Kostolanys Ratschläge?

26.03.2013

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Dem Altmeister der Börsenweisheiten André Kostolany folgend sollte man sich Aluminiumaktien näher anschauen. Industriemetalle gelten als strategisch äußerst wichtige Rohstoffe, da sie für viele Industriezweige unentbehrlich sind. Bis zur schweren Wirtschaftskrise 2008 konnten die Preise der wichtigen Metalle deutlich zulegen, dann wurde der Höhenflug gestoppt. Insbesondere Platin und Palladium konnten zum Jahresbeginn glänzen und stellten Gold in den Schatten.

Industriemetalle reagieren im Gegensatz zu Edelmetallen und Agrarrohstoffen stark auf konjunkturelle Entwicklungen und werden von Marktakteuren als Stimmungsindikatoren verwendet. Geht es mit der globalen Wirtschaft wieder bergauf, schauen Investoren verstärkt auf Metalle wie Platin und Palladium. Vordergründig sprechen Argumente für ein Investment: Ob Flachbildschirme, Touchscreens oder Computerchips – hier kommen Industriemetalle zum Einsatz. Beispiel Platin: Aufgrund der chemischen Eigenschaften von Platin ist die Aufnahme und Bindung großer Mengen von Wasserstoff und anderen Gasen möglich. Die Automobilindustrie gehört mit einem Anteil von rund 50 % zu den wichtigsten Platinkonsumenten und nutzt das weiße Metall bei der Herstellung von Katalysatoren. Kein Einzelfall: Im Jahre 2010 wurden nach Angaben des Deutschen Herzschrittmacher-Registers knapp 74.000 Implantationen hierzulande vorgenommen, auch bei diesem Gerätwird Platin verwendet.

Beeindruckender Jahresauftakt. Verbesserte Konjunkturdaten haben die Preise der Industriemetalle zum Jahresbeginn steigen lassen. Der LMEX-Index der Londoner Metallbörse stieg bis Mitte Februar auf 3.605 Zähler – zuletzt gab es diese Höhen im September letzten Jahres. „Geht da noch etwas”, fragen sich die Investoren. „Nach einer Berg- und Talfahrt verteuerten sich börsengehandelte Industriemetalle wie Aluminium, Kupfer, Zink, Nickel und Blei in 2012 um rund 3 % und schlossen damit das Jahr positiver als die breitenRohstoffmärkte“, sagt Dr.Torsten Dennin, Managing Director Natural Resources VCH Vermögensverwaltung AG, und blickt unter Annahme einer Verbesserung der weltweiten Wirtschaftslage durchaus positiv in die Zukunft, was die Preisentwicklung vieler Industriemetalle betrifft. Diesem optimistischen Grundtenor schließt sich Eckart Keil, Fondsmanager beim Schweizer Vermögensverwalter Premium Pearls, an und erwartet weitere solide, einstellige Zugewinne bei den Industriemetallen. Mit seitwärts tendierenden Märkten – bezogen auf das Gesamtjahr – und kurzfristig niedrigeren Notierungen rechnet Daniel Bathe, Portfoliomanager des Lupus alpha Commodity Invest. Dies habe in erster Linie etwas mit der nur moderaten Erholung der Wirtschaft zu tun.

Stichwort Weltwirtschaft: In jüngster Zeit gab es hier Licht und Schatten, die sich an den Kapitalmärkten widerspiegeln. Die US-Ökonomie ist im vierten Quartal des vergangenen Jahres wider Erwarten doch nicht geschrumpft, auch wenn es nur zu einem Wachstum von 0,1 % reichte. Von der einen Atlantikseite rüber auf den europäischen Kontinent und insbesondere nach Deutschland: Die Konjunkturaussichten hellen sich nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) spürbar auf. In diesem Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt noch um 0,9 % steigen, im kommenden Jahr werde mit einem satten Plus zu rechnen sein, so die Forscher. Diese Nachrichten könnten die Preise der Industriemetalle weiter beflügeln – insofern Daumen nach oben. Schatten kommt dieser Tage aus einigen Schwellenländern, die eigentlich Treiber eines globalen Wachstums sein müssten. Brasiliens Wirtschaft legte im vergangenen Jahr nur noch um 0,9 % zu. Staatliche Gegenmaßnahmen sind bislang nahezu wirkungslos verpufft. Nachrichten wie diese belasten die konjunkturempfindlichen Industriemetalle.

Bunter Mix. Investoren, die nun bullish (steigende Kurse) gestimmt sind, stellt sich die Frage nach den aus Bewertungssicht attraktivsten Metallen. Die Experten haben ihre eigenen Favoriten. „Aufgrund der desolaten Lage der Platinindustrie in Südafrika, dem weltweit größten Förderland von Platin, ist dieses hauptsächlich industriell verwendete Edelmetall derzeit der interessanteste Teilmarkt“, findet VCH-Branchenkenner Dr. Dennin. Nach einer Rallye in den ersten fünf Wochen dieses Jahres mit einem Peak bei 1.740US-Dollar geht es mit dem Platinpreis allerdings momentan nach unten. Kupfer sehen sowohl Dennin als auch Premium Pearls Experte Keil durchaus positiv. Das rote Metallhat sich jüngst von seinem Dreieinhalbmonatstief erholt und notiert zumindest über der Linie von 7.700-US-Dollar je Tonne. Portfoliomanager Bathe favorisiert aus relativer Sicht Aluminium und begründet es unter anderem damit, dass Kupfer häufiger durch Aluminium ersetzt werde. Für eine Tonne Kupfer müsste fast viermal so viel gezahlt werden als für Aluminium.

Hoffnung aus Asien. China, das bevölkerungsreichste Land, ist für knapp 40 % der weltweiten Nachfrage nach Industriemetallen verantwortlich, so dass die wirtschaftliche Entwicklung in Peking bedeutsam für den Rohstoffmarkt ist. Ihr kommt quasi eine Schlüsselrolle zu. Die chinesische Industrie hat im Februar merklich an Schwung verloren, wie die Großbank HSBC mitteilte. Der Einkaufsmanagerindex fiel um 1,9 auf 50,4 Punkte. Damit liegt das Barometer jedoch seit vier Monaten über der Marke von 50 Punkten, ab der der Wachstum signalisiert wird. Info: Das Bruttoinlandsprodukt war im vergangenen Jahr mit 7,8 % so langsam gewachsen wie seit über eine Dekade nicht mehr. Ob die Wachstumslokomotive China unbeirrt weiterfährt, darüber scheiden sich die Geister. „Allerdings scheinen die Zeiten des sehr starken Wachstums in China vorbei“, kommentiert Bathe. 2013 ist im chinesischen Horoskop das Jahr der Schlange. Die Schlange steht für Veränderung und Wandel, und darauf hoffen eben auch viele Chinesen.

Fazit. Wer nun von der Vielseitigkeit, dem Nutzen und den positiven Aussichten überzeugt ist, hat die Wahl zwischen einer Direktanlage in Rohstoffe/ Industriemetalle und einem entsprechenden Aktienengagement. Aktien versprechen oftmals ein höheres Ertragspotenzial, wohingegen die Direktanlage den Bonus der Diversifikation des Gesamtportfolios hat. Der Blick in die bekannte Glaskugel ist schwer. Fakt ist: Rohstoffe haben eine Frühindikatorfunktion. Zum jetzigen Zeitpunkt steht eine Aussage über die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in diesem Jahr unter vielen Vorbehalten. Vieles wird letztlich wiederum von der „Schlange“ China abhängen

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Alexander Heftrich_

Industriemetalle - Printausgabe 02/2013