Assekurata-Marktausblick zur Schaden-/Unfallversicherung 2025

26.05.2025

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Ertragslagen durch Beitragsanpassungen gestützt

Positiv ist, dass die Versicherer im Jahr 2024 beitragsseitig wirksame Anpassungen am Markt platzieren konnten. So setzte die Branche ihren Wachstumskurs fort und steigerte die Einnahmen mit 7,8 % erneut deutlicher als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre (4,0 %). Trotz des hohen Wettbewerbsdrucks konnten die Versicherer besonders in der Kraftfahrt- und der Wohngebäudeversicherung signifikante Mehreinnahmen erzielen. So stiegen die Prämieneinahmen in der gesamten Kraftfahrtversicherung um 10,9 % und in der Wohngebäudeversicherung um 12 % an. „Die Branche hat ihre Zurückhaltung abgelegt und die Prämien in dem erforderlichen Maß angehoben“, kommentiert Dr. Reiner Will.

Konjunkturelles Tal limitiert die Wachstumsperspektiven

Im Vergleich zum Beitrags- fiel das Vertragswachstum der Branche 2024 erneut schwach aus. „Die wirtschaftliche Unsicherheit wirkt sich weiterhin auf das Verhalten der Verbraucher aus“, erläutert Versicherungsexperte Dennis Wittkamp. Viele Haushalte halten sich mit größeren Anschaffungen zurück, auch beim Autokauf. „Die Zahl der Kfz-Neuzulassungen und Besitzumschreibungen bleibt niedrig“, so Dennis Wittkamp. In der Folge wuchs der Vertragsbestand 2024 nur um 0,5 % und somit deutlich geringer, als im zehnjährigen Trend von etwa 2,0 % zu erwarten gewesen wäre.

Erneute Preissteigerungen in der Kraftfahrt- und Wohngebäudeversicherung

Obwohl die Versicherungsbranche im Jahr 2024 versicherungstechnische Gewinne erzielen konnte, ist auch für 2025 mit weiteren Prämienanpassungen zu rechnen. „Für das kommende Jahr und darüber hinaus sind abermals deutliche Beitragsanpassungen notwendig, um mit der anhaltend hohen Schadendynamik Schritt zu halten und nachhaltig profitabel zu bleiben“, erklärt Dennis Wittkamp. Besonders stark betroffen sind die Bereiche Kraftfahrt- und der Wohngebäudeversicherung. „Viele Wohngebäudeversicherer haben ihre Beiträge zum Jahres- beginn 2025 über die üblichen Indexanpassungen hinaus erhöht – ein klares Zeichen für den wachsenden Ertragsdruck und den Willen, die Sparte dauerhaft profitabel aufzustellen“, so Wittkamp weiter. Spannend wird die Entwicklung in der Kraftfahrtversicherung. Die deutlichen Prämienanpassungen im Jahr 2024 haben sich bereits positiv ausgewirkt und einige Anbieter wieder in die Gewinnzone gebracht. „In diesem Jahr wollen noch weitere Versicherer den Turnaround schaffen“, sagt Dr. Will. „Zum Jahresende wird sich zeigen, inwieweit diese positive Entwicklung einigen Versicherern wieder größere Handlungsspielräume bei der Ergebnis- und Prämiengestaltung gibt, denn unverändert läuft der Wettbewerb und damit auch das Wechselgeschäft über die Höhe der Prämien.“

Pflichtversicherung ante portas

Große Veränderungen in der Branche sind auch durch die Pläne zur Einführung einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden zu erwarten. „Dass nun endlich Bewegung in dieses Thema kommt, ist grundsätzlich ein positives Signal“, sagt Dennis Wittkamp. Die Umsetzung bleibt jedoch komplex: „Herausfordernd bleibt die Frage, wie Versicherer dauerhaft bezahlbare und risikogerechte Prämien anbieten können. Eine Pflicht zur Versicherung für alle Gebäude könnte die Branche überfordern.“ Hohe Selbstbehalte sorgen zwar kurzfristig für Entlastung, stünden aber im Widerspruch zum Ziel, Hauseigentümer vor finanzieller Überforderung zu schützen. „Staatliche Rückversicherungslösungen – etwa nach französischem Vorbild – bieten hier eine zweckmäßige Ergänzung, ebenso ein solidarisch finanzierter Beitragszuschlag für alle“ zeigt sich Wittkamp überzeugt. Auch politische Maßnahmen helfen. Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will begrüßt etwa die angekündigten Anpassungen im Baurecht: „Baustopps in Überschwemmungsgebieten sind ein wichtiger Schritt. Weitere Empfehlungen aus dem GDV- Leitfaden Build Back Better – wie der Einsatz wasserresistenter Baustoffe oder der Einbau von Rückstauklappen – sollten folgen.“

2025 ff. bleiben herausfordernd

Die kommenden Jahre stellen die deutschen Schaden-/Unfallversicherer aus Sicht von Assekurata weiterhin vor zahlreiche Herausforderungen. Dabei identifiziert das Kölner Rating-Haus die Schadeninflation als zentralen Einflussfaktor, der die Branche im aktuellen Geschäftsjahr und darüber hinaus beschäftigen wird. „Aus heutiger Sicht wird 2025, abgesehen von möglichen Elementarereignissen, erneut ein Jahr mit eher schwächeren Gewinnen“, ist sich Dennis Wittkamp sicher. „Unabhängig davon, wie viele Schäden tatsächlich auftreten, treibt die Inflation die Kosten für Reparaturen, Ersatzteile und Dienstleistungen weiter nach oben – oder hält sie zumindest auf hohem Niveau“, erklärt er. Bedingt durch die konjunkturelle Lage dürfte auch das Vertragswachstum in den nächsten Jahren eher unterdurchschnittlich ausfallen. (mho) 

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