Mit mehr Sicherheit in unsicheren Zeiten

23.10.2025

Foto: Insurance Today and Tomorrow © MCC

Die weltpolitische Ordnung verschiebt sich. Die hiesige Wirtschaft steht unter Druck. Zu den Kriegen und Krisen gesellen sich unkalkulierbare Handels- und Zollkonflikte. Der Umfang der Regulatorik bringt mittlerweile Versicherer und Vermittler an ihre Grenzen. Der Veranstalter MCC bot zum 21. Mal auf dem Kongress Insurance Today and Tomorrow breitgefächerte Informationen zu neuen Lösungen für die künftigen Herausforderungen. Die Entscheider der Branche kamen am 21. und 22. Oktober 2025 in der Mainmetropole Frankfurt zusammen, um sich über die nahe Zukunft in der Versicherungswelt auszutauschen.

Künstliche Intelligenz, oder kürzer KI, soll in Zukunft die Abläufe in den Versicherungsgesellschaften revolutionieren. Die Realität verhindert die großen Zukunftsschritte. Ohne moderne IKT, Informations- und Kommunikationstechnik, samt volldigitalem Dokumentenmanagement erstickt die KI-Revolution im Keim. Dabei bietet KI gerade für Versicherer strategische Vorteile. Autonome KI- Agenten erfassen bspw. Schadenmeldungen, reichern Daten an und bereiten die Schadenhergänge bis zur Auszahlung für Schadenmitarbeiter auf. Systeme aus autonomen KI‑Agenten stellen sich auf Unternehmensziele ein, treffen selbstständig Entscheidungen, steuern komplexe Aufgaben und läuten die neue Ära in der Verwaltung ein. Prädiktive KI modelliert Risikovorhersagen und erstellt priorisierte Präventionspläne aus historischen Vorfällen und Echtzeitdaten. Generative KI erkennt zur Betrugsbekämpfung anomales Verhalten, identifiziert Verdachtsfälle und unterstützt mit Prüfskripten und Kundenkommunikation. KI dürfte in der Mitarbeiterausbildung, Produktentwicklung, Risikoannahme sowie Vertragsverwaltung ebenfalls für einen kräftigen frischen Wind sorgen.

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Vielmehr Licht als dunkle Schatten

Die Schattenseiten der KI liegen bei Versicherern weniger im Fortfall von Arbeitsplätzen, sondern mehr in den neuen Möglichkeiten für Cyber-Kriminelle, um z.B. gefälschte Schäden einzureichen oder größer angelegte Angriffe zu starten. Die Tätigkeiten in den Versicherungsbereichen werden anspruchsvoller, da KI die Routinearbeiten absolviert und sich Mitarbeiter auf das Wesentliche konzentrieren können. Ob Kunden künftig mit ihrem KI-Agenten die Versicherungsverträge auswählen und abschließen, bleibt abzuwarten. ChatGPT, Copilot und andere KI-Tools unterstützen bereits, um die relevante Information über Versicherungen zusammenzustellen. Die Vermittlerbüros nutzen die gängigen KI-Tools, um bspw. Vorlagen für Kundenschriftwechsel oder individuelle Beratungsprotokolle zu gestalten. Dabei sind die üblichen Warnhinweise, dass KI-Tools Fehler machen, ernst zu nehmen. In den Versicherungsdetails sind ChatGPT und Co. nicht austrainiert und notwendige Risikoanalysen vor Versicherungsabschlüssen gehören weiterhin in versiertere Beraterhände. In der Modellierung passender Versicherungslösungen kann KI für Vermittler u.a. bei komplexen Recherchen oder Risikobeschreibungen wiederum hilfreich sein.

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Fortsetzung der unendlichen Geschichte

Die akuten Gesetzesneuerungen sind kaum in die Verwaltungs- und Vertriebsprozesse eingebunden, da stehen bereits neue gravierende Gesetzesvorhaben ins Haus. Im Zentrum des Regelreigens befindet sich die IKT der Versicherer. Nach Einführung von DORA, dem Digital Operational Resilience Act bzw. dem Gesetz zur digitalen operationalen Resilienz wird mit dem AI Act, dem Artificial Intelligence Act, der Einsatz von KI-Systemen nach Risikoklassen geregelt. Die Versicherer müssen alle KI-Anwendungen wie z.B. in der Schadenbearbeitung oder zur Tarifkalkulation überprüfen.  Vorhandene Hochrisiko-KI ist zu registrieren, umfassend und transparent zu dokumentieren sowie laufend zu überwachen. In naher Zukunft kommen die EU-Versicherungsvertriebsrichtlinie IDD, für Insurance Distribution Directive, sowie die EU-Versicherungsaufsichtsregelung Solvency II mit überarbeiteten Versionen. Zur Einhaltung der Nachhaltigkeitsberichterstattung gemäß ESG, für Environmental, Social, Governance bzw. Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, verpflichtet die Corporate Sustainability Reporting Directive. Diese CSRD ist je nach Unternehmensgröße seit diesem Jahr, oder eben größenbedingt später, zu befolgen. Die Umsetzung von ePA und E-Rezept wirkt bei diesem Regulatorik-Umfang schon fast als Nebensache, damit Privat-Krankenversicherte bald die elektronischen Patientenakten und Rezepte nutzen können.

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