Elon Musk und die 1-Billion-Dollar-Frage
04.11.2025

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Teslas bevorstehende Jahreshauptversammlung am 6. November wird wahrscheinlich eine der folgenreichsten Unternehmensabstimmungen in der modernen Geschichte sein – und vielleicht die teuerste: Auf dem Spiel steht nicht nur Elon Musks beispielloses Vergütungspaket in Höhe von eine Billion Dollar, sondern auch die Richtung des Unternehmens, seine Governance und seine Beziehung zu den Aktionären. Das Ergebnis könnte die Grenzen der Vorstandsvergütung und der Unternehmensverantwortung in ganz Amerika neu definieren.
Teslas Vorstandsvorsitzende Robyn Denholm hat eine deutliche Warnung ausgesprochen: Wird das Paket abgelehnt, riskiert Tesla, Musks Zeit, Talent und Vision zu verlieren. Es ist eine vertraute Botschaft für Investoren, die Bewunderung mit Alarm mischt. Denholms Brief an die Aktionäre stellt die Abstimmung als existentiell dar: „Wollen Sie Elon als CEO von Tesla behalten und ihn motivieren, Tesla zum weltweit führenden Anbieter autonomer Lösungen zu machen?“
Für viele Aktionäre war Musks Führung tatsächlich transformativ. Unter seiner Leitung hat sich Tesla von einem Nischen-EV-Startup zu einem globalen Giganten mit einem Wert von etwa 1,5 Billionen Dollar entwickelt. Dennoch ist der Ton der diesjährigen Botschaft schärfer, dringender und von Spannung durchzogen.
Beratungsfirmen wie ISS und Glass Lewis haben die Aktionäre aufgefordert, mit „Nein“ zu stimmen, und argumentieren, dass die schiere Größe des Pakets – potenziell mehr wert als das BIP vieler Nationen – übermäßige Verwässerung riskiert und Governance-Standards schwächt. Ihre Botschaft: Visionär oder nicht, kein CEO sollte unkontrollierte Einflussnahme auf ein börsennotiertes Unternehmen ausüben.
Das größte CEO-Vergütungspaket in der Geschichte
Das vorgeschlagene Paket könnte Musk über 7,5 Jahre bis zu eine Billion Dollar einbringen, abhängig von der Erreichung einer Reihe nahezu futuristischer Leistungsziele. Dazu gehören: Eine Marktkapitalisierung von 8,5 Billionen Dollar, 20 Millionen Fahrzeugauslieferungen, zehn Millionen Abonnements für vollständiges autonomes Fahren sowie die Bereitstellung von eine Million Optimus-Humanoid-Robotern und Robotaxis.
Es ist eine To-do-Liste, die eher wie ein Science-Fiction-Skript als wie ein Unternehmensplan wirkt, aber wenn sie erreicht wird, würde Musk zum weltweit ersten Trillionär werden und seinen Anteil an Tesla von 13 auf fast 29 Prozent steigern. Trotzdem sehen Proxy-Berater und Governance-Experten die Struktur als problematisch an, da es keine expliziten Anforderungen gibt, die sicherstellen, dass Musks Fokus auf Tesla bleibt, während er seine Zeit zwischen SpaceX, xAI, Neuralink und X aufteilt.
Der Delaware-Fallout
Diese neueste Aktionärsabstimmung kam nicht aus heiterem Himmel. Anfang dieses Jahres hat ein Gericht in Delaware Musks früheres 50-Milliarden-Dollar-Vergütungspaket für ungültig erklärt und es als „grundlegend fehlerhaft“ beschrieben, das Produkt eines Vorstands, der zu eng mit seinem CEO verbunden war. Tesla hat zunächst gegen das Urteil Berufung eingelegt, dann Pläne angekündigt, den Sitz nach Texas zu verlegen – einen Staat, der für seine weniger strenge Unternehmensaufsicht und managementfreundliche Rechtsrahmen bekannt ist.
Der Schritt verstärkte die Skepsis der Beratungsfirmen: ISS und Glass Lewis forderten seitdem Investoren auf, den neuen Billionen-Dollar-Vorschlag abzulehnen, und argumentieren, dass es in der Größe übertrieben und zu sehr von Musks innerem Kreis geprägt ist.
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