Bitcoin - Gerade „Ottonormal“ sollte investieren!

22.11.2021

Ramy Harden, Geschäftsführer der Bitzeche GmbH / Foto: © Bitzeche GmbH

finanzwelt: Mittlerweile wissen viele, dass Krypto nicht nur aus Bitcoin besteht, sondern bereits fünfstellige Coins und Token in verschiedenen Arten im Umlauf und im Handel sind. Jetzt soll zudem auch ein digitaler Euro eingeführt werden, auch der US-Präsident Joe Biden spricht über einen digitalen USD. Wie sehen Sie diese Entwicklung und begrüßen Sie eine solche digitale Währung? Hardan: Noch ist die Ausgestaltung der CBDCs zu unklar, um sie einschätzen zu können. Im besten Fall fiele dadurch das Buchgeld der Geschäftsbanken weg. Der Großteil der Geldschöpfungsgewinne würde dann nicht mehr dort versickern. Geringere Transaktionskosten und -zeiten wären dann noch das Sahnehäubchen.

finanzwelt: Wenn solche digitale Währung kommt, kann man davon ausgehen, dass Kryptowerte dann weniger attraktiv werden? Hardan: Nein, zumindest Bitcoin nicht! CBDCs unterliegen der herrschenden Geldpolitik, die sich seit Jahrzehnten wesentlich durch Geldvermehrung - seit Corona Geldexplosion - auszeichnet. Ohne Bitcoin sind die Möglichkeiten der Werterhaltung begrenzt bzw. riskant.

finanzwelt: Jetzt gibt es aktuell auch einen Boom in Sachen NFT, also die Digitalisierung von physischen Werten. Wie sehen Sie diese Entwicklung und ist es überhaupt ein Boom? Hardan: Die Digitalisierung von physischen Werten ist ein mögliches Einsatzgebiet von NFT. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, auf dem nicht nur technische, sondern auch rechtliche Stolpersteine liegen. Den gegenwärtigen Boom tragen virtuelle Dinge oder Rechte, die durch NFT verbrieft werden, etwa Bilder, Musik, digitale Kunst. Doch die Auswahl ist schwierig: welche NFT langfristig werthaltig sein werden, ist kaum vorherzusagen. Wie schon bei den Kryptowährungen wird auch der Großteil der NFT nach dem ersten Boom auf dem virtuellen Schrottplatz landen. Ein NFT ist zunächst nur ein Einzelstück ohne Inhalt, aber mit unbestreitbarem Eigentümer auf der Blockchain. Der Schöpfer des NFT verknüpft damit dann derzeit vor allem digitale Inhalte. Oder er schlägt eine Brücke in die reale Welt: So erstellen wir für die Uhrenmanufaktur Hanhart aus dem Schwarzwald den ersten hybriden NFT. Neben digitalen Werken ist darin auch das Recht verbrieft, sich die Uhr tatsächlich bauen zu lassen. Neben dem virtuellen Unikat schaffen wir so auch ein physisches.

finanzwelt: Zusammengefasst, vor welchen Herausforderungen steht jetzt und auch blickend auf die Zukunft, 3,5,10 Jahre, Ihrer persönlichen Meinung nach die Branche um massentauglich zu werden oder zu sein? Hardan: Die Branche entwickelt sich rasend schnell. Neue Geschäftsmodelle und Formen der Unternehmensorganisation entstehen fast täglich. Das sind mächtige Werkzeuge, über deren Einsatz wir noch viel lernen müssen und deren Auswirkungen sich kaum vorhersagen lassen. Bitcoin im Besonderen fordert jeden einzelnen heraus, das Thema Geld gründlich zu erforschen. Das ist nicht nur eine fachlich komplexe Aufgabe, sondern auch eine persönliche Herausforderung, die Offenheit und Demut verlangt. Das gilt für Bitcoin-Befürworter wie -Gegner gleichermaßen. Gelingt einer kritischen Masse dieser Prozess, können wir diese großartige Technologie zum Wohle aller nutzen.

finanzwelt: Wir bedanken uns für das Interview und wünschen weiterhin viel Erfolg. (te)