Vereint und mit viel Power!
26.03.2013

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Europa befindet sich in der Krise oder ist zumindest arg in Schieflage geraten. Dadurch ist die Bewertung regional relativ günstig. Chancen tun sich auf und ein gezielter Blick lohnt, denn der Tanker ist nicht auf Grund gelaufen und spätestens 2014 sieht es rosiger aus.
Europa steht für Vielfalt. Auch für die Vielfalt der Chancen. Dies gerät leicht in Vergessenheit, wenn wir erneut von Spannungen innerhalb der EU hören. Am Ende zählen die Chancen, die sich für uns aus der Gemeinschaft ergeben.
Lichtschweif am Horizont. Frohe Kunde, zumindest mittel- bis langfristig, gab es aus Brüssel. Dieses Jahr wird laut der Europäischen Kommission insbesondere für die Euroländer ein weiteres Krisenjahr. Dennoch weisen Indikatoren darauf hin, dass für 2014 mit einem Wiederanziehen der Wirtschaftstätigkeit gerechnet werden darf. Für das nächste Jahr erwartet die EU Kommission ein Wachstum von 1,6 % für die EU und für den Euroraum von
1,4 %. Deutschlands Wirtschaftsleistung wird 2013 um 0,5 % und 2014 um 2,0 % wachsen. Olli Rehn, Kommissionsvizepräsident und zuständig für die Bereiche Wirtschaft, Währung und den Euro, sagte jüngst: „Aktuell lässt sich die Lage so zusammenfassen: Wir haben enttäuschende harte Daten von Ende letzten Jahres, etwas erfreulichere weiche Daten aus letzter Zeit und wachsendes Anlegervertrauen in die Zukunft. Die entscheidenden Politikmaßnahmen der letzten Zeit machen den Weg frei, damit es wirtschaftlich wieder aufwärts gehen kann.“
Wie schaut es nun mit den europäischen Aktienmärkten auf breiter Front aus? Der Aktien-Fondsmanager und Investment Style Co-Leader Growth Allianz Global Investors Thorsten Winkelmann bringt es auf den Punkt: „Mit Blick auf die makroökonomischen und politischen Probleme in Europa werden europäische Aktien immer noch häufig, aber zu Unrecht unterschätzt. Europa bleibt noch auf längere Sicht ein lohnender Stock-Picker-Markt, der regional relativ günstig bewertet ist.“ Auf die relativ günstige Bewertung europäischer Titel spielt Frank Fischer, CIO der Shareholder Value Management AG, an und sieht hier einen entscheidenden Vorteil gegenüber US-Aktien.
Marktführerschaft als Kapital. Die strukturellen Probleme sind keineswegs gelöst. Darüber sind sich alle Experten einig. Schließlich drücken die Sorgen und Nöte der Bürger stark – erst Ende 2012 gab es die Hiobsmeldung, wonach Europa in der Arbeitslosigkeit versinke. In Frankreich kletterte die Arbeitslosenquote auf den höchsten Stand seit 13 Jahren, Griechenland erreicht sogar die Spitzenposition in der Euro-Zone. Allerdings gelten Arbeitsmarktdaten als ein sogenannter nachlaufender Indikator, wohingegen Stimmungsindikatoren zu den Frühindikatoren zählen. Diese weisen nach oben. Insofern ein gemischtes Bild. „Gerade der Ausgang der italienischen Wahlen zeigt, wie fragil das ‚System Europa‘ ist und wie stark sich Unsicherheiten in einzelnen Mitgliedsländern auch auf die Börsen auswirken“, sagt Max Zellhuber, Vorstand Top Ten AG.
Was Investoren bei aller zu Recht geäußerten Kritik nicht vergessen sollten, sind die schlagkräftigen Argumente, die der europäische Kontinent aufzuzeigen hat – und dies trifft in besonderer Weise auf Deutschland zu. Europa ist Heimat zahlreicher Global Player, beispielsweise international agierender Unternehmen aus der Automobil- oder Luxusgüterindustrie. Etwa die Hälfte des Umsatzes wird außerhalb Europas erzielt, zunehmend in den Schwellenländern. Damit gleichen sie oftmals die Wachstumsschwäche der europäischen Ökonomien aus. Großkonzerne wie BASF, VW oder Allianz gehören zu den Weltmarktführern, aber auch viele Mittelständler. Rund 2/3 der Weltmarktführer mit deutschen Wurzeln befinden sich in Familienbesitz.
Der Deutsche Aktienindex (DAX) überzeugte mit seiner Performance im vergangenen Jahr. 29 % ging es mit dem Börsenbarometer in die Höhe, davon konnte der europäische EuroStoxx50 nur träumen. Fischer, der für den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen zuständig ist, schaut gezielt über die Grenzen und kommentiert: „Wir sehen ein deutliches Nachholpotenzial für das restliche Europa, insbesondere für einzelne Länder. Wir favorisieren insbesondere (Nord-)Italien noch vor Frankreich aufgrund der hohen Privatvermögen relativ zur geringen privaten Verschuldung.“ Wie ein Pendel, das mal zur einen (DAX), dann zur anderen Seite ausschlägt (Peripheriemärkte), beschreibt AGI-Experte Winkelmann die derzeitige Marktsituation. Dass die südlichen Mittelmeeranrainer kein grundsätzlich grünes Licht erhalten, dafür gibt es triftige Gründe. Für die Krisenländer wie Griechenland und Spanien wird dieses Jahr mit einer Arbeitslosenquote von jeweils rund 27 % (!) gerechnet. Die griechische Staatsverschuldung wird für das laufende Jahr auf 4,6 % des Bruttoinlandsproduktes geschätzt, für 2014 wird das Defizit laut EU-Kommission 3,5 % betragen. In Spanien sieht es noch düsterer aus.
Fazit. Eine glaubhafte Strategie, die den Euroraum wieder auf den richtigen Kurs bringen soll, muss unbedingt das Problem der großen internen Ungleichgewichte in Angriff nehmen. Den Worten müssen Taten folgen, und der Funke, den die EZB und zahlreiche Regierungen der Eurozone gesendet haben, sollte mittelfristig auf die Peripherie überspringen. „Anleger sollten nicht wahllos in den Markt hineingehen, sondern Produkte bester Qualität wählen“, bemerkt Winkelmann. Finanztitel sind für Top Ten Vorstand Zellhuber angesichts der ungelösten Finanzkrise eher kritisch. Gute Chancen haben nach seiner Meinung Techwerte und dividendenstarke Titel. Der Allianz Europe Equity Growth ist mit einem Fondsvolumen von nahezu 4 Mrd. Euro ein Schwergewicht unter den Aktienfonds mit Schwerpunkt Europa und kann auf 1-Jahressicht eine Performance von 19 % aufweisen – weit über dem Durchschnitt. Der erwähnte 345 Mio. Euro große Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen kommt in diesem Zeitraum immerhin noch auf eine Wertentwicklung von 12,4 %.
Europa kurz und bündig
- Vorteilhafte Bewertung europäischer Titel
- im Vergleich zu US-Aktien
- Internationalität der Unternehmen
- Stock-Picking-Markt (Qualität der aufgenommenen Aktien im Vordergrund)
- Deutschland als Wachstumslokomotive
- Gefahr: Schwelende Eurokrise
Alexander Heftrich
Europa - Printausgabe 02/2013
http://finanzwelt.de/wp-content/uploads/Die_10_besten_Aktienfonds_Europa_auf_1_Jahressicht.pdf

„China durchläuft momentan eine recht schwierige Lage“
