„Die bAV bleibt wichtig“

07.05.2025

Tim Groothedde, Vertriebsdirektor Makler Leben bei der Württembergischen Vertriebspartner GmbH (WVVP) / Foto © Sebastian Berger

Exklusiv

Tim Groothedde hat im Januar 2025 die Position des Vertriebsdirektors Makler Leben bei der Württembergischen Vertriebspartner GmbH (WVVP) übernommen. Im Interview spricht er über die Auswirkungen des gestiegenen Höchstrechnungszinses, das flexible Altersvorsorgeprodukt Genius Vorsorge sowie die Entwicklung des bAV-Geschäfts.

finanzwelt: Herr Groothedde, was reizt Sie besonders an Ihrer neuen Aufgabe und welche Schwerpunkte möchten Sie setzen?

Tim Groothedde: Die Entscheidung war für mich ein bedeutender Schritt, da hier meine Leidenschaft für Vorsorge, Geldanlage und Vertrieb perfekt zusammenkommt. Ich sehe großes Potenzial, den Vertrieb in einem dynamischen Markt weiterzuentwickeln und unseren Vertriebspartnern durchdachte Lösungen in den Bereichen Altersvorsorge und Absicherung – insbesondere in der bAV – anzubieten.

finanzwelt: Wie sehen Sie die Württembergische Lebensversicherung am Markt positioniert? Was sind Ihre Erfolgsfaktoren?

Groothedde: Die Württembergische Lebensversicherung ist für unsere Vertriebspartner der Fels in der Brandung bei der Vorsorge mit einer klaren, langfristigen Ausrichtung. Unser Erfolgsrezept liegt in einem herausragenden Service: Persönliche Ansprechpartner, schnelle und pragmatische Entscheidungen sowie ein erfahrenes Team sorgen dafür, dass sich unsere Vertriebspartner bei uns gut aufgehoben fühlen können. Mit Produkten wie Genius Vorsorge und seinem erfolgreichen Wertsicherungsfonds haben wir uns über Jahre hinweg als zuverlässiger Anbieter etabliert. Besonders wichtig ist die richtige Kombination aus Produkten, Prozessen und einem engagierten Betreuungsteam.

finanzwelt: In den ersten neun Monaten 2024 ist das Neugeschäft nach Beitragssumme bei der Württembergischen Lebensversicherung um 3,1 % auf 2,37 Mrd. Euro zurückgegangen. Was sind die Gründe dafür und wie wollen Sie gegensteuern?

Groothedde: Der Rückgang im Neugeschäft war vor allem auf die bewusste Reduktion des Einmalbeitragsgeschäfts zurückzuführen. Zudem zeigte sich eine allgemeine Zurückhaltung bei der Altersvorsorge, verstärkt durch den ‚Warteeffekt‘ auf eine mögliche Rechnungszinserhöhung und Unsicherheiten in der Rentenpolitik. Trotz dieser Entwicklung konnten wir im Maklersegment eine erfreuliche Steigerung der Beitragssumme um 4,1 % im Jahr 2024 verzeichnen – ein positives Signal, das zeigt, wie gut unsere Strategien in diesem Bereich greifen.

finanzwelt: Wie hat sich die betriebliche Altersvorsorge (bAV) entwickelt?

Groothedde: Die bAV bleibt ein wichtiger Bereich. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen haben einen hohen Bedarf. In den letzten Jahren hat die bAV innerhalb unseres Unternehmens zunehmend an Bedeutung gewonnen, was sich in einem signifikanten Umsatzwachstum widerspiegelt. 2024 konnten wir den bAV-Anteil am Gesamtgeschäft weiter steigern, wobei im Maklersegment ein erheblicher Anteil des Neugeschäfts aus dem bAV-Bereich stammt – über 40 %. Mit der Kombination aus unseren erfolgreichen bKV-Budgettarifen sowie dem im vergangenen Jahr eingeführten Genius Vorsorge-Tarif besetzen wir in beiden Segmenten, bAV und bKV, Spitzenpositionen am Markt.

finanzwelt: Letzten Juli hat Ihr Unternehmen das flexible Altersvorsorgeprodukt Genius Vorsorge auf den Markt gebracht. Was zeichnet es aus und wie hat sich die Nachfrage bisher entwickelt?

Groothedde: Das flexible Altersvorsorgeprodukt Genius Vorsorge baut auf dem Erfolg des bisherigen Genius auf und ergänzt es um neue, moderne Elemente. Die bewährte Wertsicherungsfonds-Genius-Strategie bleibt erhalten, ebenso wie die dynamische Umschichtung, die Chancen maximiert und gleichzeitig ein hohes Sicherheitsniveau wahrt. Zudem haben wir die hohe Flexibilität bei der Garantiewahl, der Anpassbarkeit der Beiträge und dem Rentenbeginn beibehalten. Neu ist die Möglichkeit, während der Laufzeit flexibel zwischen klassischen, hybriden und rein fondsgebundenen Kapitalanlagen zu wechseln. Darüber hinaus bieten wir kostenfreie Entnahmemöglichkeiten von Teilen des Guthabens und eine besonders attraktive Kostengestaltung bei der rein fondsgebundenen Kapitalanlage. Die Nachfrage nach Genius Vorsorge ist bisher sehr positiv.

finanzwelt: Seit Januar 2025 liegt der neue Höchstrechnungszins bei 1,0 %. Welche Effekte erwarten Sie sich dadurch auf Ihr Geschäft?

Groothedde: Der Höchstrechnungszins von 1,0 % wird vor allem im Bereich der selbstständigen Berufsunfähigkeitsversicherung (SBU) positive Auswirkungen haben, da sinkende Preise diesem wichtigen Schutz Auftrieb geben werden – und somit auch unserem Geschäft bei der Württembergischen Lebensversicherung. Im Bereich der Altersvorsorge sind die Auswirkungen weniger gravierend, da hier eher die Gesamtrendite als die Garantieleistungen im Vordergrund stehen. Trotzdem erwarten wir, dass steigende Rentenfaktoren und höhere Ablaufgarantien die Nachfrage ankurbeln. Besonders von Vorteil ist die Möglichkeit einer vollständigen Beitragsgarantie, die bestimmte Produkte wie Riester und klassische Kapitalanlagen mit Beitragsgarantie für sicherheitsorientierte Kunden attraktiver macht.

finanzwelt: Welche Rolle spielen die Makler in Ihrem Vertriebsmix?

Groothedde: Unser Ziel ist es, den Maklervertrieb als feste Säule in unserem Vertriebswegemix weiter zu etablieren. 2022 haben wir unsere Maklerorganisation neu ausgerichtet, mit einer klaren Fokussierung auf die Betreuung durch Key-Account-Manager und Key-Account-Referenten als Tandems in der Zusammenarbeit mit Maklern und Großmaklern. Unsere Weiterentwicklung wird durch die Anforderungen im Markt vorangetrieben, wobei Produkte und Prozesse kontinuierlich angepasst werden.

finanzwelt: Wie ist Ihr Ausblick für den weiteren Jahresverlauf 2025?

Groothedde: Für 2025 bin ich sehr zuversichtlich. Im Vordergrund steht die marktgerechte Implementierung unserer Produkte und Prozesse, unter anderem durch die weitere Einbindung in Vergleichsportale. Dazu kommt die fortgesetzte Digitalisierung unserer TAA-Prozesse, die Verfügbarkeit elektronischer Unterschriften und der kontinuierliche Ausbau unserer digitalen Maklerpost. Das wird uns weiter nach vorne bringen. (mho)