25 % mehr Insolvenzen in Deutschland

25.04.2023

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Im Q1 2023 haben in Deutschland 2.691 Firmen Insolvenz angemeldet. Das sind 24 % mehr als im Vergleichsquartal des Vorjahres (2.175). Besonders stark betroffen waren Betriebe aus dem Gastronomiegewerbe, aber auch Bau- und Immobilienunternehmen verzeichneten einen überproportionalen Anstieg von Geschäftsschließungen. Gleichwohl blieb die Gesamtzahl der Insolvenzen im Betrachtungszeitraum unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Es ist daher eher von einem Normalisierungs-prozess zu sprechen als von einer Pleitewelle. Zu dieser Einschätzung kommt eine aktuelle Studie von Dun & Bradstreet, in der die Zahl der Neugründungen in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) detailliert beleuchtet wird.

Dass zum Jahresauftakt die Zahl der Insolvenzen im Vergleich zum Vorjahresquartal um fast ein Viertel nach oben geschnellt ist, hat mehrere Gründe. Vor einem Jahr gab es zum Beispiel noch vielfältige staatliche Unterstützungsprogramme. Nachdem diese ausgelaufen sind, sahen sich viele Firmen offensichtlich nicht mehr in der Lage, ihren Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten. Abgesehen davon dürfte auch das aus Unternehmenssicht schwieriger gewordene Umfeld für die deutliche Steigerung der Firmenschließungen verantwortlich sein. Ein rapider Anstieg der Energie- und Produktionskosten, eine restriktivere Kreditvergabe durch die Banken sowie eine signifikant teurer gewordene Refinanzierung von Anlage- und Umlaufvermögen hat bei vielen Betrieben zu Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung geführt. Vor diesem Hintergrund ist es bemerkenswert, dass die Zahl der Insolvenzen im ersten Quartal des laufenden Jahres nicht höher ausgefallen ist als in den entsprechenden Perioden der Vor-Lockdown-Jahre 2018 und 2019 mit jeweils rund 3.000 Firmenaufgaben.

Im Bau- und Immobiliensektor

Was auf branchenspezifischer Sicht auffällt, ist, dass sich die signifikante Stimmungs-abkühlung im deutschen Bau- und Immobiliensektor auch in der Zahl der Insolvenzen in diesen Bereichen widerspiegelt. So legte die Zahl der Firmenpleiten im Baugewerbe um rund 30 % zu. Bei Immobilienbetrieben erhöhte sich die Zahl der Konkurse sogar um rund 34 %. Diese Zuwächse werden noch übertroffen vom Gastronomiesektor, wo die Zahl der Insolvenzen im ersten Quartal 2023 um fast 57 % nach oben schoss. Zu diesem starken Anstieg dürfte vor allem das Auslaufen von öffentlichen Corona-Hilfen verantwortlich sein.

Regional betrachtet, verzeichnete Sachsen mit einem Plus 72,4 % den höchsten Zuwachs an Insolvenzen, gefolgt von Schleswig-Holstein mit 66,2 % und Baden-Württemberg mit 52,9 % . Die einzigen Bundesländer, in denen eine Abnahme an Firmenaufgaben regierstiert wurde, sind Brandenburg (-17,1 % ) und Hessen (4,1 %). Unter dem Bundeschnitt blieben auch die beiden bevölkerungsreichsten Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Bayern, die zwar – absolut betrachtet – in den ersten drei Monaten die höchste Zahl an Konkursen aufwiesen (NRW: 478 Fälle; Bayern: 327 Fälle), dabei aber eine unterdurchschnittliche Dynamik verzeichneten (NRW: -19,3 % ; Bayern: 20,5 %). (ml)