"Was immer im Arbeitsleben passiert, wollen wir begleiten"

13.03.2024

Georg Steinlein. Foto: WWK

Im finanzwelt-Interview erklärt Georg Steinlein, Leiter bAV Betrieb der WWK Lebensversicherung a. G., wie gute bAV-Produkte strukturiert werden müssen und was den Erfolg einer guten bAV ausmacht.

finanzwelt: Herr Steinlein, der Erfolg von einer guten bAV steht und fällt mit drei Faktoren: Produkt, Prozesse und Service. Mit dem richtigen Produkt fängt alles an. Was sind denn die wichtigsten Punkte, die ein bAV-Produkt weit nach vorne bringen können?

Georg Steinlein: Die Flexibilität im Produkt ist eigentlich das wichtigste. Das Arbeitsleben läuft in der Regel nicht mehr so wie früher, mit einem mehr oder weniger festen Karriereplan, der dann 50 Jahre Bestand hat und man sich anschließend auf die Rente freut. Heute ist das Arbeitsleben deutlich volatiler, und so muss auch die betriebliche Altersversorgung bzw. die Direktversicherung, die der Kunde abgeschlossen hat, alle Änderungen mitmachen und begleiten können. Deswegen ist Flexibilität im Produkt der zentrale USP für Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

finanzwelt: Kosten und Ablaufleistung sind in der Lebensversicherung immer wichtig. Aber es gibt ja auch wichtige bAV-spezifische Themen, wie Portierungen beim Eintritt in eine Firma oder den Austritt aus einer Firma. Wie entscheidend können diese in der Qualität Georg Steinlein:eines Produktes werden?

Steinlein: Aus meiner Sicht sind das Hygienefaktoren, die ein gutes bAV-Produkt haben muss. Wenn Arbeitnehmer in eine Firma wechseln, dann macht es Sinn, dass sie ihr gespartes Kapital dorthin einfach mitnehmen können, um nicht viele kleine Verträge zu haben, die alle Kosten verursachen. Und wenn Arbeitnehmer ausscheiden, muss das natürlich auch einfach ablaufen, wir machen das mittlerweile auf Zuruf.

finanzwelt: Wo liegen Ihrer Meinung nach Stolpersteine? Ich denke da vor allem daran, dass man ja auch eine Garantie abbilden will.

Steinlein: Eine Beitragsgarantie abzubilden ist unser Kerngeschäft. Das machen wir in unseren Tarifen seit vielen Jahren über einen effizienten und damit für den Kunden sehr renditechancenorientierten iCPPI-Mechanismus. Diesen Punkt will ich hier gar nicht weiter vertiefen. Aber ein zentraler Stolperstein kann sein, dass ein Versicherer sich auf sich selbst konzentriert und nur innerhalb seines Produktes denkt. Und genau von dieser Denke wollen wir wegkommen. Was immer im Arbeitsleben passiert, wollen wir begleiten. Ein Arbeitgeber muss uns nicht erklären, warum er jetzt was benötigt. Wenn sich Dinge im Arbeitsleben ändern, bilden wir das in den Verträgen ab. Anders ausgedrückt passen wir uns an die Welt des Arbeitgebers an und zwängen ihn nicht in ein enges Korsett. Und der größte Stolperstein ist, wenn man diesen gedanklichen Sprung nicht schafft.

finanzwelt: Alles aber auch eine Frage der Technik, oder? Also technische Schnittstellen und alles, was die Abwicklung umfasst?

Steinlein: Klassische Versicherungen waren vor 50 Jahren noch große Verwaltungsmaschinen, die hervorragende Prozesse gebaut haben, um ihre eigenen Probleme im Sinne der Effizienz zu lösen. Das hat auch eine ganze Zeit und für viele Kunden sehr gut funktioniert. In der bAV haben wir allerdings mehr Akteure und komplexere Rechtsgebiete, in denen wir uns bewegen. Das bringt zusätzliche Herausforderungen mit sich. Im Kern wollen wir die bAV für den Arbeitgeber einfach gestalten. Dafür haben wir unsere Prozesse geöffnet, um möglichst vielen Anforderungen gerecht zu werden. So akzeptieren wir im Standardgeschäft beispielsweise die komplette Bandbreite an elektronischen Signaturen mit Handschwung. Und wenn unsere breit aufgestellten Standardprozesse nicht ausreichen, schließen wir einfach eine Einzelvereinbarung mit dem Arbeitgeber darüber, wie er seine Willenserklärungen abgeben will. Unser Ziel ist es, kompatibel zur Welt der Arbeitgeber zu sein, egal wie digital oder analog sie ist oder wie selbstgestrickt oder standardisiert seine Prozesse sind.

finanzwelt: Kommen wir zu den Prozessen. Möglichst schnell und schlank sollten sie sein. Wie schwierig ist das denn für das im LV-Bereich doch etwas komplexere Produkt der bAV?

Steinlein: Unsere Produkte und Prozesse sind modular aufgebaut. Selbstverständlich fließen an vielerlei Stellen Regelungen des Versicherungsaufsichtsgesetzes und des Versicherungsvertragsgesetzes ein. In der bAV spielen zudem das Betriebsrentengesetz und alle möglichen anderen arbeitsrechtlichen Regelungen sowie auch Steuerund Sozialversicherungsthemen eine Rolle. Unsere bAV-Tarife bieten wir immer gleich zusammen mit arbeitsrechtlichen Unterlagen als Komplettpaket an, bei dem alles ineinandergreift. Trotzdem sind unsere Produkte und Prozesse so gestaltet, dass wir auch mit fremden Unterlagen arbeiten können. Also wenn zum Beispiel eine Versorgungsordnung oder eine Entgeltumwandlungsvereinbarung auch für mehrere Versicherer gelten soll, dann lässt sich das auch mit unserem Produkt kombinieren. Komplexität wird also durch modulare Produkte und Prozesse reduziert. Das gilt auch für digitale Prozesse. Zugespitzt formuliert spielt es für uns bei der weiteren Verarbeitung keine Rolle, ob Formulare digital oder per Fax oder Post zu uns gelangen. Das macht es uns leicht, auch viele weitere digitalen Systeme, die in den nächsten Jahren kommen werden, bei uns anzubinden.

finanzwelt: Also ein Schnittstellenmanagement quasi? Steinlein» Ja, ein Brief oder Papierformular wird bei uns gescannt, eine E-Mail oder ein Fax digital archiviert, das ist dann im Endeffekt das gleiche. Lieber bekommen wir natürlich digitale Daten, die in der weiteren Bearbeitung direkt verwendet werden können. Weil wir aber den Beantragungsprozess vom Durchführungsprozess getrennt haben und für alles eine saubere Schnittstelle anbieten, können wir mit allem arbeiten. Die im Markt etablierten digitalen Branchenstandards haben wir umfassend umgesetzt. Das Anbinden von verschieden Verwaltungs-Softwarelösungen und neuen Plattform verläuft damit reibungslos.

finanzwelt: Sie arbeiten in der Umsetzung auch mit Dienstleistern oder Partnerunternehmen zusammen. Xempus oder Penseo zum Beispiel, um nur mal zwei zu nennen. Können Sie dazu noch kurz etwas sagen?

Steinlein: Wir verfolgen eine Diversifizierungsstrategie und wollen uns alle Wege offenhalten. So kann jeder Vermittler seine Lösung wählen und wir binden uns einfach mit unserer Schnittstelle an seine Software oder an seinen Dienstleister an. Es gibt ja auch Finanzberater, die von Haus aus mit zwei oder drei Plattformen arbeiten, je nachdem ob der Kunde ein Kleinbetrieb, Mittelbetrieb oder Großbetrieb ist. Und wenn er mit der WWK einen Partner hat, der alle Plattformen und alle Prozesse begleiten kann, dann ist das ein starkes Argument. So muss nicht jedes Mal ein anderer Versicherer gewählt werden, nur weil der Kunde, also der Arbeitgeber, eine andere Plattform benutzt. In unserem Kundenservice haben wir eine eigene Gruppe mit Mitarbeitern, die Vermittler bei diesen Fragen beraten, unterstützen und begleiten. Wir bündeln dies unter dem Namen WWKKollektiv digital und helfen, die beste digitale Lösung zu finden.

finanzwelt: Dass durch schnelle Policierung Finanzberater und Versicherer Zeit und Geld sparen ist bekannt. Aber auch in der bAV? Wie digital ist das bAV-Geschäft denn wirklich schon?

Steinlein: Es gibt Vermittler, die sehr digital aufgestellt sind, die mit Selbstberatungsplattformen in größeren Unternehmensverbänden agieren und es gibt Vermittler, die mit Papier und Kugelschreiber arbeiten. Wir sind auf beide Arbeitsweisen und alle Zwischenwege eingestellt und wollen jedem Vermittler seinen individuellen Weg bei der bAVBeratung ermöglichen. Wir haben unsere Schnittstellen und Prozesse so gebaut, dass man jede Form der Anbindung umsetzten kann. Natürlich bekommen wir lieber Digitalanträge, dann sind wir in der Policierung auch tatsächlich schneller. Aber wenn Anträge nicht digital kommen, ist es auch kein Problem. Im Endeffekt wollen wir keinem Vermittler einen Weg aufzwingen, er soll sich selbst den Weg aussuchen können, der zu ihm passt.

finanzwelt: Das ist ein guter Service. Und beim Service trennt sich die Spreu vom Weizen. Denn gerade Unternehmen mit guten Prozessen sparen oft am Service. Aber auch hier bietet die WWK viel, oder?

Steinlein: Wir unterstützen Finanzberater bei vielerlei Themen, bei der Verwendung von elektronischen Signaturen, bei der Verwendung von Beratungsplattformen oder bei der Verwendung von Verwaltungsplattformen für den Arbeitgeber. Der Service wird entweder über unser zentrales bAV-Kompetenz-Center und unsere Vertriebsberatung bAV hier in München erbracht oder aber auch dezentral über unsere bundesweit tätigen bAV-Consultants vor Ort. Von daher würde ich nicht sagen, dass sich gute Prozesse und guter Service ausschließen oder dass gute Prozesse dazu führen, dass man am Service spart. Ich glaube, bei uns ist eher das Gegenteil der Fall, gute Prozesse müssen auch verwendet werden und erklären sich nicht immer selbst. Prozesse und Service müssen Hand in Hand laufen!

finanzwelt: Warum braucht man zentrale und dezentrale bAV-Experten als Ansprechpartner gleichzeitig? Reicht nicht eins von beiden?

Steinlein: Sicher gehen einige Versicherer den Weg nur noch einen Weg der Unterstützung anzubieten, schon aus Kostengründen. Wir wollen dem Vermittler bestmöglich zur Seite stehen und setzten deshalb weiter auf zentrale und dezentrale bAV-Experten. Klar ist es so, dass es an der ein oder anderen Stelle auch Überschneidungen gibt. Aber es gibt eben Dinge, die besser vor Ort gemacht werden und es gibt Dinge, die besser in der Zentrale gemacht werden. Die Begleitung zu einer Arbeitgeberberatung in Hamburg ist schwer aus der Zentrale in München zu machen. Und die Sicherstellung der telefonischen Erreichbarkeit ist schwer über ein dezentrales Team zu machen, dazu braucht man ein spezialisiertes zentrales Team. Wichtig ist, dass sich die beiden Expertengruppen gut kennen, Hand in Hand arbeiten und sich regelmäßig austauschen. Dann wird optimaler Service möglich, genauso wie es sich der Finanzberater von seinem Versicherungsanbieter wünscht. (lvs)