Krisenresilienz im Portfolio: Das haben Vermögensverwalter aus den letzten fünf Jahren gelernt
24.10.2025

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Die vergangenen Jahre haben die Finanzwelt auf eine harte Probe gestellt: Erst die Pandemie, dann die Inflation, die Energiekrise und zunehmende geopolitische Konflikte. Jede dieser Phasen stellte vertraute Strategien infrage.
Viele Vermögensverwalter:innen mussten daher ihre Routinen überdenken. Die gute Nachricht: Aus der schnellen Abfolge von Schocks sind wertvolle Erkenntnisse entstanden, mit denen Portfolios künftig stabiler aufgebaut und flexibler geführt werden können.
Wichtige Erkenntnisse aus den Krisenjahren
Die Corona-Pandemie wirkte wie ein Stresstest für alle Anlageklassen. Anleger:innen, die frühzeitig auf digitale Kommunikation, eine flexible Asset-Allokation und liquide Positionen gesetzt hatten, kamen noch vergleichsweise gut durch die Volatilität. Danach folgten Energiepreisexplosion und Zinswende – zwei Ereignisse, welche die Anleiheportfolios ebenso durchrüttelten wie klassische Mischfonds.
Eine aktuelle Untersuchung von EY zum Thema Risikomanagement zeigt, dass viele Unternehmen ihre Krisenfestigkeit zwar als gestärkt sehen, sie aber nur selten systematisch messen. Diese Lücke zwischen gefühlter und nachweisbarer Widerstandskraft bleibt damit ein zentrales Thema.
Diversifikation muss neu gedacht werden
Eine breite Streuung stellte schon immer ein Grundprinzip der Vermögensverwaltung dar. Doch erst die jüngsten Marktereignisse haben gezeigt, wie entscheidend die Tiefe dieser Streuung ist. Unterschiedliche Anlageklassen reichen nicht aus, wenn sie in derselben Marktlogik reagieren. Entscheidend ist, die Korrelationen regelmäßig zu prüfen, auch Nischenmärkte einzubeziehen und bei Immobilien oder alternativen Anlagen auf regionale und sektorale Vielfalt zu achten.
Viele Portfoliomanager strukturieren heute ihre Allokation granularer, mit einem stärkeren Blick auf Laufzeiten, Liquidität und Wechselwirkungen. Dadurch lässt sich verhindern, dass Einzelrisiken ganze Strategien ins Wanken bringen.
Daten als Fundament einer modernen Steuerung
Resilienz bedeutet, Entwicklungen möglichst früh zu erkennen und Entscheidungen auf belastbaren Informationen aufzubauen. Datentransparenz, Echtzeitauswertungen und Szenarienanalysen sind dafür unverzichtbar geworden.
Auch moderne Vermögensmanagement Software übernimmt in diesem Kontext zunehmend eine zentrale Rolle. Sie bündelt Daten aus verschiedenen Quellen, visualisiert Risikofaktoren und unterstützt bei der Portfoliosteuerung. Die Software ist nicht als Ersatz für die menschliche Einschätzung zu verstehen, sondern als praktisches Werkzeug, das Überblick und Vergleichbarkeit schafft.
Digitale Systeme helfen zudem, Stressszenarien zu simulieren und so Anpassungen des Portfolios schneller umzusetzen. Gerade in Zeiten, in denen Marktzyklen kürzer werden, sorgt das für einen spürbaren Vorsprung.
Anpassungsfähigkeit als größte Stärke
Krisenfestigkeit bedeutet nicht, zwanghaft an alten Strategien festzuhalten. Vielmehr müssen diese rechtzeitig überarbeitet werden. Viele Vermögensverwalter haben ihre Entscheidungsprozesse in den letzten Jahren verkürzt, regelmäßige Reviews eingeführt und Kommunikationsstrukturen verbessert. Der Austausch zwischen Research, Risikomanagement und Kundenberatung findet heute enger und häufiger statt. Diese Anpassungsfähigkeit stärkt sowohl die Organisation als auch das Vertrauen der Anleger:innen.
Zudem wächst das Bewusstsein, dass psychische Stabilität im Investmentprozess eine unterschätzte Größe ist. Disziplin, klare Entscheidungsregeln und Transparenz wirken nämlich als Puffer, wenn die Märkte mal wieder hektisch reagieren.
Neue Themen rücken in den Fokus
Neben all den Herausforderungen haben die vergangenen Jahre neue Investment-Themen hervorgebracht. Nachhaltige Anlagen, Infrastrukturprojekte oder Technologien für die Energiewende und Digitalisierung gewinnen an Bedeutung. Sie gelten als weniger abhängig von kurzfristigen Schwankungen und eröffnen langfristige Wachstumschancen.
Zudem haben sich ESG-Strategien als echter Stabilitätsfaktor erwiesen. Studien zu europäischen Fondsportfolios zeigen, dass viele nachhaltige Anlagen während der akuten Krisenphasen geringere Rückschläge verzeichneten. Auch institutionelle Investoren gewichten inzwischen qualitative Kriterien stärker, um Abhängigkeiten zu verringern und neue Formen von Wert zu definieren.

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