden Euro – rund zehn Prozent des Gesamtportfolios. Von den übrigen Kapitalanlagen befindet sich ein großer Teil im Transitionsprozess. 91 Prozent der Versicherer verfolgen ein Netto-Null-Ziel für ihre Kapitalanlagen, ebenso viele arbeiten mit konkreten Reduktionspfaden. Ausschlüsse von Kohle (99 Prozent) und Öl (84 Prozent) sind flächendeckend etabliert. Der CO₂-Fußabdruck der Kapitalanlagen sank gegenüber dem Vorjahr um rund 23 Prozent auf 47 Tonnen je investierter Million Euro – ein Rückgang von 27 Prozent seit 2021 (Scope 1 und 2).

Die Branche erreicht erneut Netto-Null in Scope 1- und 2-Emissionen. Die direkten Emissionen blieben mit 0,16 Mio. Tonnen CO₂ stabil und wurden vollständig kompensiert. Der Anteil rein elektrischer Dienstwagen stieg auf 19 Prozent (Vorjahr: 10 Prozent), begleitet von einem Ausbau der Ladeinfrastruktur um 50 Prozent.

Im Versicherungsgeschäft ergänzen Versicherer ihre Risikosicht zunehmend mit Nachhaltigkeitsaspekten im Sinne einer ganzheitlichen Risikopartnerschaft für Wirtschaft und Gesellschaft. 90 Prozent der Schaden- und Unfallversicherer berücksichtigen Nachhaltigkeit im Schadenprozess. 44 Prozent setzen auf klimaresiliente Reparaturen, etwa mit hagelfester Dämmung. 62 Prozent fördern die Nutzung von Gebrauchtteilen – ein Anstieg um elf Prozentpunkte zum Vorjahr. 95 Prozentder Schaden- und Unfallversicherer informieren ihre Kundinnen und Kunden, wie sie Schäden (z.B. Brand, Blitzschlag oder Überschwemmungen) vermeiden können. 54 Prozentder Schaden- und Unfallversicherer beraten ihre Kundinnen und Kunden, wie sie sich vor den Folgen des Klimawandels schützen können und über Klimafolgenanpassungsmaßnahmen („Build Back Better“).

Die Versicherer leisten mit Emissionsreduktionen, nachhaltigen Kapitalanlagen und klimaresilienter Schadenregulierung einen substanziellen Beitrag zur Erreichung der Pariser Klimaziele. Gleichzeitig betont die Branche, dass effektiver Klimaschutz auf verlässliche und wirtschaftlich tragfähige politische Rahmenbedingungen angewiesen ist. Eine zentrale Stellschraube ist dabei die CO₂-Bepreisung über den Europäischen Emissionshandel: Wenn ab 2027 rund 90 Prozent der europäischen Emissionen einheitlich bepreist werden, könnten andere, weniger wirksame Einzelmaßnahmen oder bürokratische Berichtspflichten reduziert werden. Damit würde nicht nur Klimaschutz effizienter, sondern auch die unternehmerische Umsetzung erleichtert – ein wichtiger Faktor für Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit.

Der Nachhaltigkeitsbericht stützt sich auf zwei umfangreiche Erhebungen, an denen sich 218 Versicherer beteiligt haben – darunter 144 Erstversicherer, 63 Rückversicherer und 11 Pensionsfonds. Erfasst wurden damit rund 85 Prozent des gesamten Kapitalanlagevolumens und 79 Prozent der Beitragseinnahmen der deutschen Versicherungswirtschaft. Damit bietet der Bericht die bislang umfassendste und repräsentativste Fortschrittsbilanz der Branche im Bereich Nachhaltigkeit. (mho)

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