Wie starten Deutsche in 365 Tage Urlaub?
12.01.2015
Eine Studie zeigt, dass die Deutschen in der Frage zur eigenen Lebenserwartung viel zu pessimistisch sind. Das ist ein Risiko. Der längste Urlaub im Leben muss richtig geplant und finanziert werden.
2015-01-13 (fw/db) In einer Studie untersucht das Marktforschungsunternehmen Ipsos SA im Auftrag der ERGO Versicherungsgruppe die einfache Frage: „Was schätzen Sie aus heutiger Sicht, wie alt Sie wohl in etwa werden?“
Wenn die Antworten mit den Berechnungen der Versicherungsmathematiker und Aktuare zur durchschnittlichen Lebenserwartung in der Privaten Rentenversicherung Versicherten verglichen werden zeigt sich:
Weniger als 20 Prozent der Bundesbürger rechnen damit, 90 Jahre und älter zu werden – gleich welchen Alters und Geschlechts. Das ist viel zu pessimistisch: Zwischen 55 und 70 Prozent werden voraussichtlich dieses hohe Alter erreichen.
Was einigen Sozial-Politikern und den meisten Forschern klar ist, nehmen die Bürger offensichtlich kaum zur Kenntnis: Wir leben immer länger. Nicht nur in Deutschland, auch in den OECD-Staaten hat sich die Lebenserwartung um 10 Jahre in den vergangenen 50 Jahren erhöht.
„Das ist erstmal eine tolle Nachricht“, sagt Johannes Lörper, Mitglied des Vorstands der ERGO Lebensversicherung und verantwortlicher Aktuar für den Bereich Versicherungsmathematik. „Die Menschen können sich freuen, dass sie heute fast doppelt so lange leben wie im 19. Jahrhundert.“
Die gestiegene Lebenserwartung sei ein mit Fakten unterlegter demographischer Trend, den die Versicherungsmathematiker in ihren aktuellen Prognosen berücksichtigen müssen.
Von der Lebenserwartung zum Langlebigkeits-Risiko
Seltsam klingt es für viele Laien, wenn die Experten im gleichen Zusammenhang von einem Langlebigkeits-Risiko sprechen. Doch das hat gute Gründe: Lebensversicherer müssen sicherstellen, dass sie ihren Kunden die Rente ein Leben lang zahlen können.
„Vorsichtige Kalkulation ist das oberste Gebot bei der Altersvorsorge“, sagt Lörper. „Der Kunde verlässt sich darauf, dass er die zugesagte Rente auf jeden Fall bekommt, selbst wenn er 110 Jahre oder älter wird.“
Das ist die wesentliche biometrische Leistung der Lebensversicherung, die weder Investmentfonds noch Sparpläne der Banken bieten können. Der Versicherer übernimmt dagegen das finanzielle Langlebigkeitsrisiko. Und deswegen müssen die Mathematiker und Aktuare berücksichtigen, dass sich der Trend zum längeren Leben fortsetzen kann.
Wer soll die 365 Tage Dauer-Urlaub finanzieren?
Die gesetzliche Rente wird bei Vielen kaum noch für einen angemessenen Lebensstandard reichen. Sie sinkt bis zum Jahr 2030 auf rund 44 Prozent des Bruttolohns - vor Steuern. Daran wird sich wohl kaum etwas ändern, weil es in Zukunft weniger Beitragszahler gibt. Eine private Zusatzrente oder eine betriebliche Altersversorgung wird daher für die Bürger immer wichtiger.
Dietmar Braun