Etwas zurücklehnen ist erlaubt!
04.02.2015

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Tagesgeld und andere festverzinsliche Anlagen brachten in der Vergangenheit regelmäßig auskömmliche Erträge. Diese Zeiten sind passé. Es gilt, sich nach lukrativen, wenngleich auch risikobehafteteren Alternativen umzuschauen. Income Strategien bieten eine Lösung.
Laufende Erträge aus Fonds sollen möglichst vergessen lassen, dass Anleihen und andere sichere Sparprodukte kaum mehr Zinsen abwerfen. Ein Milliardenmarkt, dem sich Berater noch vermehrt widmen sollten, zumal die Produktpalette stetig wächst.
Wer sich in der aktuell schwer einschätzbaren Marktsituation nach stabilen Renditen sehnt, hat es nicht einfach. Speziell mit Rentenfonds dürfte dieser Wunsch angesichts des Niedrigzinsumfeldes wohl auf absehbare Zeit ein Traum bleiben. Seit kurzem scheint sich jedoch ein Trend zu verfestigen, der den sicherheitsliebenden deutschen Investoren entgegenkommen dürfte – eine zum Teil breit diversifizierte Anlage mit fest kalkulierbaren Ausschüttungen und das auch in turbulenten Zeiten. So könnte eine Punktlandung aussehen.
Bares ist eben Wahres.
Knapp 70 % der Haushalte in Europa möchten mit ihren Kapitalanlagen laufende Erträge erzielen. Es weiß aber davon nur rund die Hälfte, wie sich diese Erträge oder dieses „Income" erwirtschaften lassen, so ein Ergebnis einer jüngsten Befragung von JP Morgan Asset Management in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in neun europäischen Ländern. Obwohl das Interesse groß sei, seien viele noch nicht ausreichend über die Möglichkeiten informiert, wie sie regelmäßige Erträge erzielen können. Das bietet Finanzberatern große Chancen. Hans-Jürgen Schmidt, Abteilungsleiter Investment bei Fonds Finanz Maklerservice GmbH, sagt: „In Zeiten historisch niedriger Zinsen sind einkommensorientierte Fonds eine durchaus interessante Möglichkeit für Anleger, um ein zu früheren Jahren vergleichbares laufendes Einkommen aus ihrer Kapitalanlage zu erzielen. Die Fonds streben meist eine Ausschüttungsrendite ab 4 % p. a. an, allerdings investieren Fondsmanager zur Zielerreichung heutzutage vermehrt in riskantere Anlagen wie Hochzinsanleihen und Dividendenaktien." Andreas Rau, Leiter Vertrieb der BCA AG, unterstreicht die Sinnhaftigkeit von Income Strategien für das individuelle Portfolio, gibt aber zu bedenken, dass auch diese Produkte nicht ganz ohne Risiko und möglichen Schwankungen auskommen, da sie oftmals einen Aktienanteil beimischen, um die Rendite zu steigern.
Income Fonds stellen eine Lösung aus dem Dilemma dar, sind aber nicht die Allzweckwaffe, denn diese gibt es nicht.
Income Strategien, zu denen neben Income Fonds in erster Linie auch Dividendenfonds zählen, sollten ein integraler Baustein eines jeden Portfolios sein. Dividenden werden als Zinsersatz wahrgenommen, sind sie doch teilweise höher als der derzeitige Niedrigzins. „Und Ausschüttungen wirken beim Anleger psychologisch wie die altbekannten Zinsgutschriften von Girokonto und Sparbuch", ergänzt BCA-Experte Rau in diesem Kontext. „Income Strategien gelten besonders bei Aktieninvestments als konservativ im Vergleich etwa zu Strategien, die auf Unternehmenswachstum setzen", wirft Nils Hemmer, Head of Wholesale and 3rd Party distribution bei Pioneer Investments, ein. Formulierungen wie regelmäßige wieder kehrende Erträge oder eine möglichst breite Diversifikation über verschiedene Anlageklassen streicheln die Seele des Investors, der vor allem eines nicht haben möchte: Geld verlieren. Sowohl der Blick auf Absatzstatistiken größerer Anbieter als auch bei Maklerpools, die im Investmentgeschäft sehr aktiv sind, bestätigen diesen Trend.
Dividendenfonds als Klassiker finden sich in vielen Portfolien wieder.
„Von den Verbundmaklern der FondsKonzept AG gab es zu Income Fonds bis dato keine Anfragen. Anders sieht es bei Dividendenfonds aus. Diese besitzen bereits eine längere Markthistorie und werden durchaus immer wieder gut nachgefragt", so Hans-Jürgen Bretzke, Vorstand der FondsKonzept AG. „Wir gehen davon aus, dass die Produkte in den meisten Fällen nicht aktiv vom Kunden nachgefragt werden, sondern aufgrund einer Empfehlung des Beraters in die Depots aufgenommen werden", ergänzt Schmidt. Die Fondsindustrie weiß um die existenzielle Bedeutung von Erträgen aus Zinsen und Dividenden für sicherheitsorientierte Investoren, die in diesem Zusammenhang auch an ihre eigene Altersvorsorge denken müssen. Viele Unternehmen verdienen weiterhin gut und beteiligen ihre Aktionäre großzügig an den Gewinnen, schreibt die DZ Bank in ihrer Studie zu den Dividendenfavoriten 2015. Für dieses Jahr wird eine Rekordausschüttung der deutschen Unternehmen erwartet. Die HDax-Unternehmen schütten nach Einschätzung der Experten Dividendenzahlungen in Höhe von 37 Mrd. Euro aus.
Der Invesco Global Equity Income Fund DL C überzeugt mit einer Wertentwicklung von knapp 60 % in den vergangenen drei Jahren, ebenso wie der Petercam B - Equities World Dividend – B. Das Schwergewicht M&G Global Dividend Fund mit einem Fondsvolumen von über 11 Mrd. Euro rangiert zwar in der oberen Hälfte, verpasst aber auf kurz- als auch auf mittelfristige Sicht den Sprung unter die Top 3. „Risikobewussten Kunden legen wir bereits seit einiger Zeit Aktienstrate gien mit Fokus auf hohe und nachhaltige Dividendenausschüttungen nahe. Das Thema ist inzwischen auch bei vielen Anlegern durchgedrungen. 2014 verzeichnete unser europäisches Flaggschiffprodukt Allianz European Equity Dividend Mittelzuflüsse von über 1 Mrd. Euro", bemerkt Mathias Müller, Leiter Privatkundengeschäft Deutschland bei Allianz Global Investors, an. „Ertragsorientierte Anlagestrategien spielen bei uns tatsächlich eine große Rolle. Neben Wachstum und Stabilität ist Ertrag ein zentrales Bedürfnis der Anleger. Um dem Ertragsbedürfnis gerecht zu werden, haben wir den Multi Asset Fonds Fidelity Zins & Dividende aufgelegt", so Claude Hellers, Leiter Retail und Wholesale Vertrieb bei Fidelity Worldwide Investment in Deutschland.
Trend Multi Asset Income Fonds.
Neben den Dividendenfonds als Klassiker hat im vergangenen Jahr ein Trend an Fahrt aufgenommen, auf den mittlerweile viele Fondsanbieter aufgesprungen sind: Multi Asset Income Fonds, die trotz niedriger Zinsen attraktive Ausschüttungen bieten sollen. So ist man bei J.P. Morgan Asset Management der Meinung, dass Mischfonds mit regelmäßiger Ausschüttung der Ausweg aus dem Anlegerdilemma sind. Insbesondere angelsächsische Investmentgesellschaften arbeiten bereits seit einigen Jahren mit Multi Asset Income und bringen entsprechende Fonds nun vermehrt nach Deutschland. Das Konzept trifft auf rege Nachfrage, wie Jakob Tanzmeister, Produktexperte in der Global Multi Asset Group bei J.P. Morgan, bekräftigt „Der JPM Global Income Fund hat beispielsweise inzwischen ein Volumen von 9,7 Mrd. USD – das spricht für sich." Mit Threadneedle Investments, BlackRock und zuletzt Amundi sind weitere Gesellschaften auf den Zug „Multi Asset Income" aufgesprungen. Threadneedle hat Ende 2014 den Threadneedle (Lux) Global Multi Asset Income Fund (SICAV) aufgelegt. Der Fonds wird von Toby Nangle, Leiter des Bereiches Multi Asset, gemanagt. Sein Ziel ist es, einen jährlichen Ertrag von 5 % zu erzielen. Um dieses Ertragsniveau im derzeitigen Marktumfeld zu erreichen, nutzt der Fonds Derivate. Auf diese Weise soll er die zu erwartende Rendite optimieren. Gleichzeitig soll das Portfolio eine geringere Volatilität aufzeigen als ein reines Aktienportfolio. Amundi hat jüngst den First Eagle Amundi Income Builder Fund auf den Markt gebracht. Der aktiv gemanagte globale Mischfonds kombiniert regelmäßige Ausschüttungen mit dem Ziel eines langfristig moderaten Kapitalzuwachses. Die Ausschüttungen des Fonds erfolgen quartalsweise und sollen 5 % pro anno betragen. Allianz Global Investors ist sehr erfolgreich mit ihrem Allianz Income and Growth in diesem Bereich unterwegs. Der Fonds zählte in 2014 zu den Top Ten der absatzstärkten in Deutschland bzw. Österreich zugelassenen Fonds und kommt derzeit auf ein Volumen von ca. 9 Mrd. Euro. Etwas vorsichtiger in der „Produktverpackung" geht Pioneer Investments vor, die mit einer eigenen Produktfamilie, den Target Income Fonds, präsent sind. „Diese Fonds verfolgen ein jährliches Ausschüttungsziel, das am Anfang eines jeden Jahres festgelegt wird. Das ist zwar keine Garantie, jedoch eine sehr ernst gemeinte Absichtserklärung", so Hemmer. Der Pioneer Funds – European Equity Target Income wurde dabei im November 2011 aufgelegt und hatte per Ende Oktober 2014 ein Volumen von 1,48 Mrd. Euro. Das Volumen des Pioneer Funds – Global Equity Target Income beträgt zum selben Stichtag 710 Mio. Euro.
Sind nun ertragsorientierte Strategien die eierlegende Wollmilchsau?
Nein. Für diejenigen, die auf regelmäßige Erträge angewiesen sind, stellen diese Produkte durchaus eine attraktive Option dar und haben ihren Charme. „Investoren, deren Fokus nicht auf regelmäßigen Ausschüttungen liegt, empfehlen wir derzeit Investmentfonds, die eher Kapitalerhalt oder -wachstum anstelle eines laufenden Einkommens anstreben. Innerhalb dieser Strategien besitzen die Fondsmanager eine größere Flexibilität und können auch Wertpapiere kaufen, deren Renditen aktuell zwar geringer sind, dafür aber zusätzliche Chancen bieten", so Fonds Finanz Investmentexperte Schmidt. Zu bedenken ist aber, dass jeder Basispunkt Mehrertrag über dem mittlerweile negativen risikolosen Zins mit zusätzlichen Risiken verbunden ist. Während Erträge von 4 bis 5 % in der Vergangenheit noch mit bonitätsstarken Staatsanleihen realisierbar waren, ist das mittlerweile nur unter Inkaufnahme höherer Risiken zu bewerkstelligen. Klaus Dieter Erdmann, Geschäftsführer der MMD Multi Manager GmbH, hat jüngst in einem Beitrag darauf hingewiesen, dass es sowohl Beratern als auch Anlegern klar sein sollte, dass beispielweise Anleihen mit hohem Ertragspotenzial das Risiko im Portfolio hebeln, weil sie eine schlechtere Emittentenbonität aufweisen. Zudem gelte das Versprechen der regelmäßigen Erträge auch für Verlustphasen, was dann am Kapitalerhalt rütteln könnte. (ah)
Income Strategien - Printausgabe 01/2015

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