Eigene Kapitalerträge schützen

27.11.2023

Dr. Marc-Oliver Lux - Foto: © Lux & Präuner GmbH & Co.KG

Auch wenn die Inflationszahlen nun endlich auf dem Rückmarsch sind, wird uns das Thema Geldentwertung voraussichtlich auch im nächsten Jahr begleiten. Viele Anleger sind daher besorgt, wie sich die Inflation auf ihr Portfolio auswirken könnte.

Das ist besonders für Investoren relevant, die sich auf regelmäßige Kapitalerträge, etwa Zinsen oder Dividenden, konzentrieren. Die Inflation ist für diese einkommensorientierten Anleger in zweierlei Hinsicht riskant: Erstens untergräbt die Teuerungsrate die Kaufkraft zukünftiger Zahlungen. Zweitens steigt mit der Inflation normalerweise das Zinsniveau, was sich wiederum negativ auf die Bewertungsmodelle von Ertragswerten auswirkt. Deswegen hierzu ein paar Tipps:

1. Aktien & Dividendenwerte Im Gegensatz zu festverzinslichen Wertpapieren bieten Aktien die Möglichkeit, von steigenden Unternehmensgewinnen und Dividenden zu profitieren. Vor allem Markenunternehmen können über Preiserhöhungen ihre Gewinnmargen erhalten. Auch bei Branchen mit langfristigem strukturellem Rückenwind (beispielsweise IT) spielt der Inflationsdruck nur eine untergeordnete Rolle.

2. Kürzere Laufzeiten bei festverzinslichen Wertpapieren Je langfristiger die Cashflows eines festverzinslichen Wertpapiers sind, desto sensibler sind sie für Änderungen des Zinsniveaus. Folglich sollten Anleger bei festverzinslichen Wertpapieren kürzere Laufzeiten bevorzugen. Ohnehin erhält man aktuell bei ca. fünfjähriger Laufzeit noch etwa gleich viel Zinsen wie bei Zehnjährigen.

3. Auf Risikoprämie achten Wer Unternehmens- statt Staatsanleihen kauft, sollte darauf achten, dass man für das zusätzliche Risiko eine angemessene Risikoprämie erhält (den sogenannten Credit Spread) für das höhere Ausfallrisiko im Vergleich zum Besitz einer Staatsanleihe mit derselben Laufzeit.

4. Gold Gold profitiert in einem inflationären Umfeld. Insbesondere dann, wenn die Realzinsen sinken. Ebenso ist es für den globalen Rohstoff Gold vorteilhaft, wenn der relative Wert der eigenen Landeswährung zurückgeht. Ein Investment in Gold können Investoren auf vielfältige Weise angehen: etwa durch den direkten Besitz von Goldbarren, in Wertpapieren wie ETFs, die Goldbarren halten, oder in Aktien von Goldminenunternehmen.

5. Real Assets Land, Infrastruktur und natürliche Ressourcen (Rohstoffe, Agrar) gewinnen in einer Inflationsphase in der Regel an Wert. Das wirkt sich positiv auf Unternehmen aus, deren Geschäftsmodelle sich um solche Realwerte drehen. Außerdem sind Preisanstiege in einem inflationären Umfeld nicht gleichmäßig verteilt. Oft konzentrieren sie sich auf Werte, die von Engpässen in der globalen Lieferkette betroffen sind. Bestimmte physische Rohstoffe können so von einem anhaltendem Inflationsdruck wiederum profitieren.

6. Volatilität ausnutzen Die Angst der Anleger vor der Inflation kann zu übertriebenen Marktbewegungen führen. Dadurch können sich interessante Anlagemöglichkeiten in Werten ergeben, die aufgrund von übertriebenen Inflationssorgen überverkauft sind.

7. Vorsicht bei hoch bewerteten unrentablen Wachstumswerten Unternehmen, die erst in Zukunft mit hohen Cashflows rechnen, sind besonders durch einen Anstieg der Inflation gefährdet. Denn die jetzige Bewertung fußt zumeist auf der Diskontierung zukünftiger Erträge. Steigen jedoch die Zinsen, wird der Diskontierungsfaktor höher und der Unternehmenswert fällt. Das führt regelmäßig zu Kursverlusten bei Wachstumsaktien.

8. Ausländische Währungen Währungen von Schwellenländern können in einem globalen inflationären Umfeld profitieren, vor allem wenn ihre Wirtschaft weitgehend auf Rohstoffe und natürliche Ressourcen basiert.

Kolumne von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München