Mit der Rückabwicklung holt man das meiste heraus

08.06.2021

Liane Kirchenstein / Foto: © Vertragshilfe24

Wer sich von seiner Lebens- oder Rentenversicherung trennen will, hat mehrere Möglichkeiten. Jeder Versicherte weiß, dass er den Vertrag kündigen kann, nur wenige prüfen den Verkauf. Beides ist schlecht, meint Liane Kirchenstein von Vertragshilfe24. Sie plädiert für die Rückabwicklung.

finanzwelt: Frau Kirchenstein, Lebensversicherungen sind trotz aller Probleme der Renner, sie aber raten Versicherten, sich von ihren Verträgen zu trennen. Warum eigentlich? Liane Kirchenstein: Ich kenne nur eine einzige Lebensversicherung, die ich meinem besten Freund empfehlen würde, und das ist die Risikolebensversicherung. Bei allen anderen Formen folge ich der Position des Bundes der Versicherten und der Verbraucherzentralen: Lebens- und Rentenversicherungen sind nicht attraktiv. Sie enthalten viele versteckte Kosten, von denen die meisten Versicherten gar nichts wissen. Es gibt Verträge, da geht die Hälfte der Versicherungsprämie für Kosten der Versicherungsgesellschaft drauf, sprich, es wird nur die Hälfte gespart und verzinst. Und das für aktuell nur noch 0,25 Prozent Zinsen.

finanzwelt: Daraus machen die Versicherer ja kein Geheimnis und raten deshalb zu fondsgebundenen Lebensversicherungen, die höhere Erträge abwerfen können. Kirchenstein: Das kann sein, das kann aber auch in die andere Richtung gehen, nämlich nach unten. Dann ist der Versicherte auf einmal ein Spekulant an der Börse. Und selbstverständlich zwackt auch bei diesen Verträgen die Versicherungsgesellschaft Kosten für die Provision an den Vermittler ab, für die eigenen Verwaltungskosten, für die Fondsverwaltung und so weiter. Aber ob jemand so einen Vertrag abschließt oder nicht, ist nicht unser Geschäft. Wir kümmern uns um Versicherte, die ihren Vertrag schon länger haben und ihn loswerden wollen. Gerade in der aktuellen Krise müssen viele Versicherte jeden Euro dreimal umdrehen und schauen, wo sie Ausgaben kürzen können bzw. wie sie an Geld kommen. Und da stoßen viele eben auf ihre Lebensversicherung.

finanzwelt: Die muss man ja nicht gleich kündigen, die kann man ja auch beitragsfrei stellen. Kirchenstein: Richtig, das kann in Einzelfällen auch ganz vernünftig sein. Fast jede Lebensversicherung enthält auch eine Risikolebensversicherung, und die braucht man oft weiter. Wir raten aber so oder so von der Kündigung ab, denn dann erhalten Versicherte nur den niedrigen Rückkaufswert, den die Versicherungen freiwillig rausrücken. Mit unserer Hilfe bekommen sie aber viel mehr, häufig das Doppelte, in Einzelfällen sogar das Dreifache.

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