Konzentration statt Diversifikation

16.09.2013

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Aktienfonds, die sich auf einzelne Branchen fokussieren, können – abhängig von der Entwicklung dieser Branche – eine hervorragende Performance generieren. Allerdings sind die Ergebnisse durchwachsen. Biotechnologiefonds schnitten im vergangenen Jahr gut ab und die Aussichten bleiben vielversprechend.

In den vergangenen Jahren wurden immer mehr Aktienfonds aufgelegt, die ausschließlich in einzelne Branchen investieren und damit gezielt auf eine breite Risikostreuung verzichten. Investoren erhoffen sich dabei höhere Ertragsaussichten; insbesondere aus Wachstums- und Zukunftsbranchen, denen ein großes Entwicklungspotenzial zugeschrieben wird. Entscheidend bei einem Investment in eine bestimmte Branche ist letztlich der Investitionszeitpunkt, denn Investoren machen vor allem dann Verluste, wenn sie zu spät auf solche bereits laufenden Börsentrends aufspringen.

Vertrauensindikator. Laut BVI haben Investoren zum Stichtag Ende Juni 2013 rund 15 Mrd. Euro in Branchenfonds angelegt. Sie dienen oft als Portfoliobeimischung, da Branchenfonds einen Beitrag zur Stabilisierung liefern können und gleichzeitig Anlegern die Chance auf Mehrertrag bieten. Die Fondsindustrie hat sich entsprechend breit aufgestellt. Derzeit stehen Investoren 475 Fonds zur Verfügung, die insgesamt 12 Branchen abdecken. Das Spektrum erstreckt sich von Pharma bis hin zum Telekommunikationssektor.

Beachten sollte man, dass Managern von Branchenfonds bei Marktturbulenzen die Hände weitgehend gebunden sind; sie können nicht wie Mischfonds auf andere Assets ausweichen. Geben beispielsweise mehrere Unternehmen eines Bereichs Negativmeldungen bekannt, sinken nicht nur deren Kurse, sondern in der Regel auch die der Mitbewerber. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zwischen Mischfonds und spezialisierten Branchenfonds.

**Die Branchen-Gewinner 2012 stehen nach wie vor vorne auf der Kaufliste und erfreuen sich signifikanter Mittelzuflüsse im ersten Halbjahr des laufenden Jahres. Wir werfen im Folgenden einen Blick auf die „Boombranche" Biotechnologie.

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Biotechnologie: Innovation und Wachstum. Die Biotechnologie ist ein wesentlicher Innovationstreiber. In den vergangenen zwei Jahren hat die Branche in Deutschland erneut zugelegt – sowohl was den Umsatz wie auch die Zahl der Mitarbeiter und die Zahl der Unternehmen angeht. Dies geht aus einer Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung hervor. Biotechfonds gehören zu jenen Segmenten, die sich im derzeitigen Marktumfeld gut behaupten.

Die Antwort auf die Frage, welche Branchen momentan gute Entwicklungschancen bieten, ist nicht einfach. Dem Gesundheitswesen werden gute Chancen zugerechnet, hier kann es sinnvoll sein, nach entsprechenden Branchenfonds Ausschau zu halten. „Der Biotech Sektor hat Ende Mai ein Allzeitpreishoch erreicht und er weist seit drei Jahren eine Outperformance gegenüber den allgemeinen Aktienmärkten aus. Dazu beigetragen hat sicher das globale Wirtschaftsumfeld, in welchem bisher relativ defensive Sektoren bevorzugt wurden", sagt Dr. Irene Püttner, Fondsmanagerin CS SICAV (Lux) Equity Biotechnology. Für Dr. Tazio Storni, Lead Portfolio Manager des BB Biotech (Lux) Fonds, tragen verschiedene Faktoren zum Erfolg des Sektors bei, so zum Beispiel Wertzuwächse aus neuen Produkten und eine gestiegene Übernahmeaktivität im Markt. „Wir erwarten weiterhin ein Umsatzwachstum im zweistelligen Bereich im Biotech-Sektor", so Dr. Storni. Vor kurzem hat der Nasdaq Biotechnology ein neues All Time High erreicht und in diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob wir vor einer starken Korrekturphase wie Anfang des Jahrtausends stehen. Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Biotech-Aktien, insbesondere die Branchenschwergewichte, seien lange Zeit zum Teil sehr niedrig bewertet gewesen, bemerkt Evan McCulloch, Manager des Franklin Biotechnology Discovery Fund. Tatsächlich performte der Sektor zwischen 2009/2010 schwächer als der breitere Aktienmarkt. Nach einem schnellen Hype um die Jahrtausendwende dümpelten Biotechfonds in vielen Portfolios nur noch vor sich hin.

Nun sind Investoren offenbar zur Ansicht gekommen, dass es sich für Biotech-Unternehmen wie auch großen Pharma-Unternehmen durchaus auszahlt, in Arzneimittelforschung und -entwicklung zu investieren. Gerade hinsichtlich der Medikation von Alzheimer und Multiple Sklerose ruhen die Hoffnungen auf der Biotechnologiebranche – insbesondere auf den größeren Biotech-Gesellschaften die Hoffnung des stetigen Branchenwachstums. „Die 25 großen Biotech-Gesellschaften sind heute sehr viel reifer als damals. Sie habenmehrere große Produkte auf dem Markt, sind profitabel, ihre Produkte sind noch auf Jahre patentgeschützt und zusätzlich können sie eine breite Pipeline aufweisen", sagt Nathalie Flury, Fondsmanagerin des JB Biotech Fund von Swiss & Global Asset Management.

Übernahmefantasie durch Big Pharma? Bei kaum einer anderen Branche ist zu beobachten, dass der Börsenwert eines Unternehmens so abhängig von einzelnen Erfolgen bei F&E (Forschung und Entwicklung) ist wie in der medizinischen Biotechnologie-Branche. Forschungsfortschritte werden meist mit hohen Aktienkursgewinnen belohnt, Rückschläge führen zu entsprechend hohen Abschlägen. Der defensive Charakter des Sektors und zum anderen die Welle von M&A – (Mergers & Acquisitions – Fusionen und Übernahmen) Aktivitäten im vergangenen Jahr haben der Branche Rückenwind verliehen. Pharmakonzerne sind immer auf der Suche nach innovativen Biotechnologie-Unternehmen; dahinter steckt der fortwährende Wettlauf um den nächsten Big Blockbuster. Größere Unternehmen verfügen über erhebliche Liquidität und möchten ihre Pipelines an neuen Produkten aufstocken. Die erfolgten Biotechübernahmen sind meistens mit einem signifikanten Aufpreis verbunden gewesen, erwähnt Dr. Püttner in diesem Zusammenhang. Kurzum: Die Branche lebt, die Übernahmefantasie bleibt hoch.

Megatrend Gesundheit. Gesundheit ist ein hohes Gut. Die Bedeutung von Generika wächst stetig. „In den Vereinigten Staaten gibt es nach Ablauf eines Patents einen schnellen Umsatzeinbruch, da dort sofort Generika verwendet werden. Dies wird auch in Europa in Anbetracht des herrschenden Spardrucks immer mehr der Fall sein", sagt Bellevue-Experte Dr. Storni. In Deutschland sind nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte aktuell etwa 2.400 Wirkstoffe und rund 90.000 Arzneimittel zugelassen. Viele der zugelassenen Medikamente in Deutschland sind Generika, die eine Möglichkeit zur Kostensenkung im Gesundheitswesen sind.

Branchenfonds mit Fokus Biotechnologie waren im vergangenen Jahr Überflieger und überzeugten auch in der ersten Jahreshälfte 2013. Die Wachstumsstory scheint intakt zu sein. Doch bergen Biotechfonds ein Währungsrisiko, da die Branche sehr US-lastig ist: Die meisten Unternehmen der Branche stammen aus den USA.

(Alexander Heftrich)

Branchenfonds - Printausgabe 05/2013