Neuer Partner, neue Strategie: Lloyd Fonds auf dem Weg zur Großreederei?

07.02.2013

Die Lloyd Fonds AG hat eine Kapitalerhöhung um bis zu 15 Millionen Euro durch Ausgabe von bis zu 15 Millionen neuer Aktien beschlossen. Das Hamburger Emissionshaus hat mit der US-amerikanischen Beteiligungsgesellschaft AMA Capital Partners LLC vereinbart, dass AMA nach der Kapitalerhöhung mit vollem Bezugsrecht mindestens 30 Prozent, maximal 49,9 Prozent an der Lloyd Fonds AG halten wird. „finanzwelt“ sprach mit Dr. Torsten Teichert, Vorstandsvorsitzender der Lloyd Fonds AG.

finanzwelt: Ist der Einstieg von AMA ein guter oder ein schlechter Deal?

Dr. Teichert: Die Kapitalmaßnahme ist ein guter Deal für beide Seiten. AMA hat durch die Beteiligung unsere Zukunft abgesichert und wird aller Voraussicht nach zusammen mit den Altaktionären von der langfristigen Weiterentwicklung der Lloyd Fonds AG profitieren

finanzwelt: Wie werden die Mittel aus der Kapitalerhöhung verwendet?

Dr. Teichert: Mit dem Emissionserlös der jungen Aktien werden wir eine reduzierte Enthaftungssumme, also weniger als 13,65 Millionen Euro, an die Banken leisten und damit die im April 2010 getroffene Enthaftungsvereinbarung erfolgreich und endgültig abzuschließen. Konkret tilgen wir Eventualverbindlichkeiten von etwa 230 Millionen Euro. Im Rahmen der Kapitalerhöhung wird darüber hinaus unsere Eigenkapital-Basis maßgeblich gestärkt, so dass wir unser operatives Geschäft ausbauen und die die anstehende Konsolidierung des deutschen KG-Marktes aus gestärkter Position aktiv vorantreiben werden.

finanzwelt: Was verspricht sich AMA von dem Engagement?

Dr. Teichert: AMA hat seit Jahren den deutschen KG-Markt, der für die Finanzierung eines Großteils der Weltschiffsflotte verantwortlich ist, beobachtet und schon immer vorgehabt, daran zu partizipieren. Mit Lloyd Fonds haben sie nun den richtigen Partner gefunden, um gemeinsam die Weiterentwicklung des Marktes aktiv zu gestalten.

finanzwelt: Wie wird sich der Kurs von jetzt 0,96 Euro künftig entwickeln?

Dr. Teichert: Zu der Kursentwicklung kann auch ich keine konkrete Prognose abgeben. Fest steht aber, dass wir mit der Kapitalerhöhung die Weichen gestellt haben, um uns langfristig erfolgreich im Markt zu positionieren. Wir gehen fest davon aus, dass wird durch das Begleichen der Enthaftungssumme, die starke strategische Partnerschaft mit AMA und die nunmehr solide EK-Basis unsere Wettbewerbsposition in den kommenden Jahren erheblich stärken können. Das wird sich wiederum auch positiv auf die Kursentwicklung unserer Aktie auswirken.

finanzwelt: Wird AMA in Vorstand und Aufsichtsrat von Lloyd Fonds einziehen?

Dr. Teichert: Der Aufsichtsrat wird von drei auf sechs Mitglieder aufgestockt. Zukünftig wird AMA drei Vertreter in den Aufsichtsrat entsenden, die bisherigen drei Aufsichtsratsmitglieder bleiben aber im Amt. Die neuen Aufsichtsräte sollen Anfang Dezember gewählt werden. Das Agreement mit AMA sieht auf Seiten des Vorstandes keine Änderungen vor.

finanzwelt: Wird der Einstieg von AMA dazu führen, dass Lloyd Fonds künftig nur noch Schiffsfonds emittiert?

Dr. Teichert: Lloyd Fonds wird sich nicht zu einem reinen Schiffsfinanzierer zurückentwickeln. Wir konzentrieren uns zwar auch künftig auf unseren Markenkern Schifffahrt; aber auch in den Assetklassen Immobilien und erneuerbare Energien werden wir weiterhin erstklassige Produkte auf den Markt bringen.

finanzwelt: Planen sie, Lloyd Fonds aus dem Platzierungsgeschäft zurückziehen und zu einer Großreederei umzubauen?

Dr. Teichert: Klar ist, wir werden Veränderungen durchführen und das Emissionshaus weiterentwickeln. Dies wird mit Sicherheit innerhalb der nächsten zwei Jahre passieren. Wie diese Anpassungen an aktuelle Marktbedingungen aussehen, steht im Detail noch nicht fest.

Das Interview führten Dieter E. Jansen und Kim Brodtmann