Dr. Klein Trendindikator 2022: Inflation auch in der Baufinanzierung deutlich spürbar

15.11.2022

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Die Standardrate, die bereits in den vergangenen Monaten Stück für Stück in die Höhe geklettert ist, knackt im Oktober die 1.500-Euro-Marke und bricht somit einen Rekord. Beachtlich ist, dass sie innerhalb nur eines Monats auf 110 Euro gestiegen ist. Innerhalb eines halben Jahres sind es mehr als 400 Euro.

Die Standardrate verdeutlicht den Anstieg der Zinsen im Verlauf der letzten Wochen: Die Musterrechnung für Baufinanzierungen wird mit den Parametern von 300.000 Euro Darlehenssumme sowie 2 % Tilgung und 80 % Beleihungsauslauf bei zehn Jahren Zinsbindung berechnet. Das Finanzierungsgefüge im Jahr 2022 hat sich im Vergleich zu den Vorjahren also merklich verändert und ist mit 1.505 Euro nun doppelt so hoch.

Mit der erhöhten Standardrate fällt die  Darlehenshöhe maßgeblich. Aufgrund der Veränderungen auf dem Finanzierungsmarkt ist ein deutlicher Rückgang der aufgenommenen Kreditsummen zu verzeichnen. Das ist neben den höheren Bauzinsen auch den gleichermaßen gestiegenen Energie- und Lebenserhaltungskosten für die Kreditnehmer zu verdanken. Im Durchschnitt senken Kaufwillige ihre Darlehenshöhe auf 277.000 Euro, während sie zu Anfang des Jahres noch bei 317.000 Euro betrug.

Tilgungssatz an der Grenze

Der von Dr. Klein empfohlene Grenzwert ist mit 2 % nur minimal von dem Maximum von 3 % entfernt. Eine niedrigere Tilgung zieht allerdings auch längeres Abbezahlen des Darlehens nach sich. Das hat eine eventuelle Restschuld zur Folge und damit gegebenenfalls eine Zinsänderung im Fall der Anschlussfinanzierung. Viele Kreditnehmer entscheiden sich für eine verlängerte Zinsbindung im Gegenzug für niedrigere Tilgung. Die Zinsbindung verlängert sich so durchschnittlich um drei Jahre und zwei Monate. Der Beleihungsauslauf bleibt weiter rückläufig.

Der fremdfinanzierte Anteil am Beleihungswert der Immobilien sinkt zwar minimal von 80,71 % im September auf 80,68 %, allerdings zeigt das auch den weiterhin hohen Eigenkapitaleinsatz der Bau- und Kaufwilligen. Dabei gibt es verschiedene Optionen für Darlehensnehmer, durch mehr Eigenkapital einen besseren Zinssatz zu erlangen. Ob zuteilungsreifer Bausparvertrag, angespartes Vermögen aus Wertpapierdepots oder Privatdarlehen von Familie oder Freunden – alle Alternativen sind momentan zu prüfen.

Der Abwärtstrend bei Forward-Darlehen schlägt auch im Oktober keine Kehrtwende ein. Die Nachfrage bei Forward-Dahlehen am gesamten Baufinanzierungsvolumen sinkt auf 3,97 % – innerhalb eines Monats um mehr als einen ganzen Prozentpunkt. Bei den KfW-Darlehen herrschte im vergangenen Monat im Gegensatz dazu wieder ein leichter Aufwind: Ihr Anteil liegt bei insgesamt 3,32 %. Im Vergleich zu den 5,11 % bewegt sich ihre Nachfrage aber immer noch auf einem niedrigen Niveau. (ml)