Fidelity: 2.Halbjahr wird bullish
07.02.2013

Charttechnisch betrachtet gibt es aktuell gute Argumente für beide Marktrichtungen, nach oben wie nach unten. Jeff Hochman, Leiter der technischen Analyse bei Fidelity Worldwide Investment, erläutert die wesentlichen Argumente von Optimisten und Pessimisten und erklärt, welche Anlagen er für aussichtsreich hält.
(fw/ah) "Je nachdem, ob man zu den Optimisten oder den Pessimisten gehört, lassen sich die charttechnischen Faktoren in die eine oder in die andere Richtung interpretieren. Ich gehe jedoch davon aus, dass wir das Jahr auf einem höheren Kursniveau als dem gegenwärtigen beenden werden. Selbst dann, wenn es aufgrund der Nervosität an den Märkten zwischenzeitlich noch zu einer weiteren Korrektur kommen sollte. Ein weiterer Kursrückgang von 5 bis 10 Prozent wäre aus meiner Sicht eine gute Gelegenheit zum Kauf.
Argumente der Optimisten
Kurs-Gewinn-Verhältnisse: Günstige Bewertungen allein reichen als Argument für den Kauf von Aktien nicht aus. Schließlich können sie lange Zeit billig und ebenso lange überteuert sein. Tatsache ist jedoch, dass die Kurs-Gewinn-Verhältnisse bei einem Kursrückgang um 10 Prozent in den USA und in Europa auf ein Niveau fallen würden, von dem aus in der Vergangenheit positive Renditen auf Sicht von ein, drei, fünf und zehn Jahren sehr wahrscheinlich waren.
Inflation: Die äußerst niedrige Inflation, die besonders den sinkenden Preisen für Rohstoffe zu verdanken ist, dürfte den Verbraucherausgaben Auftrieb geben.
Zentralbankintervention: Sollte sich die Lage an den Märkten und in der Wirtschaft weiter eintrüben, ist eine dritte quantitative Lockerungsrunde durch die Notenbanken wahrscheinlich.
Argumente der Pessimisten
Ende der antizyklischen Rally: Langsam scheint der antizyklischen Rally an den Aktienmärkten die Luft auszugehen. Wir könnten uns somit am Beginn der dritten großen Abwärtswelle innerhalb des inzwischen zwölf Jahre dauernden Bärenmarktes befinden.
Konjunkturausblick und Rezession: Industrierohstoffe führen derzeit die Märkte auf dem Weg nach unten an. Falls sie tatsächlich Leitindikatoren für den Konjunkturausblick sind, werden auch die Umfragen unter Einkaufsmanagern weltweit auf Talfahrt bleiben. Derzeit wächst die Gefahr, dass die Euro-Krise auf die Vereinigten Staaten und andere Regionen übergreift.
Euro-Krise: Ein von den Märkten 'erzwungenes' Auseinanderbrechen der Eurozone oder ein ungeordneter Austritt eines oder mehrerer Länder könnte der Auslöser für eine dramatische Korrektur und damit das schlimmste Szenario sein.
Chancen für Anleger
Dividendenaktien: Ich gehe davon aus, dass Qualitätsaktien - vor allem Standardwerte - mit überdurchschnittlichen Dividenden auf absehbare Zeit die besten Anlagen sind. Selbst bei Kursrückschlägen von 10 bis 15 Prozent kann die Wiederanlage von Dividenden Renditeschwankungen glätten und so helfen, ein Portfolio langfristig vor Verlusten zu schützen.
US-Aktien: Der US-Aktienmarkt ist im Vergleich deutlich vielseitiger und bietet laufend gute Anlagemöglichkeiten, auch wenn man gelegentlich etwas tiefer danach graben muss. Und sollte der US-Dollar so stark bleiben, dürfte es schwerfallen, Argumente gegen den amerikanischen Markt zu finden.
Hochzinsanleihen: Der nachlassenden Wirtschaftsdynamik zum Trotz verharren die Ausfallraten insgesamt auf niedrigem Niveau. Auf lange Sicht sind deshalb Hochzinsanleihen weiter ein gutes Investment. Ein gewichtiges Argument bleibt die Gesamtrendite: Anleger sollten daher mögliche Rückschläge für Käufe nutzen."

Kommen die US-Märkte aus dem Sturm?
