ING IM: Märkte bewegen sich in ruhigeren Bahnen
07.02.2013

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Die Aktienmärkte, die Märkte für Hochzinsanleihen und die Märkte für Schwellenländeranleihen haben spürbar von den besser als erwarteten weltweiten Wirtschaftsdaten und den Liquiditätsspritzen der Fed und der EZB profitiert. Die Experten der ING IM geben ein differenziertes Bild der Aktienmärkte ab, weisen auf die nach wie vor bestehenden Risiken hin, gleichwohl sind sie vorsichtig optimistisch gestimmt.
(fw/ah) "Dementsprechend muss sich der Ausblick für die Gewinne weiter verbessern, wenn die Aktienkurse deutlich ansteigen sollen. Warum hat die Liquiditätsversorgung der Zentralbanken ihren Höhepunkt überschritten? Und warum sind wir der Auffassung, dass riskante Vermögenswerte an den Aktienmärkten (zyklische Sektoren, Schwellenländeraktien) und Rentenmärkten (High-Yield-Anleihen, Schwellenländeranleihen) weiterhin attraktive Investitionsmöglichkeiten darstellen?
In den USA wird die quantitative Lockerungspolitik (QE) von Seiten bestimmter Politiker, vor allem aus der Republikanischen Partei, zunehmend kritisiert. Dies bringt das Risiko mit sich, dass die Unabhängigkeit der Fed künftig eingeschränkt werden könnte. Da bald Präsidentschaftswahlen stattfinden und die Beschäftigungsdaten anhaltend günstig ausfallen, ist 2012 nicht mit einem weiteren QE-Programm zu rechnen. Allerdings könnte sich dies ändern, wenn es zu ernsthaften Turbulenzen im Finanzsystem oder in der Wirtschaft käme. Im Euroraum dürften einige Politiker aus den Kernländern die Politik der EZB auch künftig kritisieren. Im Gegensatz zu den USA können sie jedoch die Unabhängigkeit der EZB im Grunde nicht antasten. Dennoch würden zusätzliche unkonventionelle Maßnahmen ganz klar zu stärkeren Spannungen innerhalb des EZB-Rats führen. Dies könnte die Glaubwürdigkeit der Zentralbank mindern. Insgesamt rechnen wir derzeit nicht mit einer Ausweitung der unkonventionellen Maßnahmen. Allerdings besteht unseres Erachtens immer noch ein hohes Risiko, dass es irgendwann dazu kommt. Insbesondere, wenn die Krise erneut aufflammt (womit irgend kann zu rechnen ist) und die Risikoprämien wieder ansteigen, dürfte EZB-Präsident Mario Draghi unseres Erachtens durchaus zu weiteren Maßnahmen bereit sein. Im Euroraum sind wir jedoch wahrscheinlich noch Lichtjahre davon entfernt. Das Volumen der unkonventionellen Zentralbankmaßnahmen liegt im Verhältnis zum BIP immer noch deutlich unter dem Niveau, das bei früheren Hyperinflationen zu einem solchen Vertrauensverlust geführt hat. Die EZB - und die Fed - profitieren außerdem in beträchtlichem Maße davon, dass sie sich in den vergangenen Jahrzehnten Glaubwürdigkeit in Bezug auf die Inflationsbekämpfung erarbeiten konnten.
Wie bereits erwähnt, gehen wir davon aus, dass die Instabilität des Finanzsystems und die weiterhin bestehenden strukturellen Mängel des Euroraums (keine Fiskalunion, keine einheitlichen Regeln für den Finanzsektor, kein Kreditgeber letzter Instanz für Staaten) die Märkte wieder in Turbulenzen stürzen werden. Aber die Wahrscheinlichkeit ist deutlich gesunken, dass dies bereits in den kommenden drei Monaten der Fall sein wird."

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