Je weniger Zinsen, desto mehr Anlagen in Cash oder andere schlecht verzinste Anlageformen

23.08.2015

Kürzlich erst gab die EZB bekannt, dass sie weiterhin nicht an der Zinsschraube drehen wolle, dabei hatten so manche Anleger wohl auf eine leichte Erhöhung spekuliert.

Schließlich zeigten die nahe an Null liegenden Zinsen kombiniert mit den Staatsanleihenkäufen erste Zeichen der Erholung, sowohl bei der Deflationsangst als auch bei der Konjunktur im Euroraum. Doch stattdessen müssen Anleger nach wie vor mit den aktuellen Zinsen leben und nach Alternativen suchen.

Paradoxe Sicherheit

Die Niedrigzinsphase dauert mittlerweile bereits einige Jahre an, so dass man meinen könnte, der Sparer hatte bereits genug Zeit sich daran zu gewöhnen und nach anderen Anlagemöglichkeiten zu suchen. Doch die Realität zeigt, dass die Liebe zu den klassischen Produkten wie Tagesgeld oder Sparbuch ungebrochen ist. Trotz kaum noch vorhandenen Zinsen parken die Sparer große Beträge auf ihren Konten, statt diese anderweitig anzulegen. Grund für dieses paradoxe Sparen könnte in der Sicherheit liegen.

Was der Bauer nicht kennt …

Für viele Anleger ist dieser Aspekt bei der Vermögensanlage immer noch der Wichtigste und angesichts unsicherer Krisenherde wie Griechenland oder generell die Entwicklung des Euro, wollen wohl die Wenigsten ein höheres Risiko eingehen. So verwundert es kaum noch, dass trotz der nicht nennenswerten Rendite für Sichteinlagen und Versicherungsprodukte diese dennoch stark gefragt sind.

Dabei legten gerade die bei vielen deutschen Anlegern so unbeliebten Aktien eine regelrechte Kursrallye hin und erfreuten die Aktionäre teilweise mit Traumdividenden. Generell zeigt sich, dass entgegen den meisten Befürchtungen Aktien im Schnitt stets besser abschnitten als der Markt, aber trotzdem diese oftmals als zu risikobehaftet angesehen werden. Viele Sparer scheuen sich vor diesem Risiko und vertrauen lieber den altbekannten Sparkonten, getreu dem Motto „was der Bauer nicht kennt…“.

Dabei horten die meisten Anleger ohnehin zu viele Cash-Bestände. Liquidität im Depot ist sehr wichtig, aber mehr als etwa 20 Prozent des Vermögens für unvorhersehbare Ereignisse sind dann doch selten notwendig. Anleger, die mehr Vermögen liquide halten, sollten sich nach Alternativen (wie bspw. Aktien oder Aktienfonds) umsehen, wollen sie nicht zu viel Rendite verschenken.

Traumdividenden als Zinsersatz

In den letzten Monaten ging der Weg kaum an Aktien vorbei und trotz der zuletzt starken Entwicklung steckt weiterhin noch viel Potenzial in dieser Assetklasse, zusätzlich haben sich die Dividenden sehr stark präsentiert und dieses Jahr eine Rekordsumme verzeichnen können. Wer sich nicht selbst permanent um die Vermögensverwaltung kümmern möchte, kann sich auch für einen der zahlreichen Aktienfonds entscheiden und hat durch den hohen Grad der Diversifikation auch gleichzeitig noch einen erhöhten Sicherheitsfaktor mitgekauft.

Anleihen scheinen aktuell eher uninteressant und wer dabei eine gute Rendite erzielen möchte, muss schon ein unverhältnismäßig hohes Risiko gehen. Vielen Anlegern wäre somit stark geholfen, würden sie den „sicheren Hafen“ der Tagesgeld- und Sparkonten verlassen und den anderen Papieren eine Chance geben, um nicht weiterhin bares Geld zu verschenken und somit dieses paradoxe Sparen beenden.

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Autor: Stephan Witt, Kapitalmarktstratege der FiNUM.Private Finance AG_