MFS: Wohin steuert Japan?
13.02.2013
Die jüngste Schwäche des japanischen Yen hat große gesamtwirtschaftliche Folgen, die über die Devisenmärkte hinausgehen. Seit dem Sommer 2012 ist der Yen gegenüber dem US-Dollar um 15 % gefallen, gegenüber dem Euro um 25 %. Robert Spector, CFA Portfolio Manager bei MFS Investments, diskutiert in einem aktuellen Beitrag die Geldpolitik im Land der aufgehenden Sonne.
(fw/ah) Andere Assetklassen haben positiv darauf reagiert, da die Yen-Abwertung als ein Zeichen für eine gestiegene Risikobereitschaft gesehen wird. In den letzten Jahren galt der Yen als ein sicherer Hafen. Heute fragen wir uns, ob ein schwächerer Yen mit steigenden Aktien- und Unternehmensanleihekursen sowie Verlusten bei Staatsanleihen einhergeht.
Abwertung des Yen und Anstieg der japanischen Aktienkurse überraschen nicht
Unserer Ansicht nach ist die Schwäche des Yen einem Regimewechsel der Notenbank zu
verdanken. Offensichtlich bemühen sich die Notenbank und die neue Regierung jetzt sehr
viel intensiver als früher, die nicht enden wollende Deflation und wirtschaftliche Stagnation zu überwinden. Noch gehen die japanischen Verbraucherpreise um 0,1 % jährlich zurück. Die
Notenbank hat aber soeben ein offizielles Inflationsziel von 2 % verkündet. Und sie wird ihre
Offenmarktgeschäfte, also Wertpapierkäufe, so lange fortsetzen, bis das Ziel erreicht ist.
Sowohl die Fed und - in naher Zukunft wohl auch - die EZB weiten ihre Bilanzen aus. So viel
Geld wie die japanische wird jedoch voraussichtlich keine der beiden Notenbanken drucken.
Uns überrascht es daher nicht, dass der Yen abwertet und die japanischen Aktienkurse
deutlich gestiegen sind.
Abwertungswettlauf nützt am Ende niemandem
Sind das nun gute Aussichten für Japan und die Weltwirtschaft? Eine einfache Antwort wäre
schön. Doch wir sehen das Risiko von Währungskriegen. Wenn die Binnenwirtschaft
schwach ist, weil Verbraucher und Unternehmen Schulden abbauen, versuchen viele Länder
sich in den Export zu retten. Aber das ist bei unterdurchschnittlichem Wachstum der
Weltwirtschaft nicht einfach. Das Bestreben, die eigene Währung zu schwächen und
dadurch Weltmarktanteile zu gewinnen, ist dann naheliegend. Aber eine Abwertung der
eigenen Währung bedeutet eine Aufwertung der übrigen Währungen. Die Folge ist ein
Abwertungswettlauf, der am Ende zu nichts führt.
Deutsche Exporte in Gefahr
Besonders besorgniserregend ist die Aufwertung des Euro gegenüber dem Yen. Der
Euroraum braucht Wachstum, um aus der Schuldenkrise herauszukommen. Der
Aufschwung in Deutschland ist beeindruckend, aber die Angst groß, dass die japanischen
Wechselkursmanipulationen den deutschen Exporten schaden. Am Ende wird die EZB
gezwungen sein, Geld zu drucken, um den Euro zu schwächen. Im Währungskrieg
entstünde dann eine neue Front. Wir sind überzeugt: Japan hält seine Währungspolitik nicht
für einen Angriff auf andere Länder, sondern einzig und allein für eine Maßnahme, die
jahrzehntelange Deflation zu überwinden. Aber natürlich gibt es hier unterschiedliche
Auffassungen.

Kommen die US-Märkte aus dem Sturm?
