Unfallversicherungen: Steigende Qualität und Intransparenz
19.08.2025

Michael Franke, Gründer und Geschäftsführer der Franke und Bornberg GmbH. Foto: © Marc Theis, Hannover
Franke und Bornberg attestiert Unfalltarifen Fortschritte bei der Qualität. Doch die Tarife sind kompliziert und unübersichtlich. Das könnte sich in Zukunft rächen. Im aktuellen Rating schaffen es lediglich rund 12 % der Tarife in die absolute Spitze (Note FFF+ hervorragend).
Mit einer Schaden-Kostenquote (combined Ratio) von 76 % stabilisiert die Unfallversicherung die Ertragslage im Sach- und Unfallgeschäft schon seit Jahren. Gleichzeitig nimmt die Intransparenz immer mehr zu. „Die GDV-Musterbedingungen für die private Unfallversicherung dienen heute für viele Versicherer bestenfalls als grobes Raster“, erläutert Michael Franke, Geschäftsführer der Franke und Bornberg GmbH. Insbesondere durch die vielfältigen Erweiterungen des Unfallbegriffs drifteten die Unfallbedingungen immer weiter auseinander – in der Struktur ebenso wie beim Wording. Identische Sachverhalte würden unterschiedlich benannt, fachlich zusammengehörende Passagen wirkten eher zufällig platziert oder würden thematisch vermischt. So kann sich bspw. der Einschluss von Vergiftungen je nach Anbieter sowohl bei den Erweiterungen des Unfallbegriffs als auch als Ausnahme bei den Ausschlüssen wiederfinden.
Kein Wachstum, alternde Bestände
„Dieser Flickenteppich macht die Analyse von Unfall-Tarifen extrem aufwändig und zeitintensiv – sogar für unsere versierten Analysten“, so Franke. Das erschwere einen objektiven Vergleich und verwässere den Leistungskern der privaten Unfallversicherung. Das könnte sich in Zukunft rächen.
Noch zählt der GDV rund 24,8 Millionen private Unfallverträge. Aber das Neugeschäft stagniert seit Jahren und die Versicherten werden immer älter. Jüngere Kunden sind schwer zu erreichen. „Wenn es den Versicherern nicht gelingt, das Profil der Unfallversicherung zu schärfen, wird sie mittelfristig Kunden verlieren.“ Zudem könnten unklare Leistungsbilder Erwartungen wecken, die im Leistungsfall nicht erfüllt werden. Dann drohe ein Imageschaden, so Franke.
Das Unfall-Rating im Detail
Das aktuelle Rating von Franke und Bornberg bewertet 486 Tarife von 93 Gesellschaften in 18 Untersuchungsbereichen mit 62 Detailkriterien. Fast 12 % der Tarife schaffen es 2025 in die absolute Spitze (Note FFF+ hervorragend) – ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr (10 %). Immerhin 25 Versicherer platzieren mindestens einen Tarif in der Spitzengruppe (Vorjahr 16). Mehr als jeder vierte Tarif (26 %) erhält ein „sehr gut“ (FFF). Hier zeigt sich ebenfalls ein moderater Fortschritt. Im Gegenzug schrumpft das untere Feld leicht. Ebenso viele Tarife wie die Spitzenklasse weist das untere Ende der Qualitätsskala auf: 12 % aller Tarife sind 2025 mangelhaft oder ungenügend.

Marktstandards in der S(BU) – Gold für HDI und LV 1871
