Neuro-Leadership: Mit Herz, Hirn und Haltung führen

09.10.2025

Foto: Barbara Liebermeister © Barbara Liebermeister

Wer Menschen führen möchte, muss wissen, wie diese „ticken“ sowie was diese motiviert und antreibt. Die neurowissenschaftlichen Erkenntnisse helfen Führungskräften hierbei. Also sollten sie diese kennen. Ein Gastbeitrag von Barbara Liebermeister.

Führung bzw. eine Führungskraft zu sein, ist eine komplexe Aufgabe, die nicht nebenbei erledigt werden kann. Darüber besteht heutzutage weitgehend ein Konsens. Trotzdem stehen die Themen Führung und Leadership – zumindest praxisorientiert – im Lehrplan weniger Hochschulen. Deshalb übernehmen noch immer viele nachrückende Führungskräfte die Führungsstile ihrer Vorgesetzten: schlicht, weil sie es nichts anderes kennen (… und wissen: Wenn ich im Führungs-Mainstream mitschwimme, ecke ich nicht an).   Und dies, obwohl Führung (vermutlich) noch nie so anspruchsvoll war wie heute – nicht nur, weil sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schneller ändern als vor 10, 20 oder gar 50 Jahren, sondern auch, weil die Mitarbeitenden heute – auch aufgrund der veränderten Zusammenarbeit – zurecht andere Erwartungen an Führung haben.

Die Erkenntnisse der Hirnforschung beim Führen beachten

Eine Führungskraft, die heute eine echte Führungs- KRAFT sein möchte, die die gewünschten Wirkungen entfaltet, muss verstehen, wie das menschliche Gehirn funktioniert: das eigene sowie das der Personen, die geführt werden und/oder mit denen eine Kooperation nötig ist. Dabei hilft das sogenannte Neuro-Leadership. Dieser Begriff steht für:

·         das Anwenden neurowissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden auf die Mitarbeiter- und Teamführung

·         und das Schaffen einer Arbeitswelt, die außer dem Bedarf der Unternehmen auch den Wünschen und Bedürfnissen der Mitarbeiter entspricht.

Beim Neuro-Leadership werden die Erkenntnisse der Hirnforschung in den Führungsalltag übertragen. Es geht darum, besser zu verstehen,

·         wie wir Menschen ticken,

·         wie wir Entscheidungen treffen,

·         wie Motivation entsteht und

·         weshalb Stress unsere Wahrnehmung verengt.

Führungskräfte, die diese Zusammenhänge kennen, können nicht nur ihr eigenes Verhalten besser steuern, sondern auch das Zusammenspiel im Team produktiver und positiver gestalten.

Das eigene Denken und Handeln und das der Mitarbeiter verstehen

Wie bereits geschrieben, sind Führungskräfte heute extrem gefordert. Die zunehmend digitale Zusammenarbeit und Dauerbelastung, die Informationsflut und Anforderung, stets ansprechbar zu sein und auf immer neue Herausforderungen zu reagieren, setzen nicht nur das menschliche Gehirn oft stärker unter Druck, als wir dies uns oft eingestehen – auch, weil die Führungskräfte heute häufig

·         trotz schlechter Daten- bzw. Informationslageweitreichende Entscheidungen treffen müssen und

·         Teams führen müssen, deren Mitglieder sie nur sporadisch sehen.

Vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen sowie den erforderlichen Zusammenhalt und die nötige Motivation zu gewährleisten, erscheint in diesem Kontext im Führungsalltag oft als eine unüberwindbare Erfolgsbarriere. Führungskräften, die beim Bewältigen dieser Aufgaben nur auf ihre persönliche Erfahrung setzen, laufen Gefahr, in alten, überholten Denk- und Handlungsmustern zu verharren. Neuro-Leadership liefert ihnen die Brille, mit der sie die Mechanismen im Hintergrund ihres Denkens und Handelns erkennen und bewusst den veränderten Rahmenbedingungen anpassen können.

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