Wie sich die Beratungs- und Vermittlerlandschaft sukzessive verändern wird
07.05.2025

Martin Gattung, Gründer und Geschäftsführer, Aeiforia GmbH / Foto: © Justin Bockey
Die Einführung der Digitalen Rentenübersicht (DRÜ) markiert einen entscheidenden Schritt zu mehr Transparenz und Effizienz in der Altersvorsorgeberatung in Deutschland. Die Möglichkeit für Bürgerinnen und Bürger, eine vollständige Übersicht über ihre gesetzliche, betriebliche und private Altersvorsorge auf Knopfdruck zu erhalten, wird nicht nur die Eigenverantwortung der Kunden stärken, sondern auch tiefgreifende Auswirkungen auf die Arbeitsweise von Beratern und Vermittlern haben.
DRÜ als Gamechanger für die Altersvorsorgeberatung
Die DRÜ wird sich schrittweise in den Alltag der Beratung integrieren und langfristig die Art und Weise, wie Altersvorsorgeprodukte vermittelt und bewertet werden, grundlegend verändern. Vermittler müssen sich darauf einstellen, dass die klassische Produktberatung nicht mehr im Vordergrund steht, sondern eine ganzheitliche Analyse der finanziellen Situation des Kunden notwendig wird. Dies wird zu einer professionellen Weiterentwicklung der gesamten Branche beitragen.
Transparenz als Basis für fundierte Beratung
Bislang waren Berater oft auf die unvollständigen oder verstreuten Angaben ihrer Kunden angewiesen. Die Digitale Rentenübersicht schafft hier Abhilfe, indem sie eine verifizierte und strukturierte Datengrundlage bereitstellt. Dies ermöglicht:
- eine realistischere Einschätzung der zu erwartenden Renteneinkommen,
- die Identifikation von Versorgungslücken in Echtzeit,
- eine verbesserte Haftungssicherheit durch objektive Datenquellen.
Dadurch verlagert sich die Beratung zunehmend von der Produktvermittlung hin zu einer evidenzbasierten, lebensphasenorientierten Finanzberatung und -planung. Kunden können besser verstehen, wo sie finanziell stehen und welche Maßnahmen erforderlich sind, um ihre Altersvorsorgeziele zu erreichen. Diese Transparenz schafft mehr Vertrauen in die Beratung, da Kunden sich nicht mehr allein auf subjektive Einschätzungen verlassen müssen.
Neue Anforderungen an Beratung und Vermittlung
Gleichzeitig wird es für Berater notwendig, sich intensiver mit den individuellen Bedürfnissen ihrer Kunden auseinanderzusetzen und sie umfassender zu betreuen. Ein tiefgehendes Verständnis für steuerliche, sozialrechtliche und wirtschaftliche Zusammenhänge wird damit unerlässlich. Mit der zunehmenden Transparenz steigt auch der Anspruch an Berater und Vermittler. Die Herausforderung wird nicht mehr nur darin bestehen, passende Produkte zu empfehlen, sondern
- die Kunden durch eine wachsende Datenflut zu führen,
- die Ergebnisse der DRÜ professionell zu interpretieren,
- steuerliche und sozialversicherungsrechtliche Auswirkungen in die Planung einzubeziehen.
Berater müssen sich also stärker als strategische Finanzplaner positionieren und interdisziplinäres Wissen aufbauen. Gleichzeitig bietet diese Entwicklung auch Chancen: Wer sich frühzeitig auf die DRÜ einstellt, kann sich als kompetenter Experte in einem sich wandelnden Markt profilieren. Dies erfordert eine verstärkte Weiterbildung sowie den Einsatz moderner digitaler Werkzeuge, um aus der Datenbasis der DRÜ echte Mehrwerte für den Kunden zu schaffen. Die Entwicklung von Szenarien und Prognosen wird dabei eine entscheidende Rolle spielen.
Digitalisierung als Treiber der Marktentwicklung
Die DRÜ fördert nicht nur die Transparenz, sondern auch die Digitalisierung der gesamten Beratungsbranche. Automatisierte Beratungssysteme, KI-gestützte Analysen und Plattformlösungen werden zunehmend in den Alltag der Vermittler einziehen. Eine entscheidende Frage bleibt: Wird die DRÜ lediglich als nützliches Tool genutzt oder wird sie zum integralen Bestandteil eines neuen, datenbasierten Beratungssystems? Darüberhinaus stellt sich die Frage, wie die neuen Technologien mit der persönlichen Beratung kombiniert werden können. Es ist wahrscheinlich, dass hybride Beratungsmodelle entstehen, in denen digitale Tools die Datenerhebung und -analyse übernehmen, während der Berater die individuellen Bedürfnisse des Kunden in den Mittelpunkt stellt.
Fazit - Die Rolle der Berater ist im Wandel
DRÜ in die Beratung einbeziehen und Wettbewerbsvorteil sichern: Die Digitale Rentenübersicht ist weit mehr als ein technisches Hilfsmittel – sie ist der Katalysator für eine grundlegende Transformation der Altersvorsorgeberatung. Berater, die sich frühzeitig mit der DRÜ auseinandersetzen, können ihren Kunden einen echten Mehrwert bieten und sich von der Konkurrenz abheben.
Spezialistenstatus durch digitale Beratungsprozesse etablieren: Diejenigen, die sich frühzeitig mit den neuen Gegebenheiten anfreunden, werden in der Lage sein, sich als Spezialisten für evidenzbasierte Altersvorsorgeplanung zu positionieren. Die Digitalisierung wird die Arbeitsweise von Vermittlern grundlegend verändern, aber auch die Chance bieten, Beratungsprozesse effizienter und kundenfreundlicher zu gestalten.
Mit innovativen Beratungsansätzen den Markt mitgestalten: Jetzt ist die Zeit, die neuen Möglichkeiten aktiv in die Beratung zu integrieren und den Wandel in der Vermittlerlandschaft mitzugestalten. Die DRÜ ist nicht nur eine Herausforderung, sondern vor allem eine große Chance für all jene, die bereit sind, sich auf die neuen Gegebenheiten einzulassen und innovative Beratungsansätze zu entwickeln.
Ein Beitrag von: Martin Gattung, Gründer und Geschäftsführer, Aeiforia GmbH

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