Im Kampf gegen explodierende Gesundheitskosten
21.11.2025

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Mehr als zwei Drittel (67 %) der Arbeitgeber weltweit investieren in die Gesundheitsvorsorge ihrer Beschäftigten, um Kostensteigerungen aufzufangen. 93 % der Unternehmen rechnen mit einem Anstieg der weltweiten Gesundheitskosten. Dies geht aus dem globalen Bericht „Changing Face of Employee Health” von Howden Employee Benefits hervor.
Der internationale Bericht ist der erste dieser Art, der einen umfassenden 360-Grad-Blick auf die medizinischen Trends wirft und dabei Daten von Versicherern, Arbeitgebern und Arbeitnehmern aus Schlüsselregionen aus der ganzen Welt kompakt analysiert. Der Bericht betont die menschliche Dimension des Gesundheitswesens und unterstreicht die wachsende Relevanz, Gesundheitsleistungen weltweit als primäre Zusatzleistung für Mitarbeitende zu etablieren.
Dies geschieht zu einer Zeit, in der das Thema Gesundheit zunehmend zu einer der wichtigsten Prioritäten für Beschäftigte wird. Mehr als drei von fünf (61 %) Angestellten bleiben heute eher bei einem Arbeitgeber, der ein gutes Gesundheitspaket anbietet. Fast die Hälfte (47 %) betrachtet diese Thematik zudem als einen wichtigen Faktor bei der Suche nach einer neuen Stelle – lediglich 7 % der Arbeitnehmer weltweit halten dies nicht für eine wichtige Zusatzleistung.
Dies unterstreicht die Notwendigkeit für Unternehmen, sich mit ihrem Gesundheitsangebot auseinanderzusetzen, stellt jedoch in einem kostenintensiven Umfeld zunehmend eine Herausforderung dar. Infolgedessen ergreifen Arbeitgeber zunehmend Maßnahmen, um die steigenden Gesundheitskosten zu senken: Mehrheitlich durch Investitionen in Prävention und Wohlbefinden – 67 % der Arbeitgeber weltweit wenden diese Strategie an. Damit verbunden gaben außerdem 55 % an, dass dies die Strategie ist, die für sie am besten funktioniert hat.
Wer investiert am meisten in Prävention und Maßnahmen zur Förderung des Wohlbefindens der Mitarbeiter?
Europe: 74 %
UK: 72 %
LATAM: 71 %
Pacific: 69 %
IMEA: 55 %
Die medizinische Inflation treibt diese Investitionen weiter voran. Howden Employee Benefits prognostiziert anhand der eigenen Versicherungsdaten, dass die medizinische Inflation im Jahr 2026 7 % erreichen wird – bereits abzüglich des Verbraucherpreisindexes. Dies bedeutet, dass die Gesamtinflation deutlich über 10 % liegen wird und geht mit tiefgreifenden Auswirkungen auf Arbeitgeber einher: Sie sehen sich dazu veranlasst, ihre Strategien zu überdenken und ihre Leistungen neu zu gestalten. Infolgedessen stellen Unternehmen ihre Gesundheitspläne noch einmal auf den Prüfstand und passen diese erneut an, auch wenn sie bereits vorher der Meinung waren, dass sie bereits gute Konditionen haben.
Während die überwiegende Mehrheit der Arbeitgeber der Meinung ist, dass ihre aktuellen Gesundheitspläne den Bedürfnissen ihrer Mitarbeitenden entsprechen, stimmt ein Viertel (25 %) der Arbeitnehmer an dieser Stelle nicht zu, dass ihr Arbeitgeber ihr Wohlbefinden unterstützt. Auch wenn die Investitionspläne möglicherweise bereits funktionieren, gibt es dennoch zumeist Verbesserungspotenziale, da die Vorteile bei einer nicht unerheblichen Anzahl von Mitarbeitenden noch nicht ankommen.
Der Bericht von Howden Employee Benefits unterstreicht eine erhebliche Diskrepanz zwischen den Plänen der Arbeitgebern und ihrer Einschätzung, wie gut ihrer aktuellen Programm funktionieren. Die Mehrheit der Arbeitgeber weltweit (86 %) ist der Meinung, dass sie mit ihren Ausgaben für die eigene Gesundheitsleistungen eine gute Kapitalrendite (ROI) erzielen. Zudem glauben 93 % der Arbeitgeber weltweit auch, dass ihr aktueller Gesundheitsplan den Bedürfnissen der Mitarbeitenden entspricht.
Dies steht in einem interessanten Gegensatz zu der Tatsache, dass die Arbeitgeber bereits Änderungen an den eigenen Leistungen vorgenommen haben oder zumindest planen dies zu tun. Fast ein Viertel (23 %) der Arbeitgeber hat bereits zugunsten besserer Konditionen den Gesundheitsdienstleister gewechselt oder planen aktiv dies zu tun (39 %). Lediglich 26 % haben keine Pläne für einen Wechsel, würden dies aber ebenfalls auf der Basis von besseren Konditionen wenigstens in Betracht ziehen.
Der Anstieg der Investitionen kommt auf Grundlage der Erwartungen von 93 % der Arbeitgeber weltweit, dass ihre medizinischen Kosten steigen werden - ganze 41 % erwarten dabei sogar einen deutlichen Anstieg. Dies ist weltweit ein wichtiger Faktor, wirkt sich jedoch auf unterschiedliche Regionen auch unterschiedlich au: So erwarten beispielsweise Unternehmen in IMEA einen Anstieg der medizinischen Kosten um 58 %, verglichen mit 27 % in Europa (ohne UK mit 28 %).
Erhebliche Kostensteigerungen in anderen Regionen:
● 52 % – Asien
● 46 % – Lateinamerika
● 36 % – Pazifik
Glenn Thomas, CEO und Global Practice Leader für Health & Employee Benefits bei Howden, kommentiert: „Die Ergebnisse machen deutlich, dass sich die Welt dank KI und steigender Kosten rasant verändert und die Arbeitgeber die Auswirkungen zu spüren bekommen. Wenn Unternehmen ihre Mitarbeitenden nicht als wichtigstes Kapital betrachten und Gesundheitsrisiken nicht direkt angehen, werden sie Schwierigkeiten bekommen, ihre Produktivität und ihr Wachstum auch zukünftig aufrechtzuerhalten. Mitarbeitergesundheit ist heute der Schlüssel zum Unternehmenserfolg.
Auffällig in den Daten ist die große Kluft zwischen dem, was Arbeitgeber glauben zu bieten, und dem, was Mitarbeiter sagen zu erhalten. Gesundheitsleistungen werden zu einem unverzichtbaren Faktor für Fachkräfte, dennoch haben viele Beschäftigte das Gefühl, dass ihre Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Aus diesem Grund erwägen so viele Unternehmen letztendlich auch erhebliche Änderungen an ihrem Angebot.
Führungskräfte können es sich nicht leisten, noch länger zu warten. Der Bericht macht deutlich, wie rasant sich die Lage tatsächlich entwickelt. Mitarbeiterleistungen müssen heute kosteneffizient und gleichzeitig auf die eigene Belegschaft zugeschnitten sein."
Jürgen Schmidt, Head of Employee Benefits bei Howden Deutschland, ergänzt: „Unsere Daten zeigen eindeutig: Prävention ist für Unternehmen längst kein ‚Nice-to-have‘ mehr, sondern ein zentraler Hebel, um steigenden Gesundheitskosten wirksam zu begegnen.
Die Kombination aus steigender Inflation und höheren Erwartungen der Mitarbeitenden zwingt Unternehmen dazu, ihre Benefits grundlegend neu zu denken. Investitionen in Prävention und Wohlbefinden sind daher keine kurzfristige Reaktion – sie sind ein entscheidender Baustein zukünftiger Wettbewerbsfähigkeit.“ (fw)

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