Praktisch, zeitsparend und gut – zumindest im Rückspiegel
06.08.2015

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Vermögensverwaltende Fonds waren die Absatzrenner der letzten fünf Jahre. Doch es reicht nicht, nur auf die Vergangenheitsperformance zu schauen, da dies prozyklisch wäre. Steigende Zinsen könnten den Mischfonds in der Zukunft zu schaffen machen, und auch volatile Fonds haben durchaus ihren Charme.
Vermögensverwaltende Fonds sind das Convenience Food der Anlagebranche: Sie sind fix und fertig zubereitet und machen wenig Arbeit. Aber ähnlich wie die Hausfrau, die beim Geschmacksvergleich von Convenience Food mit ihrem hausgemachten Essen womöglich Mühe hat, geht es den Vermögensverwaltern vieler Banken: Oft belächeln sie die praktischen Fertigprodukte aus dem Fondsbereich als 08/15-Massenprodukte und lotsen ihre Kunden lieber in die hauseigene Vermögensverwaltung; aber bevor sie die Nase rümpfen, sollten sie erst einmal zeigen, dass sie nach Kosten eine bessere oder zumindest gleich gute Performance abliefern.
Bisher überzeugte die Performance.
Schlecht sind die praktischen Fertigprodukte der Fondsbranche nämlich nicht, wobei ihre Performance natürlich je nach Risikokategorie sehr unterschiedlich ausfallen kann. Über die vergangenen fünf Jahre brachten es vermögensverwaltende Fonds mit dynamischer Ausrichtung nach Kosten im Schnitt auf eine Jahresperformance von 6,8 %. Diejenigen mit einer ausgewogenen Ausrichtung schafften 5,3 % p. a., und die konservativ ausgerichteten Fonds immerhin noch 3,2 % p. a. Damit hätte man die meisten Kunden wohl zufriedengestellt – insbesondere angesichts der dürftig verzinsten Sparanlagen der Banken. Kritisch muss allerdings angemerkt werden, dass die vermögensverwaltenden Fonds aus einem schwierigen Jahr wie 2008 eben auch nicht unblutig herauskamen.
Dennoch: Die Performance der Mischfonds ist allgemein ganz ordentlich, und daher ist es nicht verwunderlich, dass sie in Sachen Vertriebserfolg derzeit ganz vorne liegen. Seit 2013 haben sie mit ihrem enormen Mittelaufkommen alle anderen Fondskategorien weit hinter sich gelassen. In den ersten fünf Monaten des Jahres 2015 flossen ihnen mit 20,7 Mrd. Euro bereits mehr Mittel zu als allen anderen Fondskategorien zusammen (s. Tabelle „Netto-Mittelaufkommen“). Neben ihrer durchaus ordentlichen Performance sieht Dr. Peter König, Partner bei Delta Management Consulting, vor allem einen anderen Grund für ihren Absatzerfolg: „In der Folge der Finanzkrise wollen die Kunden selbst keine Entscheidung über ihre Asset Allocation – also die Aufteilung ihres Vermögens vor allem auf Aktien und Renten – mehr treffen. Deshalb delegieren sie dies an Fondsmanager und investieren in entsprechende Mischfonds oder vermögensverwaltende Fonds.“ Unterstrichen wird diese Aussage durch die bloße Anzahl der entsprechend ausgerichteten Fonds: Laut BVI-Daten stieg die Anzahl der BVI-Mischfonds von 948 Fonds Ende 2007 auf 1.836 Fonds Ende 2014, was fast einer Verdopplung entspricht. Offenbar möchte hier jede Fondsgesellschaft unbedingt dabei sein.
Convenience-Fonds
Natürlich ist es für Berater verlockend, die Aufgabe der Asset Allocation und des „rechtzeitigen“ Umschichtens auf einen spezialisierten Fondsmanager zu übertragen – eben auf den Manager eines vermögensverwaltenden Fonds. Das zeigen auch die Listen der beliebtesten Fonds, die mittlerweile viele Fachmedien veröffentlichen. Darunter finden sich die bekannten Absatzrenner der letzten Jahre wie Flossbach von Storch „SICAV Multiple Opportunities“, „Ethna-Aktiv“, „Carmignac Patrimoine“ oder „M&G Dynamic Allocation“, die mittlerweile alle mehrere Milliarden Euro schwer sind. Diesen Sommer hat auch der „Franklin Global Fundamental Strategies Fund“ die 1-Mrd.-Euro-Marke geknackt. Peter Stowasser, Franklin Templetons Vertriebs-Chef für Deutschland, erklärt: „Dieser Fonds ist ein klassischer Mischfonds und besteht jeweils zu einem Drittel aus unseren alt bekannten Flaggschiff-Fonds: der von Peter Langerman gemanagten deep-value-Aktienfonds-Strategie ‚Mutual Global Discovery‘, der ‚Templeton Growth‘-Strategie und der von Hasenstab verwalteten ‚Templeton Global Bond Fund‘-Strategie. Re-Allokiert wird entweder jedes Quartal oder wenn eine der Strategien um mehr als 5 % nach oben oder unten gelaufen ist.“ Das Konzept ist simpel und leicht erklärbar, und die Anleger können sichergehen, antizyklisch anzulegen. Schließlich wird das Geld immer aus den gerade besonders gut gelaufenen Strategien abgezogen und in die Strategie geschichtet, die weniger gut gelaufen ist. Beim „Franklin Global Fundamental Strategies Fund“ handelt es sich um eine emotionslose und recht simple – fast schon passive – Umschichtungsstrategie. Das Haus bietet daneben mit den „Franklin Diversified“ Fonds auch drei aktiv verwaltete Asset Allocation-Fonds an. „Die ‚Franklin Diversified‘ Fonds gibt es in den Ausprägungen conservative, balanced und dynamic, die jeweils bestimmte Schwankungsbreiten und Zielrenditen haben“, erklärt Stowasser. Dort passt Fondsmanager Matthias Hoppe die Allokation jeweils unter Risiko-Ertrags-Überlegungen aktiv an die aktuelle Marktsituation an. Unterschiedliche Managementstile. Ähnlich aktiv werden auch die drei vermögensverwaltenden Strategien von Metzler Asset Management gesteuert. „Der ‚Metzler Vermögensverwaltungsfonds 30‘ beispielsweise investiert im Schwerpunkt in Rentenpapieren und zu einem geringeren Anteil in Aktien globaler Aussteller sowie aktienähnlichen Wertpapieren. Der Aktienanteil soll im Regelfall 30 % nicht wesentlich überschreiten“, erklärt Günther Gerstenberger, Leiter des Teams Asset Allocation & Fixed Income bei Metzler Asset Management. Wie bei vermögensverwaltenden Fonds generell, bieten auch die Metzler Vermögensverwaltungsfonds den Vorteil, dass die Fondsstrategie je nach Marktlage angepasst werden und damit schnell auf Marktentwicklungen reagiert werden kann. Kriterien bei der Asset Allocation sind vor allem die Attraktivität sowie die Risiken der verwendeten Anlageklassen. „Sollten die Risiken für eine oder mehrere Anlageklasse/n steigen, kann der Anteil der jeweiligen Anlageklasse in unseren Fonds auf bis zu 0 % des Fondsvolumens sinken. Dies erfolgt über Absicherungen mittels Aktienindex-Futures bei den Einzelaktien und über Umschichtungen in Staatsanleihen- bzw. Geldmarkt-ETFs bei den anderen Anlageklassen“, so Gerstenberger. Solche Absicherungsstrategien in Eigenregie vorzunehmen, dürfte den meisten Anlegern schwerfallen, daher ist das professionelle Management der Strategie hier ein echtes Plus. Einen etwas anderen Fokus hat der Frankfurter Fonds-Anbieter Veritas Investment, der seine Asset Allocation über kostengünstige ETFs darstellt. Dr. Dirk Rogowski, Geschäftsführer für die Bereiche Vertrieb und Marketing bei Veritas Investment, erklärt dazu: „Im ‚Veri ETF-Dachfonds‘ gibt es eine strategische Allokation aus Aktien-, Immobilienaktien-, Unternehmensanleihen-, Staatsanleihen-, Pfandbrief- sowie Rohstoff- und Geldmarkt-ETFs.“ Für die taktische Umsetzung greift Veritas auf ein Set unterschiedlicher Marktindikatoren zurück. „Dabei ist unser Investmentprozess systematisch und frei von Prognosen“, so Rogowski. Er erklärt auch gleich, welche Zielkunden er mit dem „Veri ETF-Dachfonds“ vor Augen hat: „Zielkunden für unsere vermögensverwaltenden Fonds sind Menschen, die mittel- bis langfristigen Vermögensaufbau betreiben. Mit dem Veri ETF-Dachfonds bieten wir ein Vermögensverwaltungskonzept, welches dem Anleger die Entscheidung über das Timing abnimmt.“ Genau das ist im Grunde das Hauptargument für alle vermögensverwaltenden Strategien. Daneben hat der Anleger den Vorteil, dass die Fondsmanager nicht nur permanent den Markt beobachten, sondern auch rasch reagieren können, was bei der Anlage in Einzelfonds nicht immer gegeben ist. Hier dauert es einfach, bis der Berater mit seinen Kunden in den Dialog treten kann und letztendlich umgeschichtet wird.
Vereinfachtes Handling.
Für Vermittler sieht Stowasser weitere Vorteile: „Wenn ein Vermittler vielleicht 100 bis 500 Kunden hat, kann er diese nicht alle permanent betreuen. Dafür brauchen Berater Lösungen. Mit einem vermögensverwaltenden Fonds kauft sich der Berater das Know-how für sein Massensegment ein, quasi als buy and lean back-Produkt.“ Ein weiterer Pluspunkt: Da Kunden bei vermögensverwaltenden Fonds seltener umschichten müssen, reduziert sich auch der Dokumentationsaufwand für den Berater. Angesichts der vielen Vorteile stellt sich fast die Frage, ob es als Beratungsfehler angesehen werden könnte, wenn ein Berater seinen Kunden keine vermögensverwaltenden Fonds vorstellt. Gerd Bennewirtz, Geschäftsführer des Vermögensverwalters SJB Fondsskyline, dazu: „Ich glaube, es wäre ein Beratungsfehler, seine Kunden nicht auf vermögensverwaltende Fonds aufmerksam zu machen; sie zumindest als Alternative vorzustellen, ist ein Muss. Ich bin allerdings der Meinung, dass man auch weiterhin gut ohne Mischfonds klarkommen kann – vorausgesetzt, man hat die Asset Allocation im Griff.“
Gefahr: Steigende Zinsen
Bennewirtz erklärt auch, warum er gegenüber den Convenience-Fonds so zurückhaltend ist: „Vermögensverwaltende Fonds sind in Mode gekommen, weil die Performance der letzten fünf Jahre so gut war. Dabei kauft man aber eine gewisse Prozyklik ein. Ob sich die guten Performance-Zahlen auch in Zukunft so fortsetzen werden, ist fraglich. Schließlich basiert ein guter Teil der bisherigen Performance aus der jeweiligen Renten-Allokation der Fonds“. Aufgrund des seit nunmehr 30 Jahren andauernden Zinssenkungstrends hatten zinstragende Papiere einen guten Lauf – neben dem Kupon waren hier auch ansehnliche Kursgewinne drin. Einen besonderen Push bescherte Mario Draghi vor drei Jahren, als er versprach, die EZB werde alles in ihrer Macht stehende tun, um den Euro zu erhalten. Das sorgte dafür, dass das Rentensegment teilweise satte zweistellige Ergebnisse beisteuerte. Doch aktuell besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass wir kurz vor dem Drehen des Zinstrends stehen. Fed-Chefin Janet Yellen lässt durchblicken, dass die amerikanische Notenbank Fed die US-Zinsen voraussichtlich noch im Kalenderjahr 2015 erhöhen werde. Mit steigenden Zinsen hat aber die Mehrheit der heute aktiven Fondsmanager kaum Erfahrung – schließlich leben wir seit 30 Jahren in einem Zinssenkungs-Umfeld. Natürlich sagt die Theorie, dass man die Duration des Rentenportfolios verkürzen sollte, wenn die Zinsen steigen, aber ob das in der Praxis dann auch für weiterhin gute Ergebnisse bei den vermögensverwaltenden Fonds sorgt, muss sich erst zeigen. Die Europäische Notenbank EZB befindet sich zwar aktuell noch tief im QE-Modus, so dass in Europa der Zinsumschwung womöglich noch etwas auf sich warten lässt. Aber auch Europa wird irgendwann wieder in die zinspolitische Normalität zurückfinden müssen, was dann steigende Zinsen bedeutet. Steigende Zinsen verursachen fallende Kurse von Rentenwerten – je länger die Restlaufzeit der Papiere, desto stärker fällt der Preisrutsch nach unten aus. Demnach kann es sein, dass der Rentenanteil der gemischten bzw. vermögensverwaltenden Fonds in Zukunft keinen nennenswerten Performance-Beitrag mehr leistet. In dem Fall stellt sich die Frage, welche anderen Assetklassen dann die Performance-Träger von gemischten Fonds sein werden und ob die Fondsmanager dies im Vorfeld erkennen und ein starkes Gewicht auf die dann „richtigen“ Assetklassen legen.
Volatilität hat auch ihr Gutes!
Bisher scheinen nicht viele Akteure diese Bedenken zu teilen. Die Argumente der Anbieter von vermögensverwaltenden Fonds sind offenbar so überzeugend, dass einige Berater Fonds mit eng ausgerichtetem Fokus schon als nicht mehr notwendig erachten. Das zeigt aber nur, wie gut das Marketing dieser Fonds ist, denn dem ist keineswegs so! Die Alleskönner-Fonds mögen geeignet sein für den Vermögensaufbau, aber beim Verkauf hat ein Portfolio, das aus mehreren fokussierten Einzelfonds besteht, durchaus Charme: Hier lässt sich jeweils gezielt derjenige Einzelfonds verkaufen, der gerade eine besonders gute Performance hatte. Damit werden Gewinne realisiert, was ja auch ein Ziel der Geldanlage ist. Benötigt hingegen ein Anleger mit nur einem Mischfonds im Portfolio Liquidität, kann er lediglich Anteile an diesem Mischfonds verkaufen. Außerdem ist Volatilität durchaus nicht immer unerwünscht. Der vom Vertrieb so gern bemühte Cost Average-Effekt ist umso stärker, je volatiler ein Fonds ist. Das Prinzip von vermögensverwaltenden Fonds ist es aber gerade, die Volatilität möglichst gering zu halten. Bei einer derart glattgebügelten Fonds-Performance ist der Cost Average-Effekt dann mehr oder minder vernachlässigbar. Es stellt sich also durchaus die Frage, ob sich bei langlaufenden Sparplänen ein vermögensverwaltender Fonds oder eher ein volatiler Aktienfonds eignet – das wird von der persönlichen Finanzsituation des Anlegers abhängen, und davon, wie gut er mit vorübergehenden Kursverlusten umgehen kann. Und natürlich gibt es auch trading-orientierte Anleger, die sich mit Mischfonds eher langweilen dürften. Sie benötigen fokussierte Fonds mit einer gewissen Volatilität, um die Märkte „spielen“ zu können. Ob ihnen das überwiegend gelingt oder nicht, sei dahingestellt, aber auch bei den Strategien der vermögensverwalteten Fonds ist nicht immer gesagt, dass sie in jeder Marktphase für eine optimale Allokation sorgen. Zu hoffen wäre das! (bb)
Printausgabe 04 / 2015

Neuer Vertriebsdirektor Süd bei ÖKOWORLD
