Erstmals zweistellige Immobilienquote

26.06.2019

Versicherer investieren zunehmend in Immobilien / Foto: © JFL Photography - stock.adobe.com

Investment vor allem indirekt

Knapp zwei Drittel des Immobilienbestands werden indirekt gehalten. Mit 4,9 % liegt die Renditeerwartung hier 0,4 Prozentpunkte höher als fĂŒr die direkten BestĂ€nde. Die beliebteste Anlageform sind zum ersten Mal die offenen Spezialfonds. Diese werden von mehr als 70 % der Befragten als attraktive Anlageform wahrgenommen und stehen damit etwas höher in der Gunst der Versicherer als der fremdgenutzte Direktbestand, den 70 % der Befragten als attraktiv bezeichnen. An Bedeutung gewinnen auch geschlossene Immobilienfonds (62 %) und alternative Immobilieninvestments (52 %). Wohl völlig von der BildflĂ€che verschwinden wird hingegen die Möglichkeit, ĂŒber offene Publikumsfonds in Immobilien investieren. So geht Dietmar Fischer davon aus, dass diese Form in zwei Jahren nicht mehr vorhanden sein wird. Als Grund fĂŒhrte er an, dass dies aus regulatorischen GrĂŒnden fĂŒr die Versicherer nicht mehr möglich ist.

BĂŒroimmobilien behaupten Spitzenplatz

Versicherer, die in Immobilien investieren, machen dies meist mit BĂŒroimmobilien. Daran hat sich in diesem Jahr nichts geĂ€ndert. Auch wenn die Preise fĂŒr Wohnimmobilien hoch bleiben, kommt diese Anlageform fĂŒr drei Viertel der Befragten in Frage. Als GrĂŒnde hierfĂŒr nannte Dietmar Fischer, dass Wohnimmobilien ein krisensicheres Investment sind. „Gewohnt wird immer“, so der Studienautor. Dass der Online-Handel zunehmend dem stationĂ€ren Einzelhandel Konkurrenz macht, wird auch auf dem Immobilienmarkt deutlich. So Ă€ußerten 74 % der befragten Versicherer Interesse an Logistikimmobilien, wĂ€hrend die Einzelhandelsimmobilien in der Gunst der Assekuranz verlor und nur noch von 48 % der Befragten als attraktiv angesehen wird. Damit liegt die Einzelhandelsimmobilie sogar hinter Infrastrukturinvestments (58 %).

Das sind die entscheidenden Kriterien

Bei der Entscheidung fĂŒr ein Immobilieninvestment spielt fĂŒr die Assekuranz die steuerliche Gestaltung eine zentrale Rolle. So gaben 60 % der Befragten an, dass steuerliche Aspekte die Investmententscheidung beeinflussen wĂŒrden. Noch mehr wird aber erwartet, dass die Investments den kĂŒnftigen Anforderungen an eine intelligente Infrastruktur erfĂŒllen. Die Digitalisierung erfordert fĂŒr 86 % ein Umdenken, etwa durch aktuelle Trends wie Co-Working im BĂŒrosegment. Auch ein anderes großes Thema der aktuellen Zeit, nĂ€mlich Nachhaltigkeit, spielt fĂŒr die Versicherer bei ihren Immobilieninvestments eine zunehmend grĂ¶ĂŸere Rolle. Das geschieht auch aus ökonomischen GrĂŒnden, denn somit wĂŒrde laut Dietmar Fischer ein kĂŒnftiger Exit leichter werden.

„Langfristige Investitionen, die einen konstanten Cashflow fĂŒr die Assekuranz erzielen sollen, mĂŒssen selbstverstĂ€ndlich auch zukunftsfĂ€hig sein. Die digitale AnschlussfĂ€higkeit ist dafĂŒr ein entscheidender Baustein“, so Fischer.

Investments vor allem in Europa

59 % der Befragten gaben an, dass ihr Investmentfokus auf Europa liege. 31 % setzen vor allem auf Asien und Ozeanien und 30 % auf Nordamerika. Weder Afrika noch Zentral- und SĂŒdamerika spielen fĂŒr die Versicherer bei Immobilieninvestments eine Rolle. Innerhalb Europas wird vor allem der Westen (74 %) und Norden (65 %) des Kontinents bevorzugt. Dass Westeuropa als attraktivster Markt angesehen wird, hĂ€ngt auch damit zusammen, dass in der Studie auch Deutschland zu diesem gezĂ€hlt wurde und hierzulande 96 % der Befragten den heimischen Markt als Favorit angaben.

Der deutsche Markt ist in der Gunst der Versicherer aber etwas gesunken. So wird er inzwischen nur noch als „attraktiv“ und nicht mehr als „sehr attraktiv“ fĂŒr Immobilieninvestments angesehen. „Auch im europĂ€ischen Vergleich sinkt die AttraktivitĂ€t des deutschen Marktes durch das mittlerweile vergleichsweise hohe Preisniveau“, so Fischer. Ein weiterer westeuropĂ€ischer Markt leidet derzeit unter der völlig ungewissen Zukunft: Nur noch 19 % der Befragten schĂ€tzen den britischen Markt als attraktiv ein. (ahu)