Weberbank: Aktienmärkte seitwärts, Euro schwach
07.02.2013
Alexander Lukas, Analyst der in Berlin ansässigen Weberbank, beleuchtet in einem aktuellen Marktausblick die verschiedenen Anlageoptionen und folgert, dass auf den Aktienmärkten kurzfristig eher eine Seitwärtsbewegung zu erwarten sei (Auszug des Kommentars).
"Die Konjunkturentwicklung verläuft in den USA erfreulicher als hierzulande. Positive Tendenzen auf dem Arbeitsmarkt, steigende Einzelhandels-Umsätze und Auftragseingänge in der Industrie werden von einem höheren Verbrauchervertrauen begleitet. Das ist immerhin ein Silberstreif am Horizont, auch wenn wir das US-Wachstum im kommenden Jahr noch nicht
auf Kurs sehen. Wermutstropfen für die US-Wirtschaft ist die anstehende Haushaltskonsolidierung. Das sogenannte Super-Komitee, das aus jeweils sechs Demokraten und Republikanern besteht, soll bis zum 23. November Ergebnisse liefern, wie ein Sparplan im Umfang von 1,2 Bill. US-Dollar ausgestaltet sein könnte - eine Herkulesaufgabe. Die Wirtschaft im Euroraum wuchs im 3. Quartal um 0,2 % gegenüber dem Vorquartal. Maßgeblich für das kleine Plus waren Deutschland (+0,5 %) und Frankreich (+0,4 %). Angesichts rückläufiger Neuaufträge in der deutschen Industrie muss für das 4. Quartal
mit einer Eintrübung gerechnet werden. Auch ein kleines Minus erscheint uns möglich. In den vergangenen drei Monaten sind in Deutschland die Industrieaufträge um gut 7 % und die Exportaufträge um knapp 12 % zurückgegangen. Nachdem der Export von Juli bis September noch um 3,2 % zulegen konnte, wird er vorerst keine Triebfeder mehr sein. Dennoch ist Deutschland die Konjunkturlokomotive innerhalb Europas und wird unseres Erachtens nicht in eine Rezession abgleiten, die per definitionem erst nach zwei aufeinanderfolgenden Quartalen schrumpfender Wirtschaftsleistung auftritt. Das aktuelle Umfeld bietet kein gutes Klima für die Aktienmärkte. Doch die gute Nachricht vorweg: Nach einer erfreulichen Berichtssaison mit einigen Überraschungen treten wir nun in die traditionell guten Börsenmonate November und Dezember ein. Aber es spricht einiges dafür, dass uns keine Jahresendrallye beschert werden wird. Die Verschuldungskrise lastet wie Blei auf den Finanztiteln, und Industrieunternehmen wagen selten Prognosen für das kommende Jahr. Wenige wollen sich für 2012 festlegen und vertrösten die Investoren mit mittelfristigen Zielen. Das von Analysten erwartete Gewinnwachstum für 2012 ist angesichts des wirtschaftlichen Umfelds mit rund acht Prozent noch hoch und wird wahrscheinlich korrigiert werden. Das sind zwar Belastungsfaktoren, aber Unternehmen mit dominierender Marktstellung, hoher Preissetzungsmacht und geringer Verschuldung können den aufkommenden Sturm meistern und gehören in ein von der Grundaufstellung defensiv ausgerichtetes Aktiendepot. Der deutsche Rentenmarkt bleibt aufgrund von Rezessionssorgen und Verschuldungskrise in Europa vorerst unterstützt. Auch wenn die EZB-Politik nach der überraschenden Zinssenkung unberechenbarer geworden ist, erwarten wir nach den Äußerungen des neuen EZB-Präsidenten Draghi zu der sich eintrübenden Konjunktur weitere Zinssenkungen. Das Potential für deutsche öffentliche Anleihen sehen wir aber weitestgehend ausgeschöpft. Renditen von 10-jährigen Anleihen liegen deutlich unter der Inflationsrate - ein Zustand, der üblicherweise nicht längerfristig Bestand hat. Deutsche Pfandbriefe sind für uns aufgrund des Deckungsstocks die nachhaltigere Investition und bieten noch attraktivere Renditen. Grundsätzlich bleiben als Beimischung auch Schwellenländer-Anleihen interessant. Diese Länder weisen oft eine geringere Verschuldung
und ein robusteres Wirtschaftswachstum auf als die entwickelten Märkte. Der Euro neigt derzeit zur Schwäche. Die Äußerungen der EZB zu den Konjunkturperspektiven sowie die Zinssenkung lasten schwer auf der Gemeinschaftswährung. Die Abwehrkräfte, die der Patient Euro in der Schuldenkrise dringend bräuchte, sind fortan geschwächt. Gold sollte dagegen weiterhin als Krisenwährung profitieren."

8. Fondsrating-Tag: Wohin geht der Trend?
