UBS: „Schwellenländer-Anleihen bleiben wichtiger Portfolio-Bestandteil“

07.02.2013

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Der Markt für Schwellenländer-Anleihen hat sich in den vergangenen zehn Jahren grundlegend geändert. Mittlerweile begeben die Schwellenländer dreimal mehr Anleihen in Landeswährung als in US-Dollar. Im Themendienst erläutert Uta Fehm, Schwellenländer-Expertin bei UBS Global Asset Management in Frankfurt, warum Anleger trotz zuletzt schwächerer Performance auf diese Asset-Klasse nicht mehr verzichten können.

F: Frau Fehm, Anleger haben massiv Kapital aus Schwellenländer-Anleihen abgezogen. Doch Sie sagen, dass Investoren auf die Anlageklasse nicht verzichten können. Warum?

Fehm: Schwellenländer-Anleihen haben gerade im vergangenen Jahr stark unter der hohen Risi-koaversion der Anleger gelitten. Bemerkenswert ist, dass dieses Verhalten nicht durch schlechtere Rahmenbedingungen in den Schwellenländern, sondern durch die Sorge um einen drohenden Zahlungsausfall Griechenlands ausgelöst wurde. Dieses Anlegerverhalten folgt einem Muster, das ähnlich schon in der Finanzkrise von 2008 bis 2009 zu beobachten war. Tatsächlich aber verfü-gen viele Schwellenländer damals wie heute über wesentlich stabilere Finanzen als zahlreiche Industriestaaten. Das ist der Hauptgrund, auch weiterhin in Emerging Markets zu investieren; langfristig orientierte Investoren können auf diese Anlageklasse auf Dauer nicht mehr verzichten.

F: Welche Marktsegmente sind in Ihren Augen besonders interessant?

Fehm: Je nach Währung setzen wir unterschiedliche Schwerpunkte: Bei auf US-Dollar lautenden Schwellenländer- Anleihen bevorzugen wir Papiere im oberen Risiko- und damit Spread-Bereich aus Ländern wie Argentinien, Weißruss-land, Sri Lanka oder Venezuela. Dort herrscht auf Zwölf-Monatssicht beim Spread noch weiteres Einengungspotenzial. Unter den Emittenten von Anleihen in Lokalwährung favorisieren wir derzeit Länder wie Brasilien und Mexiko, da deren Anleihen eine attraktive Realverzinsung aufweisen. Ein langfristiges Investment-Thema sind lokale Währungen. Denn viele Schwellenländer-Währungen verfügen in den nächsten zwei bis drei Jahren über weiteres Aufwertungspotenzial.

F: Lohnen sich auch bei steigenden US- und Euro-Zinsen Emerging-Markets-Bonds?

Fehm: Solange die Zinsen der Industriestaaten - und damit auch die der USA - niedrig bleiben, lohnt sich die Suche nach Alternativanlagen, die ein vertretbares Risiko und eine attraktivere Rendite bieten. Das dürfte sich in den kommen-den ein bis zwei Jahren auch nicht ändern. Steigende Zinsen in der Euro-Zone und in den USA würden eher die in US-Dollar und Euro denominierten Schwellenländer-Anleihen treffen, wobei der aktuelle Spread um circa 350 Basispunkte gegenüber US-Staatsanleihen einen soliden Puffer und eine stabile Ertragsquelle darstellt. Ein moderater Zinsanstieg sollte keinen wesentlichen Einfluss auf die Spreads der Schwellenländer haben. Bei einem schnellen, sprunghaften An-stieg könnte es zu negativen Effekten kommen - etwa dann, wenn durch steigende Risikoaversion ausgelöste Verkäufe die Spreads ausweiten. Der Zusammenhang zwischen steigenden US-Zinsen und Emerging Markets-Finanzierungskosten ist kleiner geworden, da viele Schwellenländer inzwischen einen Großteil ihres Finanzierungsbedarfs über den lokalen Markt abdecken. Lokalwährungsanleihen reagieren stärker auf länderspezifische Entwicklungen, wie etwa die Inflationserwartung.