Liquiditätsmanagement entscheidend für die Ruhestandsplanung

07.12.2020

Haimo Wassmer, Inhaber von e:mendata / Foto: © e:mendata

Berater und Vermögensverwalter sind gefragt, sich detailliert mit der Liquiditätsplanung für ihre Mandanten auseinanderzusetzen. Die Praxis zeigt, dass auch wirklich vermögende Menschen über vergleichsweise geringe Einkommen verfügen, weil die Vermögenswerte illiquide sind beziehungsweise die Renditen nach Inflation und Steuern nicht ausreichen, um daraus angemessene Ausschüttungen zu erzielen.

Die Rentenquote in Deutschland sinkt und sinkt und wird in einigen Jahren nur noch rund 40 Prozent des letzten verfügbaren Einkommens betragen. Das führt dazu, dass Arbeitnehmer sich mehr denn je um die private Altersvorsorge kümmern sollten – und mehr denn je gilt dies für Unternehmer und Freiberufler, die in der Regel überhaupt keine Ansprüche auf gesetzliche Zahlungen haben.

Das ist zunächst keine echte Neuigkeit. Und ebenso wenig neu ist die Tatsache, dass Finanzberater und Vermögensverwalter gefragt sind, für ihre Mandanten die richtigen finanziellen Strategien für den Ruhestand zu erarbeiten. Das gilt trotz des rasanten Vermögenswachstums in Deutschland: Das Geldvermögen der Deutschen hat trotz der Corona-Krise einen neuen Rekordwert erreicht. Nach einem Rückgang im ersten Vierteljahr besaßen die Privathaushalte zum Ende des zweiten Quartals mit insgesamt 6.630 Milliarden Euro ein so hohes Geldvermögen wie noch nie, wie aus Daten der Bundesbank hervorgeht. Im Vergleich zum ersten Quartal ist das ein Zuwachs um vier, zum Vorjahresquartal um 5,4 Prozent. Nach Abzug der Schulden lag das Gesamtvermögen bei 4.722 Milliarden Euro. Das sind 236 Milliarden Euro mehr als im Vorquartal.

Angemessene Ausschüttungen im Ruhestand erzielen

Und trotzdem finden sich in der Praxis vieler Berater zahlreiche Beispiele dafür, dass auch wirklich vermögende Menschen über vergleichsweise geringe Einkommen verfügen, weil die Vermögenswerte illiquide sind beziehungsweise die Renditen nach Inflation und Steuern nicht ausreichen, um daraus angemessene Ausschüttungen zu erzielen. Es ist immer wieder zu beobachten, dass große Vermögen, die für einen sorgenfreien Ruhestand eigentlich völlig ausreichend wären, in renditeschwachen Immobilien und Beteiligungen gebunden sind. Um Geld zu erhalten, müssten diese Werte liquidiert werden. Aber das ist oftmals gar nicht möglich. Daher kommt es in der Vermögens- und Ruhestandsplanung darauf an, dem Thema der Liquidität viel Aufmerksamkeit zu widmen und alles dafür zu tun, auf der einen Seite die Liquidität beim Vermögensaufbau zu schonen und auf der anderen Seite gerade im Ruhestand ausreichend Liquidität für den Lebensunterhalt zu gewährleisten.

Dies ist auch der Grund, warum so viele Kunden so schwer zu motivieren sind, etwas für ihren Ruhestand zu sparen. Schlichtweg weil für den klassischen Ruhestandsbeginn mit 67 Jahren traditionell ein „Was müsste ich tun?“-Szenario errechnet wird, was in der Regel bei weitem die Möglichkeiten der Kunden übersteigt. Ganz praktisch bedeutet das, dass in einer herkömmlichen Beratung in der Regel schlichtweg eine Summe berechnet wird, die zum Ruhestandsbeginn zur Verfügung stehen soll. Wie diese Summe entsteht, wird aber meistens nicht klar – und auch nicht, wie aus dem laufenden Einkommen monatlich die Entnahmen getätigt werden sollen, um die zumeist mit einer Versicherungspolice verbundenen Vermögenswerte wirklich aufzubauen.

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