Studie: Auswirkungen von KI auf Qualität und Betrugsbekämpfung

06.05.2024

Foto: © Shutter2U - stock.adobe.com

62 Prozent der Führungskräfte in der Versicherungswirtschaft erwarten, dass Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen (AI/ML) die Qualität des Underwritings verbessern und Betrug einschränken. Das geht aus dem aktuellen World Property and Casualty Insurance Report 2024 des Capgemini Research Institute hervor. Gleichzeitig vertrauen nur 43 Prozent der Underwriter auf automatische Empfehlungen von predictive analytics tools und akzeptieren diese immer öfter. Viele haben immer noch Bedenken hinsichtlich Komplexität und Datenintegrität.

Underwriting durch organisatorische Rahmenbedingungen eingeschränkt

Der aktuelle World Property and Casualty Insurance Report 2024 des Capgemini Research Institute zeigt, dass die Underwriting-Fähigkeiten der Versicherungsunternehmen durch organisatorische Rahmenbedingungen eingeschränkt werden. Der Studie nach gelten nur 8 Prozent der Sach- und Unfallversicherer als Vorreiter im Underwriting, die kontinuierlich bessere Leistung erbringen als die übrigen Anbieter, dank fundierter Entscheidungen und präziser Risikobewertungen auf Basis von KI und Automatisierung. Diese Wegbereiter der Branche fördern eine bessere Zusammenarbeit und Kundentransparenz, indem sie die Underwriter in den Mittelpunkt aller Entscheidungen stellen.

Instabiles Umfeld der Versicherer

„Die Versicherer steuern aktuell durch ein instabiles Umfeld. Die Branche muss auf diese Volatilität reagieren, indem sie die Regeln für das Underwriting überdenkt", fordert Dr. Joachim Rawolle, Leiter Business Technology Solutions für Versicherungen bei Capgemini. „Für viele Häuser ist es überfällig, die versicherungsfachlichen Kernsysteme und Underwriting-Werkzeuge zu modernisieren. Dies führt zu besseren Ergebnissen und mehr Transparenz. Der Einsatz von KI-basierten Erkenntnissen und Automatisierung ist für die Branche von entscheidender Bedeutung, um sich an die Risikodynamik sowie das Verhalten der Versicherungsnehmer anzupassen und so einen konkurrenzfähigen Weg zur Profitabilität im Underwriting zu finden."

Herausforderungen für Schaden- und Unfallversicherer nehmen zu

Angesichts des Inflationsdrucks, der die Versicherten finanziell belastet, steigt die Nachfrage nach finanzierbaren, einfachen und transparenten Versicherungsprodukten. Der Studie zufolge empfinden 42 Prozent der Versicherungsnehmer den derzeitigen Underwriting-Prozess als komplex und langwierig. Darüber hinaus haben 27 Prozent der Versicherten in den letzten zwei Jahren auf der Suche nach niedrigeren Prämien (60 Prozent) und besserem Versicherungsschutz (53 Prozent) den Anbieter gewechselt.

Während die Prämien gestiegen sind hatten die Underwriting-Experten zu kämpfen, da die combined ratios die 100 Prozent-Marke überschreiten aufgrund von Naturkatastrophen, neuen Risiken durch technologische Innovationen wie Cyber-Bedrohungen und das Aufkommen generativer KI sowie regulatorischer Komplexität.  Führungskräfte der Branche nennen unter anderem erhebliche organisatorische Hürden, wenn es darum geht, ihre Kunden zu begeistern: Unzureichender Zugang zu Daten (54 Prozent), veraltete Systeme (51 Prozent) und der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern (47 Prozent). 

KI und Underwriting

Die Studie zeigt, dass 62 Prozent der Führungskräfte davon ausgehen, dass Technologien der Künstlichen Intelligenz und des maschinellen Lernens (AI/ML) die Qualität des Underwritings erhöhen und Betrug abwehren. Trotz dieser Vorteile vertrauen nur 43 Prozent der Underwriter auf automatisierte Empfehlungen von predictive analytics tools als Entscheidungsgrundlage. Das Zögern ist auf eine überwältigende Komplexität (67 Prozent) und Bedenken hinsichtlich der Datenintegrität (59 Prozent) zurückzuführen. Der Studie zufolge können Versicherer ihre Zurückhaltung überwinden, indem sie die Underwriter frühzeitig einbinden und sicherstellen, dass die KI/ML-Modelle erklärbar und angemessen transparent sind. (mho)