Sarasin: Ausweg aus der Euro(pa)krise – vom Staatenbund zum europäischen Bundesstaat
07.02.2013

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Seit nunmehr zwei Jahren dauert die Eurokrise an. In der aktuellen Ausgabe von «Standpunkte» beleuchtet Dr. Burkhard P. Varnholt, Chief Investment Officer der Bank Sarasin & Cie AG, die geschichtliche und die wirtschaftliche Entwicklung Europas und zieht die Konsequenzen aus der andauernden Eurokrise – sowohl aus Sicht der Wirtschaft als auch für Anleger. Die einzige Lösung für Europa sieht er im mittelfristigen Weg von einem Staatenbund hin zu einem liberalen, rechtsstaatlichen Bundesstaat.
(fw/ah) Zwingend erforderlich sei hierfür das Überleben der Währungsunion als Ganzes und eine erhöhte Defizitbereitschaft der traditionellen Überschussländer. Die populäre Meinung, dass sich die "verantwortungslosen" mediterranen Defizitstaaten einer reformpolitischen Rosskur unterwerfen müssen, ist falsch: Zum einen, weil nicht nur steigende Staatschulden, sondern oft auch steigende Privatschulden zu der fragilen wirtschaftspolitischen Situation geführt haben. Zudem können nicht alle Länder innerhalb der Eurozone gleichzeitig eine Sparpolitik praktizieren, da ansonsten eine Rezession ausgelöst würde. Eine Sparpolitik in den Defizitländern kann somit nur dann erfolgreich sein, wenn sie durch eine erhöhte Defizitbereitschaft in den traditionellen Überschussländern abgefedert wird. Dr. Burkhard P. Varnholt, Chief Investment Officer der Bank Sarasin & Cie AG, sieht es wie folgt: ”Es ist ein populärer Irrglaube, dass das wirtschaftliche Schicksal von Gläubigern und Schuldnern voneinander unabhängig ist. Spätestens wenn ich jemandem eine Million Euro leihe und dieser Schuldner Konkurs geht, dann ist sein Problem auch mein Problem. Entsprechend sind auch die Schicksale der europäischen Defizit- und Überschussländer zwei Seiten derselben Medaille."
Auf dem Weg zum europäischen Bundesstaat werden noch einige bange Momente zu überwinden sein. Aus diesen Überlegungen gehen drei langfristige Konsequenzen für Anleger hervor: Erstens werden hypernervöse Politiker zu den wenigen "Quasi-Sicherheiten" gehören, auf die Anleger in den nächsten Jahren zählen können. Schon aus diesem einfachen Grund werden die "risikolosen" Zinsen in der Eurozone noch länger gegen Null tendieren als den meisten, renditesuchenden Anlegern lieb sein dürfte. Zweitens dürfte sich die Bewertungsschere zwischen Aktien und Staatsanleihen in den kommenden Jahren schließen - und wahrscheinlich schon in den nächsten zwölf Monaten eine kräftige Erholung an den Aktienmärkten auslösen. Und drittens wird eine nachhaltig ausgerichtete Vermögensverwaltung für die risikobereinigte Performance von festverzinslichen Portfolios wie auch von Aktienportfolios immer wichtiger.

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